AKTIEN IM FOKUS
Technologie-Aktien folgen der Talfahrt an der Nasdaq
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien deutscher Technologie-Unternehmen sind am Montag der Talfahrt ihrer US-Branchenkollegen vor dem Wochenende gefolgt. Sie büßten im sehr schwachen Gesamtmarkt besonders kräftig an Wert ein, nachdem am Freitag zunächst in den USA der Ausverkauf eingesetzt hatte. Vorbörslich ging die Talfahrt in New York auch nach dem Wochenende weiter. Zunehmend setze sich die Ansicht durch, dass die Bewertungen der Technologieaktien zu hoch seien, hieß es am Markt.
Im Dax sackten etwa die Aktien des Halbleiterherstellers Infineon als größter Verlierer um mehr als 5 Prozent ab, die Papiere von SAP gaben um etwas mehr als 2 Prozent nach. Im TecDax , dem mit einem Minus von 4 Prozent schwächsten Index der Dax-Familie an diesem Tag, wurden die Papiere von GFT Technologies besonders abgestraft. Sie büßten knapp 10 Prozent ein, gefolgt vom Karrierenetzwerk Xing und dem Solartechnik-Unternehmen SMA , deren Aktien jeweils mehr als 8 Prozent einbüßten. Insgesamt fiel der TecDax so kräftig wie zuletzt am 24. August 2015, als die Börsen weltweit wegen Sorgen um Chinas Konjunktur mit Panik reagiert hatten.
Kaum besser sah die Tendenz für Technologiewerte europaweit aus: Der Sub-Index war mit minus 3 Prozent die zweitschlechteste Branche nach den Medienwerten. Besonders schwach zeigten sich hier der österreichische Halbleiterhersteller AMS mit mehr als 8 Prozent Minus, während in Großbritannien Arm Holdings im Gleichklang mit Dialog Semiconductor mehr als 5 Prozent einbüßten.
NASDAQ INTERNET (QNET) MIT GRÖSSTEM VERLUST SEIT 2011
An der technologielastigen Nasdaq-Börse hatten am Freitag Aktien mit den höchsten Kurs/Gewinn-Verhältnissen besonders starke Verluste erlitten. Der Nasdaq Internet Index , in dem auf das Internet bezogene US-Aktien notiert sind, verbuchte sogar mit einem Minus von mehr als 5 Prozent den heftigsten Verlust seit 2011.
"Ähnlich wie in den USA, waren die deutschen Technologiewerte in den letzten stürmischen Börsenzeiten eine Art sicherer Hafen", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. Durch die erfreulichen starken Trends im Bereich des Cloud Computing und den voranschreitenden Konsolidierungstenzen im Chipsektor seien es vor allem die Aktien von SAP und Infineon gewesen, die sich immer wieder von den Abwärtsbewegungen des Gesamtmarktes hätten abkoppeln können. Allein im vergangenen Jahr waren die Infineon-Aktien um mehr als 50 Prozent gestiegen und die von SAP rund 25 Prozent.
'VORSCHUSSLORBEEREN SIND NUN WEG'
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"Diese Vorschusslorbeeren sind nun weg, und nun schlagen die hohen Betawerte dieser Aktien durch", so Lipkow. Der Beta-Faktor misst das Ausmaß der relativen Schwankungsbreite einer Aktie im Vergleich etwa zum Index. Ein hoher Beta-Wert bedeutet dann, dass die Aktie deutlich stärker als der Markt schwankt. Zu den Aktien mit hohen Betawerten gehören Technologie-, