Kurseinbruch bei Linde
Verkaufen oder Halten? Gewinnwarnung erschüttert Linde-Anleger
Der Münchener Gasespezialist Linde hat seine Gewinnziele für 2017 stark nach unten korrigiert. In einer obligatorischen Bekanntgabe kündigte der Konzern am Montag einen Einbruch von bis zu einer halben Milliarde Euro an. Analysten sind sich über das weitere Vorgehen zwar noch uneins, raten aber dennoch, nicht gleich in Panik zu verfallen.
Verkauf oder nicht Verkauf – das ist hier die Frage. Nachdem der Gasekonzern Linde seine Ziele für 2015 gerade noch so erreichen wird, sind die Aussichten für 2017 eher trübe. So werden die mittelfristigen Erwartungen für den operativen Gewinn (Ebitda) von bislang 4,5 bis 4,7 auf 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro gesenkt. Das wäre im schlimmsten Fall eine halbe Milliarde Euro weniger, als ursprünglich angegeben. Die Kapitalrendite soll im Jahr 2017 nur noch 9 bis 10 Prozent anstatt 11 bis 12 Prozent abwerfen.
Beide Sparten leiden unter abkühlender Wirtschaft
Hintergrund sei laut Konzernangaben die weltweit nachlassende Investitionsbereitschaft, ein Resultat des anhaltend niedrigen Ölpreises. Ein Problem, das vor allem der Anlagenbautochter Lindes zu schaffen macht. In der Engineering Division fertigt der Konzern unter anderem Chemie-, Gasaufbereitungsanlagen sowie Prozess- und Raffinerieöfen an.
Aber auch die Gassparte des Konzerns hat zu kämpfen: In diesem Fall vorwiegend mit den Entwicklungen im US-Gesundheitssystem. In den kommenden Jahren werden staatliche Leistungen des US-Gesundheitsgeschäfts noch stärker als erwartet gekürzt. Als Anbieter von gasförmigen Medikamenten für die Behandlung von Patienten mit Atemwegserkrankungen ist Linde auch hier der Leidtragende.
Tendenz: Halten
Kurz nach Börsenschluss rauschte der Kurs in der Folge um mehr als 11 Prozent nach unten auf den niedrigsten Stand seit Oktober. Je nach Einschätzung über das Kursziel, sind sich Experten über den nächsten Schritt uneinig. Während die Analysten der Citigroup am Montag eine Verkaufsempfehlung für die Linde-Aktien ausgesprochen hatten, belässt die NordLB ihre Einstufung noch auf „Halten“.
Lesen Sie auch
Auch das US-Analysehaus Bernstein Research rät vom Verkauf ab und stuft die Aktie weiterhin als „Outperform“ ein. Trotz der verständlichen Reaktionen auf die Hiobsbotschaft ändere der Kurseinbruch nach der Meinung des Analysten Jeremy Redenius nichts an der bleibenden Attraktivität des Industriegasegeschäfts. Die Deutsche Bank rät indes gar zum Kauf und glaubt an eine normale Wachstumsrate im Jahr 2017. So senkte Deutsche-Bank-Analyst Tim Jones das Kursziel zwar von 178 auf 170 Euro. Andererseits sehe er weiterhin rund 15 Prozent Luft nach oben.
Linde AG - 5-Tage-Chart