Marktkommentar
Bantleon: Rückenwind für Aktien
Die Aktienmärkte haben in den nächsten Monaten weiteres Aufwärtspotential. Das hat Dr. Harald Preißler, Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement von Bantleon, in einem dreiseitigen Interview mit »Focus-Money« gesagt. Bis zum zyklischen Höchststand im Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres könne beispielsweise der DAX bis auf 13.000 Punkte steigen. Bis zum Jahresende könnten 12.000 Punkte erreicht sein. Als Grund für diesen positiven Ausblick nannte Preißler die guten Konjunkturperspektiven: »Europa ist die Region mit dem weltweit besten Konjunkturbild. Wir verzeichneten mit Abstand die geringste Korrektur im Industriesektor, profitieren wie überall sonst auf der Welt von einem hervorragenden Servicesektor«.
Dass der DAX derzeit nicht nachhaltig steige, hänge mit der Angst vor einer Zinswende in den USA zusammen. Diese Angst sei jedoch unbegründet. In den vergangenen Zinserhöhungszyklen seien die Aktienmärkte vor dem Zinsentscheid immer stark nach oben gelaufen. »Die Fed hat ihre Straffungszyklen so spät begonnen, dass die Wirtschaft schon wieder auf einem absteigenden Ast war. Kein Wunder, dass die Märkte da einen Dämpfer erhielten.« Diesmal sei die Situation aber anders: »Wir erwarten eher eine Belebung der Konjunktur. Und die Märkte haben zuvor korrigiert oder sind seitwärts gelaufen«.
Auch die jüngsten Terroranschläge dürften die Finanzmärkte nicht nachhaltig beeinflussen, erklärte Preißler. »Terroranschläge, auch wenn sie mit hohen Opferzahlen und Sachschäden verbunden waren, unterliegen in der Regel einer engen räumlichen Begrenzung. Die unmittelbaren volkswirtschaftlichen Folgen sind daher überschaubar - auch wenn das zynisch klingen mag«.
Mit Blick auf China, dessen Wirtschaftsdaten jüngst die Aktienmärkte unter Druck gebracht hatten, riet der Chefvolkswirt zur Vernunft: »Entgegen anders lautenden Meldungen ist das Wachstum in China für uns nicht mehr ganz so entscheidend. Wenn man sich die deutschen Exportzahlen nach China ansieht, kann man feststellen, dass diese seit drei Jahren stagnieren. Und trotzdem wächst die deutsche Wirtschaft«.
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Trotz solide wachsender Wirtschaft in Deutschland sieht Preißler keinen starken Zinsanstieg bei deutschen Bundesanleihen kommen. »In Europa haben wir die obskure Situation, dass die EZB mehr Staatsanleihen kauft als auf den Markt kommen, erklärte er. »Renditen von mehr als 1,0 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen kann ich mir derzeit nur schwer vorstellen«. Die im Verlauf des Jahres 2016 wieder abflauende Konjunktur biete bei Bundesanleihen dann wieder attraktive Ertragsmöglichkeiten. »Wenn die Renditen von 0,5 auf 0,0 Prozent fallen, entspricht das einem Gewinn von 4,5 Prozent«.