ANALYSE
Merrill Lynch sieht Öl- und Gasbranche auch 2016 vor Herausforderungen
NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Merrill Lynch sieht die europäische Öl- und Gasbranche auch 2016 mit großen Problemen kämpfen. Analyst Christopher Kuplent nannte in einer Studie vom Mittwoch vier wesentliche Gründe für seine Skepsis. Letztendlich dürften die europäischen Gaspreise das Opfer eines anhaltenden Kampfes um Marktanteile zwischen den Importeuren werden. Kuplent kürzte entsprechend seine Gaspreisprognose weiter.
Zweitens stagniere die Nachfrage nach Diesel weiter, hobt der Analyst hervor. Das Angebot steige unterdessen weiter an. Dies drücke vor allem auf die Margen der europäischen Raffineriebetreiber, so dass die Bargeldpolster der Unternehmen schmölzen.
Zum dritten dürfte die Gewinndynamik der Energiekonzerne entsprechend schwach bleiben. Kuplent kürzte seine Ertragsprognosen für 2016 um durchschnittlich 20 Prozent. Damit würden die Aktien im Sektor aber immer noch am oberen Ende der historischen Spannen bewertet, was bereits eine beträchtliche Erholung des Ölpreises vorwegnehme.
Schließlich dürfte es insofern länger als erwartet dauern, bis die Konzerne ihre Dividendenzahlungen wieder aus eigener Kraft aus den Barmittelzuflüssen leisten könnten. Kuplents Berechnungen zufolge müsste dafür der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent im Jahr 2017 auf etwa 60 bis 100 US-Dollar steigen.
Unter den Einzelwerten hielt Kuplent an seiner "Underperform"-Einstufung für die Anteilsscheine von BP fest. Das Kursziel senkte er von 355 auf 340 Pence. Die Briten hätten schon einige Asse ausgespielt, um die negativen Auswirkungen des schweren Marktumfeldes abzumildern.
Demgegenüber zieht Kuplent relativ werthaltige Aktien von Konzernen mit zurückhaltender Ausgabenpolitik vor. Hierzu gehörten Total , Eni und Galp. So stufte der Analyst die Anteilsscheine von Total von "Neutral" auf "Buy" hoch und erhöhte das Kursziel von 44,50 auf 47,50 Euro. Die Anteilsscheine von Eni empfahl Kuplent weiter zum Kauf und hob das Ziel von 17,00 auf 18,50 Euro an.
Die mit "Underperform" eingestuften Aktien sind laut der Investmentbank Merrill Lynch die unattraktivsten in ihrem Bewertungshorizont. Gemäß der Einstufung "Buy" geht Merrill Lynch davon aus, dass die Aktien innerhalb der nächsten 12 Monate nach einer Bewertungsänderung eine Gesamtrendite aus Kursgewinn und Dividende von mindestens 10 Prozent abwerfen werden./la/fat/he
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Analysierendes Institut Merrill Lynch & Co.