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    Marktkommentar  1083  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (Bantleon): Konjunkturelle Lage ist besser als die Stimmung an den Finanzmärkten

    Allein in den ersten beiden Wochen des Jahres rutschten die Aktienbörsen weltweit um bis zu 10% in die Tiefe und verzeichneten damit den schlechtesten Jahresauftakt aller Zeiten. Es herrscht Panikstimmung, die hauptsächlich durch den ungebremsten Rückgang des Ölpreises getrieben wird. Die kaufkraftstimulierenden und kostensenkenden Wirkungen des Preisverfalls beim wichtigsten Schmierstoff der Weltwirtschaft werden dabei komplett ausgeblendet. Es dominiert vielmehr die Furcht vor Zahlungsausfällen bei wichtigen Rohstoffförderern und die Einschätzung, der abtauchende Ölpreis spiegle eine deutliche Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums wider.

    Erstaunlicherweise wird diese konjunkturelle Schwarzseherei durch die realwirtschaftlichen Daten nicht gedeckt. Im Gegenteil: In der vergangenen Woche wartete beispielsweise China gleich mit einer Reihe positiver Überraschungen auf. So ist der Rückgang der Ausfuhren im Dezember entgegen den Konsensuserwartungen zum Stillstand gekommen. Der Grund dafür liegt in der seit Mitte vergangenen Jahres zu beobachtenden Stabilisierung des handelsgewichteten Wechselkurses, die den Exporteuren Rückenwind verschafft. In den kommenden Monaten sollte dieser Impuls anhalten und das Wirtschaftswachstum weiter stützen.

    Daneben zeigen die neusten Daten zur Kreditvergabe im Reich der Mitte, dass die expansive Geldpolitik mehr und mehr die gewünschte Anschubwirkung entfaltet. Dank eines kräftigen Plus im Dezember legte der Umfang der ausgereichten Mittel im 2. Halbjahr um 10,8% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zu - im 1. Halbjahr war noch ein Minus von 16,7% zu verzeichnen gewesen. Werden die seit Mai dieses Jahres von den Lokalregierungen emittierten Anleihen dazugerechnet, fällt das Ergebnis sogar noch besser aus. Schließlich setzt sich auch der Besserungstrend am Immobilienmarkt fort. Im Dezember legte die Zahl der Städte mit steigenden Wohnungspreisen (im Monatsvergleich) auf 39 zu - ein 1,5-jähriger Rekord.

    Aber nicht nur in China stellt sich die konjunkturelle Lage erfreulich dar. Auch in den USA ist die Grundverfassung der Wirtschaft nach wie vor robust. Das Nachlassen der Wachstumsdynamik zum Jahresausklang muss als vorübergehende Schwäche in Folge der ungünstigen Witterungsbedingungen und des Abbaus der zu hohen Lagerbestände angesehen werden. Die von dieser Seite ausgehenden Bremswirkungen dürften in den kommenden Monaten spürbar an Kraft verlieren bzw. sich sogar in neue Impulse umkehren.

    Daneben werten wir die Schwächesignale vonseiten der Industrie unverändert als ein sektoral begrenztes Phänomen. Das zeigen unter anderem die Industrieproduktionsdaten vom vergangenen Freitag. Demnach hat die Rohstoffförderung in den vergangenen 12 Monaten zwar kräftig nachgegeben, iIm verarbeitenden Gewerbe (= Industrie ex Rohstoffförderung und Energieerzeugung) tendierte der Output dagegen im Wesentlichen seitwärts - von Industrierezession kann mithin beim besten Willen nicht gesprochen werden. Nicht vergessen werden darf darüber hinaus das positive Umfeld für den privaten Konsum, das sich aus der anhaltenden Arbeitsmarkterholung ergibt. Die bis zuletzt steigenden Verbrauchervertrauensindikatoren spiegeln diese günstige Entwicklung eindrücklich wider.

    Dieser freundlichen realwirtschaftlichen Datenlage steht gegenwärtig jedoch unzweifelhaft die Angst vor einer Verselbstständigung der Finanzmarktpanik gegenüber. Je länger hier die Talfahrt andauert, umso grösser ist die Gefahr, dass sie auf die Unternehmens- und Verbraucherstimmung überschwappt und die Konjunkturdynamik mithin doch namhaft bremst. Wir erachten dieses Szenario jedoch als unwahrscheinlich und halten entsprechend an unserem positiven Konjunkturausblick fest. Früher oder später sollten die guten realwirtschaftlichen Daten auch die Panik an den Finanzmärkten eindämmen. Darüber hinaus stehen weltweit die Notenbanken bereit, im Falle einer weiteren Verschärfung der Lage mit zusätzlichen Stimuli einzugreifen.




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    Marktkommentar Dr. Andreas Busch (Bantleon): Konjunkturelle Lage ist besser als die Stimmung an den Finanzmärkten Allein in den ersten beiden Wochen des Jahres rutschten die Aktienbörsen weltweit um bis zu 10% in die Tiefe und verzeichneten damit den schlechtesten Jahresauftakt aller Zeiten. Es herrscht Panikstimmung, die hauptsächlich durch den ungebremsten Rückgang des Ölpreises getrieben wird. Die kaufkraftstimulierenden und kostensenkenden Wirkungen des Preisverfalls beim wichtigsten Schmierstoff der Weltwirtschaft werden dabei komplett ausgeblendet. Es dominiert vielmehr die Furcht vor Zahlungsausfällen bei wichtigen Rohstoffförderern und die Einschätzung, der abtauchende Ölpreis spiegle eine deutliche Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums wider.