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    Brennstoffhersteller in Erklärungsnot  17861  1 Kommentar Anleger in Aufruhr - Was ist los bei German Pellets?

    Beim Brennstoffhersteller German Pellets brennt es offenbar lichterloh: Erst stürzen die Anleihen ab, dann bittet das Unternehmen um eine Verschiebung der Rückzahlung und jetzt bringen neue Enthüllungen die Führungsetage in Erklärungsnot.

    Das neue Jahr beginnt für die Gläubiger von German Pellets mit einem Paukenschlag. Eigentlich wäre am 01. April eine Anleihe im Wert von über 52 Millionen Euro fällig. Stattdessen sollen die Gläubiger nun in einer für den 10. Februar 2016 anberaumten Gläubigerversammlung einer Laufzeitverlängerung bis 31. März 2018 zustimmen. Doch das ist nicht alles. Zudem will das Unternehmen nur 5,25 statt der versprochenen 7,25 Prozent Zinsen zahlen. Begründung: Weil German-Pellets-Chef Peter Leibold die Anleihe mit 50 Prozent der Gesellschafteranteile besichert, sprich den Anlegern diese Anteile überlässt, sinke das Risiko für die Anleihe-Gläubiger (Mehr dazu hier).

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    Das alleine reicht eigentlich schon aus, damit bei Experten die Alarmglocken angehen. Tatsächlich aber ist die geplante Verlängerung der Anleihe nur ein Dominostein von vielen. Da wäre beispielsweise der rätselhafte Absturz sämtlicher Anleihen des Unternehmens. Mitte Januar rauschten die Kurse schlagartig in die Tiefe und das ohne ersichtlichen Grund. So befindet sich beispielsweise die besagte börsennotierte Anleihe mit Fälligkeit im April 2016 aktuell rund 40 Prozent im Minus.

    Hier der Jahreschart:

    Die „WirtschaftsWoche“ vermutet, dass der Absturz in Zusammenhang mit Millionengarantien stehen könnte, die German Pellets für Geschäfte und Anleihen in den USA eingegangen ist. So habe das Unternehmen die Pelletwerke Texas und Louisiana Pellets nicht nur mit dem Geld deutscher Anleger finanziert – die Werke gehören laut „WiWo“ einer Stiftung, deren Begünstigte die Ehefrau von German-Pellets-Chef Leibold war -, sondern auch über jetzt notleidend gewordene US-Bonds, für die German Pellets teilweise mit haftet. Laut einem Wertpapierprospekt hafte der deutsche Brennstoffhersteller beim Werk Texas Pellets für umgerechnet 23 Millionen Euro.

    Ob die im Wertpapierprospekt skizzierte Haftung bis heute gilt, wollten weder German Pellets noch der Treuhänder Wells Fargo dem Magazin beantworten. Doch laut der Finanzdatenbank von Bloomberg sind die US-Bonds von Louisiana Pellets und Texas Pellets nun bereits ausgefallen oder notleidend.

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    Eine verspätete Schiffslieferung mit Folgen

    In diesem Zusammenhang spielt möglicherweise eine Schiffslieferung von Texas Pellets eine entscheidende Rolle: Das Schiff mit Ware für den britischen Versorger Drax sollte den US-Hafen von Port Arthur eigentlich am 14. Dezember verlassen. Das geht aus einem Dokument hervor, das der „WiWo“ vorliegt. Aufgrund des Wetters verspätete sich das Schiff um zweieinhalb Wochen. Folge: Eine Zahlung über 6,1 Millionen US-Dollar - die Bezahlung für die Ware auf dem Schiff - verspätete sich ebenfalls. Das Geld, heißt es, kam nicht mehr rechtzeitig, um Anfang Januar den Schuldendienst für eine US-Anleihe von Texas Pellets aus eigener Kraft zu bezahlen.

    Texas Pellets hat laut Wertpapierprospekt von German Pellets mit der Drax Power Limited einen sieben Jahre laufenden Vertrag über die Lieferung von in den USA produzierten Holzpellets abgeschlossen. Jährliche Liefermenge: 480.000 Tonnen. German Pellets hat demnach auch die Erfüllung sämtlicher Verpflichtungen der Texas Pellets im Zusammenhang mit diesem Vertrag zugunsten der Drax Power Limited garantiert, heißt es im Prospekt. Der Konzern habe sich verpflichtet, Drax Power von sämtlichen Schäden freizustellen, die dadurch entstehen, dass die Texas Pellets ihren vertraglichen Verpflichtungen aus dem Holzpellets-Liefervertrag nicht ordnungsgemäß nachkomme. Ob durch die verzögerte Schiffslieferung jetzt ein Schaden entstanden ist, wollte German Pellets nicht sagen.

    „Ein Vergleich mit Prokon ist völlig unangebracht“

    Dem Bericht zufolge steht German Pellets insgesamt mit 422 Millionen Euro in der Kreide. Mehr als die Hälfte davon (224 Millionen) stammen aus Anleihen. Darüber hinaus hätten Privatanleger Genussrechte in Millionenhöhe gezeichnet. Beim Wort „Genussrechte“ kommt unweigerlich der Gedanke an den Fall Prokon auf, über den wallstreet:online mehrfach berichtete (siehe hier und hier). „Ein Vergleich mit Prokon ist völlig unangebracht“, erklärte jedoch German-Pellets-Chef vor knapp zwei Jahren, ebenfalls gegenüber der „WirtschaftsWoche“.

    Aber ist der das immer noch? Die Hiobsbotschaften reißen jedenfalls nicht ab. Dem Bericht zufolge stehe die Produktion in einigen Werken des deutschen Pellets-Herstellers still, in mindestens einem Fall ruhe die Arbeit teilweise bereits seit Dezember. Hintergrund sollen offene Rechnungen für Holzlieferungen sein. Außerdem droht German Pellets offenbar die Abschreibung mehrere Millionen Euro aus Geschäften mit dem Ofenbauer Kago Wärmesysteme. Dessen Besitzer heißt im Übrigen ebenfalls Peter Leibold.



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