Nordex verspürt Gegenwind
Die Aktie des Windturbinenherstellers Nordex gehört zu den Toptiteln im TecDAX. Seit dem Mehrjahrestief im Herbst 2012 bei 2,57 Euro hat sich die Aktie bis Mitte Oktober auf 29,25 Euro mehr als verzehnfacht. Aktuell stagniert der Titel knapp unterhalb dieser Marke und verdaut diesen Kursaufschwung. Kann das Unternehmen künftig genug Wachstum generieren, um weitere Kursgewinne zu rechtfertigen?
Die Voraussetzungen sind jedenfalls vorhanden, denn Nordex ist nicht nur eine Turnaround-Geschichte, sondern profitiert gleichzeitig von mehreren Trends. Zum einen ist eine weltweite Dekarbonisierung der Energiewirtschaft zu beobachten. Kohle- und Kernkraftwerke werden zunehmend durch Erneuerbare Energien - vornehmlich Windkraft – ersetzt. Zum anderen vollzieht sich im Kernmarkt Deutschland die Energiewende und bereits bestehende Windparkanlagen kommen verstärkt in einen Nachrüstungszyklus. Von diesen Entwicklungen profitiert das Unternehmen nachhaltig.
In der Nische zum Erfolg
Basis des Erfolgs ist eine klar abgegrenzte Nischenstrategie. Diese fokussiert sich auf etwa 20 Kernmärkte in denen vornehmlich kleine und mittelgroße Kunden bedient und nur Projekte an Land umgesetzt werden. Hierbei richtet man die Produktpalette konsequent an dieser Strategie aus und kann sich von breit aufgestellten Wettbewerbern signifikant differenzieren. Das Ergebnis sind deutliche Steigerungen bei Umsatz und Ertrag. Von 2011 bis 2014 konnte man den Jahresumsatz von 0,9 auf 1,7 Mrd Euro verbessern. Und ein Ende des starken Wachstums ist nicht in Sicht. Im ersten Halbjahr konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34,9 Prozent zulegen. Die Aufträge sind sogar um 49 Prozent auf 1.354 Mrd. Euro gestiegen. Alle Vertriebsmärkte haben erhebliche Zuwachssteigerungen erfahren. Gleichzeitig geht das starke Wachstum nicht zu Lasten der Ertragsmarge. Diese pendelte in 2014 noch zwischen 4-5 Prozent und hat jetzt den Wert von 5,6 Prozent erreicht. Im Rahmen der Guidance soll diese in der zweiten Jahreshälfte auf 6,1 Prozent zulegen. Mit einem KGV von 36,45 ist die Aktie sicherlich kein Schnäppchen mehr, aber die Rahmenbedingungen und die erfolgreiche Nischenstrategie lassen auch in den nächsten Jahren auf ordentliche Wachstumsraten schließen. Von daher überrascht es kaum, dass die überwiegende Mehrheit der Analysten weiterhin positiv gegenüber der Aktie eingestellt ist. Von den 16 Finanzinstituten, die den Anteilschein bewerten, warten 12 mit einer Kaufempfehlung auf.
Gewinne werden verdaut
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Charttechnisch ist der seit drei Jahren haussierende Titel in einem ungebrochenen Aufwärtstrend. Auch die Panikverkäufe im August hat die Aktie schnell weggesteckt und zeigt relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt. Dies drückt sich auch in einem komfortablen Abstand oberhalb der 50- und 200-Tagelinie aus. Kurzfristig erschöpfte sich der Kaufdruck an der Marke von 28 bis 29 Euro, die Aktie ging vor wenigen Tagen in eine Seitwärtsphase über (aktueller Kurs hier). Aufgrund der leicht überhitzten Indikatoren ist zunächst von einer Fortsetzung dieser Bewegung auszugehen. Solange das Augusttief bei 20,70 Euro nicht unterschritten wird, geht keine Gefahr für den übergeordneten Aufwärtstrend aus. Ein bullisher Wiedereinstieg würde sich bei Überwindung der eben erwähnten Hürde ergeben. In diesem Fall sind die nächsten wichtigen Anlaufpunkte auf der Oberseite die Jahreshochs 2008 und 2007 bei 32,73 respektive 39,60 Euro. Wir haben einiges an Handwerkszeug auf Nordex in unsere ISIN-Liste gelegt.