Marktkommentar
Credit Suisse Investment Outlook 2016: Verhaltenes Wachstum, niedrige Inflation, mässige Erträge
Das Wachstum dürfte in den meisten Industrieländern auf dem derzeitigen Niveau verharren. In vielen Schwellenländern könnte die Anpassung von Ungleichgewichten das Wachstum weiter belasten. Die Inflation dürfte daher allgemein niedrig bleiben. Wir erwarten bei Unternehmensanleihen und Aktien bessere Erträge als bei Staatsanleihen der Kernländer und rechnen mit einer weiteren Aufwertung des US-Dollars.
Anfang 2015 prognostizierten wir ein reales globales Wachstum von etwa 3,5 Prozent. Diese Prognose mussten wir seither schrittweise auf unter 3 Prozent korrigieren. Belastend auf das Wachstum wirkten sich sowohl langfristige Kräfte wie demografische Trends als auch die kurz- bis mittelfristige Wirkung restriktiverer politischer Maßnahmen und des Schuldenabbaus in den Schwellenländern nach früheren Kreditexzessen aus.
Die Wachstumsverlangsamung sorgte für anhaltenden Abwärtsdruck auf die Rohstoffpreise, der zusätzliche Belastungen für einige von Rohstoffexporten abhängige Länder mit sich brachte. In unseren Prognosen für 2016 haben wir versucht, dem langsameren langfristigen Wachstumstrend Rechnung zu tragen und das Ausmaß der Auswirkungen der kurzfristigeren Faktoren zu beurteilen.
Globales Wachstum zu schwach für einen Anstieg der Inflation
Die Weltwirtschaft wird ihren moderaten Wachstumskurs 2016 voraussichtlich fortsetzen, sofern keine unvorhergesehenen größeren geopolitischen Schocks oder schwere politische Fehler auftreten. Das Wachstum wird jedoch unseres Erachtens zu schwach bleiben, um einen deutlichen Anstieg der Inflation zu bewirken. Die Preise von gehandelten Erzeugnissen dürften weiter fallen. Die Rohstoffpreise dürften allerdings allmählich von Investitions- und Produktionskürzungen profitieren. Folglich ist damit zu rechnen, dass die Gesamtinflation im Laufe des Jahres 2016 etwas ansteigt. In den USA und in Großbritannien, wo die Erholung bereits seit geraumer Zeit anhält, dürfte die Kerninflation im Inland sich ebenfalls schrittweise dem von den Notenbanken angestrebten Ziel von 2 Prozent annähern, zumal die Arbeitslosigkeit sinkt und Dienstleister wieder mehr Preissetzungsmacht gewinnen. In Japan, in der Eurozone und in der Schweiz wird die Inflation aber voraussichtlich unter dem Ziel verharren. Auch in China, in den Schwellenländern im APAC-Raum und in Osteuropa dürfte die Inflation gedämpft bleiben. In Ländern, die in den vergangenen zwei Jahren entweder aufgrund von starken Währungsabwertungen oder hohen Staatsausgaben immer wieder unter einer hohen Inflation litten, dürfte die Inflation im Zuge der Währungsstabilisierung zurückgehen.
Wir bevorzugen globale Aktien
Aus Sicht der Vermögensallokation sehen wir das größte Potenzial darin, globale Aktien gegenüber globalen Anleihen zu bevorzugen. Im Aktiensegment bevorzugen wir Anlagen mit möglichst konsistenten Liquiditätsquellen, vor allem die Eurozone, und Sektoren, in denen Aufwärtstrends strukturell am stärksten abgestützt sind, d. h. Gesundheitswesen und Technologie. Bei Unternehmensanleihen hatte die Spread-Ausweitung 2015 erhebliche Risikoaufschläge zur Folge. Insgesamt scheinen die Ausfallrisiken für 2016 überbewertet zu sein, wodurch sich potenziell attraktive erwartete Renditen bieten. Selektivität auf Länder-, Sektor- und Emittentenebene ist jedoch entscheidend, zumal der Ausfallzyklus dreht und eine anhaltende Straffung durch die Fed das Risiko von Unternehmensereignissen in den kommenden Jahren vervielfachen würde. Anleger sollten Wert auf eine starke Diversifikation legen, sich zunehmend auf die Selektivität von Renditequellen fokussieren und beim Einsatz ihres Kapitals eine taktische Ausrichtung verfolgen. Volatilität kann durch den Straffungszyklus der Fed, wirtschaftliche Schocks, Illiquidität oder geopolitische Faktoren verursacht werden, doch die Geduld der Anleger dürfte durch das zugrunde liegende Bild anhaltenden Wachstums belohnt werden.