ROUNDUP 2/Ölpreis, China und Gazprom-Tausch
BASF kappt Ziele für 2015
(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz)
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF bekommt den Ölpreisverfall und die sich abkühlende Konjunktur in China heftig zu spüren - und kappt erneut die Ziele für 2015. Nach einem ausgeprägten Sommerloch zogen die Mengen im September nicht an, und auch der traditionell starke Oktober enttäuschte. "Stand heute haben wir kein wirkliches Mengenwachstum im Oktober", sagte Vorstandschef Kurt Bock zusammen mit Finanzchef Hans-Ulrich Engel am Dienstag.
Das wirtschaftliche Umfeld habe sich in wichtigen Schwellenländern, vor allem in China, eingetrübt. "Die Zeiten des einfachen Wachstums in China sind sicherlich vorbei." Außerdem fiel der Ölpreis noch weiter als angenommen, was kräftig auf die Verkaufspreise drückte. Die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden deshalb weiter reduziert.
Nun soll der Umsatz bei BASF - auch wegen des Tauschs milliardenschwerer Geschäftsanteile mit dem russischen Energieriesen Gazprom - im Vergleich zu 2014 (74,33 Mrd Euro) leicht sinken, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen (2014: 7,36 Mrd Euro) leicht fallen. Bislang war noch ein Ebit vor Sondereinflüssen auf Vorjahreshöhe und ein leicht steigender Umsatz erwartet worden. BASF-Aktien reagierten mit einem Kursverlust von zeitweilig 4,5 Prozent.
GAZPROM-TAUSCH WIRKT SICH AUF SCHLUSSQUARTAL AUS
Der Tausch der Geschäftsanteile mit Gazprom schlägt im vierten Quartal nach Engels Angaben mit einem Umsatzminus von etwa drei Milliarden Euro zu Buche. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sinkt deshalb um rund 100 Millionen Euro. Ursprünglich habe man das Ziel gehabt, den Handel zum Ende des Jahres abzuschließen, sagte Bock. Die Einigung war Anfang September bekanntgegeben worden - und hatte überrascht. Denn im Dezember 2014 hatten die Partner das lange angebahnte Geschäft vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise aus politischen Gründen abgesagt. Die Einigung sieht unter anderem vor, dass die BASF-Tochter Wintershall im Tausch gegen ihr Gashandels- und -speichergeschäft am Ertrag einer sibirischen Lagerstätte beteiligt wird.
Im dritten Quartal machte BASF dank außerordentlicher Erträge aus dem Tausch mit Gazprom einen Gewinnsprung: Der Jahresüberschuss nach Anteilen anderer Gesellschafter stieg um fast ein Fünftel auf 1,2 Milliarden Euro. Der Umsatz lag dagegen mit 17,4 Milliarden Euro um fünf Prozent unter dem Vergleichswert, das Ebit vor Sondereinflüssen sank um zehn Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Die Ergebnisentwicklung in China sei nicht befriedigend gewesen, sagte Bock. Neben Anlaufkosten für neue Anlagen drückten geringere Verkaufspreise und Absatzmengen auf das Ergebnis in der Region Asien-Pazifik.
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WEITERE ABKÜHLUNG IN CHINA MÖGLICH
Für die globale Chemieproduktion rechnet Bock jetzt nur noch mit einem Wachstum von 3,5 statt 3,8 Prozent. Als Risiken sieht BASF eine weitere Verlangsamung des Wachstums in China und eine unsichere Entwicklung in Europa. Mit der Konzentration auf Geschäfte in Wachstumsmärkten sowie auf Innovationen und Restrukturierungen soll dagegen gehalten werden. Für 2016 ist ein neues Sparprogramm angekündigt, das ab Ende 2018 jährlich eine Milliarde Euro zum Ergebnis beisteuern soll. Ein anderes läuft Ende 2015 aus. "Wir sind eben wirklich voll auf die Kostenbremse getreten", sagte Bock.
Er bekräftigte zudem den Plan, ab Januar 2016 alle Pigmentaktivitäten in einer neuen globalen Geschäftseinheit zusammenfassen, die später ausgegliedert und in eigenständige Gesellschaften überführt werden soll. Damit solle die Schlagkraft und Ergebnisorientierung gesteigert werden. Eine weitere Entscheidung sei noch nicht getroffen worden./jes/mne/jha/stb
--- Jasper Rothfels, dpa und Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX ---