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    Trickkiste  29263  2 Kommentare
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    Wie Banken Eigenkapital aus dem Nichts schaffen

    Dass Banken Geld aus dem Nichts machen können, ist vielen Leuten inzwischen bekannt. Dass es auch mit Eigenkapital funktioniert, dürfte den meisten aber neu sein. Die Credit Suisse hat es vorgemacht.

    Seit der Finanzkrise haben sich die Banken dickere Eigenkapitalpolster zulegen müssen. Zuweilen griffen sie dabei aber tief in die Trickkiste und ließen sich offenbar auch von Baron von Münchhausen inspirieren. Dieser behauptete bekanntlich, er könne sich selbst samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

    Dem Lügenbaron nahm das keiner ab. Den Banken nähme man es schon eher ab, aber sie behaupten es nicht, sondern sie machen es einfach. Denn wer es wirklich drauf hat, braucht damit nicht zu prahlen.

    Wie es theoretisch funktioniert, können sich die Leser unseres Buches bestimmt vorstellen. Dazu muss man sich nur unsere Bilanz-Beispiele ins Gedächtnis rufen. Und jetzt hat Professor Richard Werner in einem Fachartikel beschrieben, wie es die Credit Suisse in der Finanzkrise gemacht hat. Sie hat für sich selbst Eigenkapital geschaffen – aus dem Nichts.

    Funktioniert hat das so: Die Credit Suisse vergab einen Kredit an arabische Investoren von umgerechnet rund 9 Milliarden Euro. Dafür musste sie nur zwei Buchungen in ihrer Bilanz vornehmen: Den Betrag als “Forderung” auf der Aktivseite einstellen und eine gleich hohe “Kundeneinlage” auf der Passivseite schaffen. Fertig.

    Die Bank konnte sicher sein, dass die Investoren das Geld nicht abrufen werden. Denn die Araber verpflichteten sich, dafür neu geschaffene Vorzugsaktien der Credit Suisse zu erwerben. Hierfür war bloß eine weitere Buchung nötig, im Fachjargon “Passivtausch” genannt: Die Kundeneinlage wurde umgebucht in die Position “Eigenkapital”. Der Deal war perfekt.

    Dass dies möglich ist, können unsere Leser leicht nachvollziehen. Überrascht hat mich aber ehrlich gesagt, dass es die Aufsichtsbehörden zuließen. Zumal die Credit Suisse kein Einzelfall zu sein scheint. Werner zitiert einen Bankanalysten mit den Worten, dass solche Tricks in der Finanzkrise “ziemlich gängige Praxis” waren.

    Die wesentlichen Auszüge aus Professor Werners Aufsatz habe ich für Sie hier zusammengestellt (Quelle: Werner, R.A., A lost century in economics: Three theories of banking and the conclusive evidence, International Review of Financial Analysis (2015), S. 14 f):

    “Unwilling to accept public money to shore up its failing capital, as several other major UK and Swiss banks had done, Credit Suisse arranged in October 2008 for Gulf investors (mainly from Qatar) to purchase in total over £7 billion worth of its newly issued preference shares, thus raising the amount of its capital and thereby avoiding bankruptcy.”
…..

    “The Gulf investors did not need to take the trouble of making liquid assets available for this investment, as Credit Suisse generously offered to lend the money to the Gulf investors.”

    ……

    “Since it is now an established fact that banks newly invent the money that is‘loaned’ by creating it out of nothing, the loan to the Gulf investor created (in step 1) a simultaneous asset and liability on the bank’s bal-ance sheet, whereby the customer’s borrowed money appears as the fic-titious customer deposit on the liability side, of £7bn. Considering the same change in step 2, but now after the liability swap, we see that the newly issued preference shares boost equity capital: They are paid for with this fictitious customer deposit, simply by swapping the £7bn from item ‘customer deposit’ to item ‘capital’. Credit Suisse is then able to report a significant rise in its equity capital, and hence in its capital/ asset ratio. Where did the additional £7bn in capital come from? Credit Suisse had lent it to the investor, using its own preference shares as collat-eral, and hence had invented its own capital. The risk to the borrower was also limited if the Credit Suisse shares, not other assets, served as collateral.”

    ….

    “According to analysts at Italian bank Mediobanca, such bank loans to new bank share investors were a “fairly common practice… during the crisis”, whereby Credit Suisse may have been unusual in disclosing this and obtaining regulatory approval. Either way, banks in this way created their own capital out of nothing, thus making nonsense of cap-ital adequacy regulations.”

    Den vollständigen Aufsatz von Prof. Werner finden Sie hier.





    Raimund Brichta
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    Raimund Brichta moderiert im Nachrichtensender n-tv seit Anfang der 90er-Jahre die TELE-BÖRSE, die älteste und populärste TV-Börsensendung Deutschlands. Außerdem ist der Diplom-Volkswirt als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig. Er hat sich nicht nur als Moderator und Börsenreporter, sondern auch als Gastredner und Autor einen Namen gemacht. Sein Fachbuch "Die Wahrheit über Geld"* (www.diewahrheituebergeld.de) ist im Börsenbuchverlag erschienen. Er ist redaktioneller Leiter der Anlegerseite wahre-werte-depot.de sowie Autor, Moderator und Co-Produzent einer erfolgreichen Video-Edition für Privatanleger. Brichta ist Träger des State-Street-Preises für Finanzjournalisten des Jahres 2008.
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    Verfasst von Raimund Brichta
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