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    Peking reagiert auf Babyflaute  2474  2 Kommentare Aus eins werden zwei: China führt Zwei-Kind-Politik ein

    Juhu, China schafft die umstrittene Ein-Kind-Politik ab. Ein Sieg für die freie Liebe? Wohl kaum. Denn aus der Ein- wird nun die Zwei-Kind-Politik. Dahinter steckt wirtschaftliches Kalkül.

    Der Einfluss der chinesischen Regierung reicht bis ins Schlafzimmer. Seit mehr als drei Jahrzehnten schreibt sie den Bürgern vor, wie viele Kinder sie bekommen dürfen, nämlich genau eins. Nun hat die eiserne Ein-Kind-Politik ein Ende. Das verkündete das chinesische Zentralkomitee in Peking.

    Aus eins werden zwei – Künftig dürfen chinesische Paare zwei Kinder bekommen. Das entschied die chinesische Regierung auf ihrer viertägigen Sitzung. Bei dem Treffen hatte das hohe Parteigremium über den neuen Fünf-Jahres-Plan beraten und die Weichen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes gestellt. Der Plan soll im März vom Volkskongress gebilligt werden.

    Babyboom für mehr Wirtschaftswachstum?

    Die Gründe für die überraschende Wende in der staatlich verordneten Familienpolitik liegen auf der Hand: China gehen schlicht die Kinder aus - und das bei einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Volksrepublik zählt heute mehr als 1,3 Milliarden Menschen. Bereits Ende 2013 reagierte die Kommunistische Zentralpartei auf die rückläufigen Geburtsraten, indem sie die Ein-Kind-Politik etwas lockerten. Danach durften Paare, von denen einer der Partner ein Einzelkind ist, schon zwei Kinder haben.

    Der erhoffte Babyboom blieb allerdings aus. Und jetzt? Viele sind skeptisch, ob die Strategie hinter der neuen Zwei-Kind-Politik aufgehen wird. Aufgrund hoher Mieten und teurer Schulbildung fürchten viele Paare in den Metropolen, dass sie sich kein zweites Kind leisten können. „Nur wenn auch die Kosten, ein Kind aufzuziehen, gesenkt werden können, wird diese neue Politik funktionieren“, hieß es unter anderem in spontanen Reaktionen in Internetforen.

    Verbesserung ja, Fortpflanzungsfreiheit nein

    Die Ein-Kind-Politik war wegen ihrer strengen Umsetzung mit Zwangsabtreibungen bis spät in der Schwangerschaft und anderer Zwangsmaßnahmen immer heftig umstritten. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte die Abschaffung auch als „Schritt in die richtige Richtung“, so Sophie Richardson gegenüber dpa-AFX.

    Viele Menschen in und außerhalb von China hätten das Ende seit Jahrzehnten gefordert, sagte die in New York ansässige Expertin. Doch bedeute die Zulassung der Zwei-Kind-Familie nicht, dass es jetzt Fortpflanzungsfreiheit in China gebe. „Der Staat greift aus unserer Sicht weiter willkürlich und unnötig in die reproduktiven Rechte der Menschen ein“, sagte Richardson.

    Der lange Weg von der Ein- zur Zwei-Kind-Politik

    Die Ein-Kind-Politik war 1979 eingeführt worden. Das wachsende Riesenvolk musste ernährt und die knappen Ressourcen geschützt werden. Ohne die strikte Familienpolitik würden heute in China nach offiziellen Angaben schätzungsweise 300 Millionen Menschen mehr leben. Mit vielen Ausnahmen für Minderheiten oder Bauern betrafen die Regeln aber nach Angaben von Experten nur noch ein Drittel der Paare.

    Chinas Akademie der Sozialwissenschaften hatte schon im Sommer laut Medienberichten eine Zwei-Kind-Lösung als Antwort auf die älter werdenden Gesellschaft und die geringe Geburtenfreudigkeit vorgeschlagen. Jede Chinesin bekommt demnach im Schnitt weniger als 1,6 Kinder. Für eine stabile Bevölkerungsentwicklung sei eine Quote von 2,1 nötig, hieß es weiter.

    Über die Jahre war die Ein-Kind-Politik schon zunehmend gelockert worden. Wegen der traditionellen Bevorzugung von Jungen durften Bauern, die als erstes ein Mädchen bekommen hatten, noch mal versuchen, einen männlichen Stammhalter zu bekommen. Gewitzte Chinesen fanden auch Wege, die Beschränkungen zu umgehen. Wer genug Geld hat, zahlte häufig einfach die Strafen, die bei einem zweiten Kind verhängt werden. Die Höhe war je nach Region unterschiedlich.

    Mit dpa-AFX




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