checkAd

    Halvers Woche  369  0 Kommentare "Wie geht man mit der Terrorgefahr in der Kapitalmarktanalyse um?"

    20. November 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). In unserer Wirtschafts- und Finanzwelt laufen Ursache- und Wirkungszusammenhänge normalerweise so automatisiert ab wie die Steuerung unserer Heizungsanlagen. Ist beispielsweise die Konjunktur zu schwach bzw. Inflation zu gering, senken die Notenbanken die Zinsen bzw. erhöhen ihre Liquiditätsversorgung und umgekehrt. Diese typischen Musterabläufe haben Leitplankenfunktion für meine Kapitalmarktanalyse. Ansonsten wäre eine vernünftige Prognose von DAX, Zinsen oder Währungen nicht mehr möglich. Ja, Analyse ist von Kopf bis Fuß auf das Otto-Normale, auf die alltäglichen, weißen Schwäne eingestellt.

    Was macht man aber, wenn plötzlich ein unvorhergesehenes Ereignis zum Vorschein kommt, etwas, was man nicht regelmäßig auf dem Radarschirm hat, etwas Seltenes, ein schwarzer Schwan? Zu so etwas Unberechenbarem gehören die Terroranschläge von Paris.

    Wie geht man mit dieser diffusen und abstrakten Gefahr um? Sollte ich in meiner Kapitalmarktanalyse Platz für diesen schwarzen Schwan machen? Immerhin scheint der Terrorismus leider zur Lebenswirklichkeit zu gehören und hatte bereits im September 2001 und ebenso nach den Anschlägen in London und Madrid für dramatische Verunsicherung und wirtschaftliche Kollateralschäden gesorgt. Nein, es macht keinen Sinn. Denn ob, wann und wie dieses düstere Federvieh erscheint, kann ich nicht prognostizieren. Berücksichtigte ich diese abstrakte Gefahr, würde Analysearbeit praktisch zum Raten der Lottozahlen. Überhaupt täte ich damit dem islamistischen Terror auch noch einen Gefallen: Er fände bei der Einschätzung von Konjunktur und Finanzmärkten eine Aufmerksamkeit, die diesen Psychopaten nicht zusteht. Daher werde ich Analyse wie bisher betreiben. Terroristen haben bei mir keinen Platz.

    Die Finanzmärkte zeigen dem Terror die kalte Schulter

    Ich sehe mit großer Genugtuung, dass der Terror nicht mehr die Schockstarre und Einschüchterung nach sich zieht wie dies noch nach 9/11 der Fall war. Die Finanzmärkte haben sich ein dickeres Fell zugelegt: Negative Reaktionen an den Finanzmärkten - auch im Nahen Osten - waren sehr begrenzt bzw. haben gar nicht stattgefunden. Der US-Dollar stieg zwar, wobei diese Aufwertung jedoch schon vorher zu beobachten war. Auch Gold als sichere Anlageklasse konnte nur kurzfristig zulegen. Und selbst der früher noch sehr krisensensible Ölpreis zeigt sich kaum beeindruckt. Ich gehe auch zukünftig nicht von nachhaltig steigenden Ölpreisen und in der Folge einer gehandicapten Weltwirtschaft aus. Die Ölmärkte sind dramatisch überversorgt: Saudi-Arabien fördert am Limit, um den neuen Konkurrenten Iran, der ab dem nächsten Jahr wieder nennenswert produzieren wird, von seinen Absatzmärkten fernzuhalten. Auch Russland versucht die Ölpreisschwäche durch eine rekordhohe Ölproduktion zu kompensieren. Insgesamt haben wir es mit einem historisch beispiellosen Puffer gegen jeden geopolitischen Schock inklusive Terror zu tun. Überhaupt, mit Fracking steht eine alternative Ölfördermöglichkeit zur Verfügung, die bei steigenden konventionellen Ölpreisen sofort zum Einsatz kommt. Die OPEC, die früher noch wie ein Tiger aufspringen konnte, ist heute längst als Bettvorleger gelandet. Selbst bei einem verstärkten militärischen Einsatz des Westens in Syrien rechne ich nicht mit großen Reaktionen auf den Ölpreis, denn die Ölförderländer sind dringend auf jeden Dollar Einnahmen aus dem Ölverkauf angewiesen.

    Seite 1 von 3



    Börse Frankfurt
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von 2Börse Frankfurt
    Halvers Woche "Wie geht man mit der Terrorgefahr in der Kapitalmarktanalyse um?" Halver 20. November 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). In unserer Wirtschafts- und Finanzwelt laufen Ursache- und Wirkungszusammenhänge normalerweise so automatisiert ab wie die Steuerung unserer Heizungsanlagen. Ist beispielsweise die Konjunktur …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer