checkAd

    Wildenstein-Clan vor Gericht  9010  0 Kommentare Gigantischer Steuerskandal: Wo sind die verschwundenen Millionen der Kunst-Dynastie?

    In Frankreich stehen seit Montag Mitglieder der mächtigen Kunsthändlerfamilie Wildenstein vor Gericht. Es ist einer der größten Steuerprozesse in der Geschichte des Landes – und eine filmreife Seifenoper noch dazu. Auch Ex-Präsident Sarkozy spielt darin eine Rolle.

    Man nehme eine reiche Familiendynastie, lasse den mächtigen Patriarchen sterben und schon gehen sämtliche Erben aufeinander los. Dazu streut man hier und da ein paar Nebenkriegsschauplätze ein - Eifersuchtsdramen, Scheidungsschlammschlachten, … - garniert das Ganze mit exzentrischen Akteuren - beispielsweise einer Frau, die ihr Gesicht durch unzählige Schönheits-OPs in das einer Katze verwandelt - und fertig ist die perfekte Soap-Opera. Was, schon wieder eine neue Vorabendserie in der ARD? Aber nein, wie heißt es doch so schön: Die besten Geschichten schreibt immer noch das wahre Leben. Und das, was die Familie Wildenstein, in Frankreich nur „Les W“ genannt, zu bieten hat, ist in der Tat mehr als filmreif. Vorhang auf für die wohl skandalträchtigste Familienfehde des Jahres!

    Diese beginnt bzw. endet, wie könnte es anders sein, auf der Anklagebank. Dort sitzen seit Montag Guy Wildenstein, Chef der gleichnamigen einflussreichen Kunstdynastie, sowie dessen Neffe Alec Junior Wildenstein und wiederum dessen Stiefmutter Ljuba Stoupakova. Sie sind die Protagonisten in einem der größten Steuerprozesse Frankreichs. Es geht um Milliarden, genauer gesagt um Milliarden in Form von Kunstgalerien, Rennpferden, Luxusimmobilien, einem Privatjet, Gemälden und anderen Kunstobjekten sowie einem 30.000 Hektar großen Anwesen in Kenia, auf dem der Oscar-prämierte Film „Jenseits von Afrika“ gedreht wurde.

    Großteil des Familienvermögens schlummert in Steueroasen

    Insgesamt sollen die Besitztümer der Familie Wildenstein mehrere Milliarden Euro wert sein. Wenigstens 616 Millionen davon hätten die Wildensteins im Jahr 2001 gegenüber den Behörden melden müssen, als das Familienoberhaupt Daniel Wildenstein im Alter von 84 Jahren in Paris verstarb und seiner Frau Sylvia Roth-Wildenstein sowie seinen beiden Söhnen aus erster Ehe Guy und Alec Wildenstein das besagte Familienvermögen hinterließ. Offiziell melden die Erben den Behörden aber nur 40,9 Millionen Euro. Hintergrund: ein Großteil des Familienvermögens ist in Steueroasen wie den Bahamas, Guernsey, Nassau und den Cayman Islands geparkt. Die Steuerschuld, die sich aus den angegeben 40,9 Millionen ergibt, nämlich 17,7 Millionen Euro, bezahlen sie laut „Guardian“ mit einer Skulptur von Marie Antoinette. Damit scheint die Sache gegessen. Doch wie so oft, wenn jemand stirbt und es was zu erben gibt, fliegen spätestens dann gehörig die Fetzen.

    Skandale, Schlammschlachten und Rosenkriege

    So wittert Sylvia Roth-Wildenstein schon bald eine Verschwörung gegen sich. Sie glaubt, ihre beiden Stiefsöhne hätten ihr den wahren Wert des Vermögens verschwiegen. Nur deshalb habe sie sich entschieden, auf ihren Teil des Erbes zu verzichten und stattdessen einer jährlichen Rentenzahlung zuzustimmen. Es folgt eine jahrelange juristische Schlammschlacht.

