Die dunkle Seite der Abhängigkeit
Aufruhr beim VfL! VW stellt Fußball-Sponsoring infrage - Die Bundesliga zittert
„Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen“ – Ein Satz, der in der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg einschlägt wie eine Bombe. Denn damit steht plötzlich die gesamte Zukunft des Vereins auf dem Spiel.
Der neue VW-Chef Matthias Müller schwor die Belegschaft am Dienstag auf harte Zeiten ein. „Ich bin ganz offen zu Ihnen: Das alles wird nicht ohne Schmerzen gehen“, so Müller, der nun radikal sparen will. „Was jetzt nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben.“ (Mehr dazu hier)
Plötzlich steht alles auf dem Prüfstand … unter anderem auch das Sport-Sponsoring. Die Bundesliga zittert. Die Finanzquellen aus Wolfsburg, die so fröhlich vor sich hin sprudelten, drohen auf einmal zu versiegen. Jahrelang haben Vereine und DFB bereitwillig die Hände aufgehalten, jetzt wird ihnen schmerzlich bewusst, wie sehr sie sich dabei in die Abhängigkeit von VW begeben haben.
Müllers Vorgänger Martin Winterkorn hatte in seiner Amtszeit die Fußballbundesliga als Marketing-Instrument entdeckt und das Sponsoring in diesem Bereich massiv vorangetrieben. Neben dem VfL Wolfsburg, an dem der Konzern zu 100 Prozent beteiligt ist, hält Volkswagen über seine Tochter Audi auch Anteile am FC Bayern München und dem FC Ingolstadt. Darüber hinaus ist VW Sponsor von 13 weiteren Proficlubs der ersten und zweiten Bundesliga sowie enger Partner des DFB (u.a. Sponsor des DFB-Pokals).
Die VW-Macht wird zur Gefahr
Bisher profitierte der deutsche Fußball von dem massiven Engagement des Autobauers. Doch nun zeigt sich, wie gefährlich diese finanzielle Abhängigkeit ist. Sollte VW nun tatsächlich den Geldhahn zudrehen, droht der Bundesliga ein wahres Erdbeben – und mittendrin der VfL Wolfsburg.
Dort gab man sich in den vergangenen Tagen betont gelassen. Sportchef Klaus Allofs wurde nicht müde, die Bedeutung des Vereins für die Marke Volkswagen hervorzuheben und gleichzeitig die finanzielle Rolle herunterzuspielen. „Wenn man den gesamten Konzern betrachtet, ist das finanzielle Engagement in der Tat sehr gering. Der VfL ist umgekehrt für die Marke VW mehr wert als die tatsächlich investierte Summe“, so Allofs (siehe: Einschnitte bei Fußballergehälter und Transfersummen? Populistische Sozialschneiddebatte). Aus diesem Grund befürchte er keine negativen Folgen für seinen Verein. „Es gibt keinen Grund, sich jetzt Sorgen zu machen“, betonte Allofs erst gestern nochmals gegenüber dpa-AFX. „Bei aller Bedeutung, die wir haben, glaube ich, dass dies in eine andere Richtung geht. Es gibt da brennendere Themen. Da geht es um andere finanzielle Größenordnungen. (…) Sollte es Veränderungen der Denkweise im Hinblick auf den VfL geben, bin ich fest davon überzeugt, dass ich einer der ersten bin, der davon erfährt.“
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Doch das war bevor VW-Chef Müller in der "F.A.Z." den alles entscheidenden Satz fallen ließ: „Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen.“