Auto-Experte Dudenhöffer
Neuanfang bei VW? Fehlanzeige! Designierter VW-Aufsichtsrats-Chef Pötsch „untragbar“
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer fordert angesichts des VW-Skandals die Abschaffung des VW-Gesetzes: „Der Skandal ist eine Folge der engen Verzahnung von Staat, Wirtschaft und Gewerkschaften“, sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Diese Verzahnung entsteht durch das VW-Gesetz – es muss abgeschafft werden.“
Auch die einflussreiche Rolle des Betriebsrats habe bei VW bereits zu Skandalen geführt, sagte Dudenhöffer. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sei der mächtigste Mann im Konzern. „An ihm kam im Aufsichtsrat niemand vorbei, auch Winterkorn nicht“ so Dudenhöffer. Doch im Aufsichtsrat werde nicht aufgeräumt.
„Pötsch als Aufsichtsratsvorsitzender untragbar“
Vor allem die Berufung des ehemaligen VW-Finanzvorstands zum Aufsichtsrats-Chef sei ein großer Fehler des Konzerns. „Dass Hans-Dieter Pötsch künftig den Aufsichtsrat leiten soll, ist ein Witz“, kritisiert Dudenhöffer. „Pötsch hat die Anleger nicht gewarnt, selbst als das Schreiben der Umweltbehörde EPA bereits tagelang im Internet stand.“ Dies ist der Fehler des Finanzvorstands“, sagt Dudenhöffer. „Wenn VW jetzt Klagen von Aktionären bekommt, ist Pötsch aus meiner Sicht dafür verantwortlich.“ Mit der Berufung von Pötsch sei das Aufsichts-Gremium „schon jetzt als Aufklärungsorgan diskreditiert“, so der Experte. „Pötsch ist nicht tragbar“, kritisiert Dudenhöffer. „Diese Personalie bedeutet: bei VW sucht man keinen echten Neuanfang.“
Verhalten von VW-Managern war kriminell
Derweil spricht ein VW-Aufsichtsratsmitglied Klartext und bezeichnet das Verhalten der Volkswagen-Manager als „kriminell“. Frühere Verantwortliche beteuern ihre Unschuld. Lesen Sie mehr: Aufsichtsratsmitglied erhebt schwere Vorwürfe: “VW-Manager haben kriminell gehandelt“
Wie am Montag bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet. Begründet wird dieser Schritt mit Strafanzeigen gegen den früheren VW-Boss, der vor Kurzem zurückgetreten ist (mehr dazu hier und hier). Spannend wird hier vor allem auch die Frage von Schadenersatzansprüchen gegenüber dem ehemaligen VW-Chef und weiteren Managern.
Lesen Sie auch
Wie wallstreet:online berichtet, hängt das Schicksal von Martin Winterkorn am seidenen Faden. Was wusste er von der Manipulationssoftware in Diesel-Fahrzeugen? Die Antwort entscheidet unter anderem darüber, ob der zurückgetretene VW-Chef seine Zukunft möglicherweise hinter Gittern verbringen muss. Das schöne viele Geld könnte dann auch ganz schnell weg sein, sollte Volkswagen Milliardenforderungen an Winterkorn und weitere Manager stellen.