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    OPEC-Sitzung in Wien  7377  0 Kommentare Drosseln oder nicht drosseln? Saudi-Arabien tanzt auf Messers Schneide

    Der Ölpreis-Krieg spitzt sich zu. Bei einem Preis nahe 40 US-Dollar je Barrel gerät nun auch Saudi-Arabien unter Druck. Wird die OPEC heute gegensteuern und die Förderung drosseln? Ein internes Dokument lässt Böses erahnen.

    An diesem Freitag trifft sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in Wien, um über die Öl-Fördermengen zu beraten. Es sei eines der wichtigsten Treffen in der 55-jährigen Geschichte der Organisation, schreibt die „Welt“. In der Tat, denn die Lage am Rohölmarkt ist dramatisch. Der Ölpreis setzt seine Talfahrt - trotz der kurzfristigen Erholung - unvermindert fort. Die jahrelang gültige Marke von 100 US-Dollar je Barrel scheint heute weiter entfernt denn je. Stattdessen ist der Ölpreis drauf und dran, die 40-Dollar-Schallmauer zu durchbrechen.

    Der Ölpreis (Brent) im Fünf-Jahreschart:

    „Wer anderen eine Grube gräbt …“, schrieb wallstreet:online kürzlich mit Blick auf Saudi-Arabien. Das Königreich zettelte im vergangenen Jahr den Ölpreis-Krieg an und gerät nun selbst unter Druck. Der niedrige Ölpreis reißt gigantische Löcher in den saudischen Haushalt. Um das Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar zu stopfen, muss Saudi-Arabien inzwischen seine Währungsreserven anzapfen. „Wir wussten, dass es schmerzhaft wird, aber das Ausmaß des Schmerzes übersteigt unsere Erwartungen“, bekannte Khalid al-Falih, Chef des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco vor Kurzem. Und trotzdem hält das Königreich an seiner Preispolitik fest. Die Ölschleusen bleiben bis auf Weiteres geöffnet (siehe: Öl marsch! Saudi-Arabien denkt gar nicht daran, den Ölpreis-Krieg zu beenden).

    Internes OPEC-Papier: Ölpreis bleibt so oder so niedrig

    Im Vorfeld der heutigen OPEC-Sitzung bekräftigte Saudi-Arabien erneut, die Fördermengen nicht drosseln zu wollen. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ unter Berufung auf einen Insider berichtet, habe der saudi-arabische Ressortchef Ali Al-Naimi bei einem informellen Treffen der OPEC-Ölminister deutlich gemacht, dass sein Land gegen eine Kürzung sei, sofern diese nicht zuvor mit den Förderstaaten außerhalb der OPEC abgesprochen sei. Experten gehen deshalb davon aus, dass die OPEC ihre bisherige Förderpolitik fortsetzen und weiterhin 31,5 Millionen Barrel pro Tag fördern wird.

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    Doch auch wenn sich das Öl-Kartell zu einer Drosselung durchringen würde, der Ölpreis bliebe trotzdem im Keller. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein internes Dokument des „Economic Commission Board“, einer Kommission aus OPEC-Technokraten. In dem Schreiben, das dem „Wall Street Journal“ exklusiv vorliegt, heißt es, der Ölpreis werde auch in Zukunft unter Druck bleiben, egal, ob die OPEC die Fördermengen drosselt oder nicht. So würde eine Produktionskürzung im kommenden Jahr zwar zu einem Defizit von 800.000 Barrels pro Tag führen. Dennoch würde dieses Defizit nicht ausreichen, um das derzeitige Überangebot aufzuheben, so die Technokraten mit Blick auf die prall gefüllten Ölspeicher. Bleiben die Fördermengen dagegen auf dem derzeitigen Niveau von 31,5 Millionen Barrel, rechnen sie mit einem Überangebot von 700.000 Barrel pro Tag.

    Ein Tanz auf Messers Schneide

    Das Urteil des Papiers spielt den Saudis in die Karten, die sich gegen eine Kürzung sträuben, während andere Mitgliedsländer wie Venezuela oder der Iran darauf drängen, die Ölförderung zu reduzieren. Für Saudi-Arabien ist es ein Tanz auf Messers Schneide. Einerseits wollen sie andere Produzenten, nicht zuletzt auch ihren Erzrivalen Iran, mit einem niedrigen Ölpreis in die Knie zwingen. Andererseits darf der Preis nicht so tief stürzen, dass er das Königreich selbst in Gefahr bringt. Zumal das billige Öl gleich doppelt zur Belastung wird. Neben den fehlenden Einnahmen aus dem Ölgeschäft leidet das Königreich auch unter dem starken US-Dollar. Der saudische Riyal ist seit knapp 30 Jahren an die amerikanische Leitwährung gekoppelt. Davon hat das Königreich lange Zeit profitiert, doch nun wird die Bindung immer mehr zum Albtraum. Spekulanten wittern bereits ihre Chance, berichtet die „Welt“: Saudi-Arabien werde sich die Preiskopplung nicht mehr lange leisten können und den Riyal bald freigeben. Die Wetten laufen schon. 



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