Vergabe der Fernseh-Lizenzen
Englische Verhältnisse in der Bundesliga? "Wir dürfen nicht jedem Euro hinterherrennen!"
In der europäischen „Football Money Moneye“ spielt die Bundesliga allenfalls die dritte Geige. Doch das könnte sich jetzt ändern – dank des Bundeskartellamts. Geht es nach den Wettbewerbshütern, muss sich Sky schleunigst einen neuen Werbespruch einfallen lassen.
Endlich wieder Bundesliga. Die Winterpause ist vorbei, am Wochenende starteten die Teams in die Rückrunde. Zu sehen war der Rückrundenstart beim Bezahlsender Sky, lediglich das Spitzenspiel des Auftakts (Bayern München gegen den Hamburger SV) wurde live bei der ARD übertragen. Ansonsten aber gilt „Alle Spiele, alle Tore – Nur live auf Sky“.
Ein Segen für den Bezahlsender, vor allem in Zeiten, in denen Online-Konkurrenten wie Netflix oder Amazon-Prime rasant steigenden Nutzerzahlen präsentieren (siehe: Wall Street im Netflix-Fieber: Frank Underwood goes Börsenthron). Und ein verhältnismäßig günstiger Segen noch dazu. Gerade mal 500 Millionen Euro pro Jahr zahlt Sky, um alle 612 Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live ausstrahlen zu dürfen, die meisten davon exklusiv. Umgerechnet kostet ein Spiel laut „Spiegel Online“ damit gut 800.000 Euro. In England müssen die Sender dagegen weitaus tiefer in die Tasche greifen. Hier kostet ein Spiel knapp 13,5 Millionen Euro. Noch dazu muss sich das britische Sky die TV-Lizenzen mit dem Bezahlsender BT Sport teilen. Beide zusammen zahlen für nur 168 Live-Spiele der Premiere League (d.h. weniger als die Hälfte aller Spiele) mehr als 2,2 Milliarden Euro. Damit haben sich die Fernsehgelder in England seit 2013 mehr als verdreifacht.
Die Bundesligisten können von solchen Summen momentan nur träumen. Stattdessen drohen sie durch die vergleichsweise geringen TV-Einnahmen den Anschluss in Europa zu verlieren. Selbst Bayern München als der mit Abstand umsatzstärkste deutsche Verein kann den europäischen Top-Klubs in der „Football Money League“ kaum Paroli bieten. Der deutsche Rekordmeister stürzte von Platz Drei auf Platz Fünf (siehe: In dieser Liga regiert allein das Geld – Welcher Fußballklub darf sich die Krone aufsetzen?).
Braucht die Bundesliga englische Verhältnisse?
Ja, meint das Bundeskartellamt. Zumindest was die Vergabe der Bundesligarechte betrifft. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, fordern die Wettbewerbshüter von der Deutschen Fußball Liga eine Nachbesserung für das bevorstehende Auktionsverfahren für die Vergabe der TV-Lizenzen ab der Saison 2017/2018. Dabei geht es um eine verpflichtende Einführung der „No Single Buyer Rule“, wie es sie in England gibt. Es wäre eine spektakuläre Wende, denn eine solche Regelung würde dazu führen, dass nicht länger nur ein einziger Anbieter alle Livespiele exklusiv übertragen darf. Für Sky wäre das eine herbe Niederlage, die Vereine selbst könnten dagegen auf steigende Gelder hoffen. Doch Bundesliga-Manager mahnen zur Vorsicht.
„Ich möchte keine englischen oder spanischen Verhältnisse hier“, so Schalke-04-Manager Horst Heldt im Interview mit der „Welt am Sonntag“. „Auch wenn es gilt, mehr Geld zu generieren, darf es nicht sein, das wir das Gesamtprodukt gefährden – und nur des Geldes wegen am Samstag plötzlich fünf verschiedene Anstoßzeiten haben.“ Sollte die Bundesliga auf den spanischen Zug mit fünf verschieden Anstoßzeiten aufspringen, würden Reiz und Charme verloren gehen, warnt Heldt. „Wir dürfen nicht jedem Euro hinterherrennen.“
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Sein Kollege Klaus Allofs vom VfL Wolfsburg stimmt ihm zwar grundsätzlich zu. Er hält es ebenfalls für wichtig klarzumachen, „dass es nicht nur um noch mehr Geld geht.“ Gleichzeitig sagt er: „Aber wir müssen uns auch ein Stück weit bewegen, sonst laufen wir Gefahr, international den Anschluss zu verlieren.“ Es sei nun einmal Fakt, so Allofs, dass man die Engländer nicht einholen werde – und man solle auch nicht versuchen, sie zu kopieren. „Die Bundesliga braucht ein eigenes, unverkennbares Gesicht.“
Max Eberl, Manager bei Borussia Mönchen Gladbach, ist es wichtig, „nicht alles wie eine Zitrone auszupressen.“ Aber natürlich müssten die Bundesligisten konkurrenzfähig bleiben. „Wir kämpfen teilweise mit stumpfen Waffen“, klagt Eberl mit Blick auf die finanzstarken britischen Teams. Er fordert deshalb „Bereitschaft, offen zu sein.“ Beispielsweise für einen zusätzlichen Spieltag am zweiten Weihnachtsfeiertag. Ein Vorschlag, mit dem sich auch die beiden anderen Bundesliga-Manager anfreunden können.