    Diese wird 2008 um weitere Protagonisten ergänzt. Nach dem Tod von Alec Wildenstein rücken die Erben seines Vermögens, namentlich Sohn Alec Junior, Tochter Diane sowie Ehefrau Liouba Stoupakova, ins Scheinwerferlicht.  Letztere ist die Nachfolgerin von Jocelyne Wildenstein, Alecs erster Ehefrau. Jocelyne erlangte weniger wegen ihrer Beziehung zum Wildenstein-Clan Berühmtheit, sondern eher wegen ihres Gesichts. Als „Katzenfrau“ sorgt sie bis heute international für Schlagzeilen, weil sie nach diversen Schönheits-OPs einer Katze ähnelt. Aber auch die Scheidungsschlammschlacht mit Ehemann Alec füllt monatelang die Klatschblätter.

    Nach dem Ende des Rosenkriegs liefern „Les W“ weiterhin genügend Medienfutter. Das „manager-magazin“ zählt die Reihe der Skandale auf: „Publikationen wegen fragwürdiger Nazi-Geschäfte, Wildenstein-Gemälde, die offenbar gezielt am Fiskus vorbei als anonyme Museums-Leihgaben gelagert werden. Und Durchsuchungen der Familiensammlung, bei denen plötzlich als verloren deklarierte Bilder gefunden werden, auf die es fremde Ansprüche gibt.“ Mittendrin im Wildenstein-Schlammassel: Liouba Stoupakova, Alecs zweite Ehefrau. Genau wie Sylvia Roth-Wildenstein (die Ehefrau des verstorbenen Patriarchen Daniel Wildenstein) fühlt auch sie sich hintergangen und um ihr Erbe betrogen. Nach dem Tod Roth-Wildensteins im Jahr 2010 ist sie es, die der Justiz Informationen über den wahren Wert des Vermögens liefert.

    Welche Rolle spielt Ex-Präsident Sarkozy?

    Die Ermittler wittern einen Steuerskandal im großen Stil. Bis zur Anklage dauert es aber noch weitere Jahre. Warum? Französischen Medien spekulieren darüber, ob es eventuell daran liegen könnte, dass die Wildensteins sehr sehr eng mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy befreundet sind. Letztlich kommt es aber doch noch zum Prozess und damit wären wir wieder am Anfang bzw. Ende dieser Geschichte.

    Laut Anklage sollen Guy und Alec Wildenstein das Vermögen ihres Vaters noch vor dessen Tod vorbei am Fiskus in Steueroasen umgeschichtet haben. Der Vorwurf: Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Demnach fordert der Fiskus eine Steuernachzahlung in Höhe von über 550 Millionen Euro. Guy Wildenstein, dem bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft drohen, bestreitet die Vorwürfe vehement. Seiner Darstellung zufolge sei es der Patriarch selbst gewesen, der das Vermögen vor den Steuerbehörden in Sicherheit brachte. „Ich bin weder Steuer- noch Finanzexperte“, erklärte Guy in einem Interview mit „Paris Match“. Sein Vater hätte nie mit ihm über diese Dinge gesprochen. Nun hoffe er auf einen fairen Prozess und darauf, nicht zum Sündenbock gemacht zu werden. Gemeinsam mit ihm müssen sich Alec Junior und Ljuba Stoupakova sowie ein Notar, zwei Anwälte und zwei Fondsverwaltungsfirmen vor Gericht verantworten. Ihnen wird Beihilfe zum Steuerbetrug vorgeworfen. Für Ljuba Stoupakova ist die Anklage besonders tragisch. Immerhin war sie es, die die Justiz maßgeblich auf die Spur des Geldes brachte.   





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen
    Wildenstein-Clan vor Gericht Gigantischer Steuerskandal: Wo sind die verschwundenen Millionen der Kunst-Dynastie? In Frankreich stehen seit Montag Mitglieder der mächtigen Kunsthändlerfamilie Wildenstein vor Gericht. Es ist einer der größten Steuerprozesse in der Geschichte des Landes – und eine filmreife Seifenoper noch dazu. Auch Ex-Präsident Sarkozy spielt eine Rolle.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer