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    "Schuldentausch"  7208  3 Kommentare Neuer Name, altes Ziel: Schuldenschnitt für Griechenland, jetzt also doch?

    Im Schuldenstreit zwischen Griechenland und der Troika scheint ein Durchbruch plötzlich zum Greifen nah. Möglich macht das ein einfacher Trick: Aus Schuldenschnitt wird Schuldentausch.

    Erinnern Sie sich eigentlich noch an das griechische Schuldendrama? Stimmt ... da war doch was. Richtig! Im vergangenen Jahr hielt uns die Debatte um einen griechischen Austritt aus der Euro-Zone monatelang in Atem. Kein Tag ohne mindestens sechs neue Griechenland-Nachrichten. Am Ende konnten uns nur noch Grumpy Cat und Co. vor dem Grexit-Kollaps bewahren. Aber Spaß beiseite ...

    Noch immer sind wichtige Fragen ungeklärt. Noch immer ringen Gläubiger und griechische Vertreter um eine Lösung, wie Griechenland die immens hohe Schuldenlast tragen soll. Das kann das Land gar nicht, sagen die Einen. Wie soll Griechenland mit einem derart hohen Schuldenberg je wieder auf die Beine kommen? Nein, ein Schuldenschnitt muss her! Kommt gar nicht in die Tüte, sagen die Anderen. Es kann doch nicht sein, dass die europäischen, allen voran die deutschen Steuerzahler für die jahrelangen Exzesse anderer aufkommen müssen. Und so geht das Spiel, mal mehr, mal weniger plakativ munter hin und her.

    Alles eine Frage der Definition

    Aber im Grunde ist alles nur eine Frage der Definition. Den Anfang machte die Syriza-Regierung im Februar 2015. Weil die Troika einen Schuldenschnitt vehement ablehnte, nannte sie das Ganze einfach Umschuldung (wallstreet:online berichtete). Neuer Name, altes Ziel: eine geringere Schuldenlast für Griechenland. Aber auch die Umschuldung kam bei den Gläubigern nicht ganz so gut an. Also weiter im Begriffs-Glücksrad. Es folgten Begriffe wie „Schuldenerleichterung“ oder „Schuldenverzicht“. Nun scheint ein neuer Name geboren, mit dem endlich der Durchbruch gelingen könnte: Schuldentausch!

    Wie der „Spiegel“ berichtet, will die Troika aus EZB, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) Griechenland bei den Kosten für seine Hilfskredite entlasten. Im Gespräch ist ein Ablösen der teuren Kredite aus dem ersten Rettungsprogramm durch günstige Kredite des Europäischen Rettungsschirms (ESM). Auch wallstreet:online hatte bereits über diese Möglichkeit berichtet (siehe: EU-Bürgschaft oder Ablöse für Griechenland-Kredite des IWF). Konkret soll der ESM demnach bilaterale Hilfskredite aus dem ersten Rettungspaket übernehmen und Griechenland im Gegenzug frisches Geld zu besseren Konditionen gewähren. Denn für die Hilfsgelder aus der ersten Rettungsrunde fallen in der Regel höhere Zinsen an.

    Gelingt mit dem Schuldentausch der Kompromiss?

    Auf dem Papier wäre es kein echter Schuldenschnitt, da sich am Schuldenstand Griechenlands nichts ändern würde. Insofern könnten diejenigen, die einen solchen „hair cut“ bislang strikt abgelehnt hatten, ihr Gesicht wahren. Aber auch die gegnerische Seite hätte Grund zum Jubeln. Denn de facto handelt es sich beim Schuldentausch eben doch um eine Schuldenerleichterung, weil die Aufwendungen für Zinsen und Tilgung sinken würden.

    Klingt nach einem idealen Kompromiss. Ob der Plan gelingt, hängt jedoch davon ab, ob Griechenland seine Reformauflagen erfüllt. Zuletzt mussten die Gläubiger den Geldhahn zudrehen, weil die Reformen schleppend bis gar nicht umgesetzt wurden (siehe hier). In Sachen Schuldenschnitt bzw. Schuldentausch scheint das letzte Wort also noch lange nicht gesprochen.




    wallstreetONLINE Redaktion
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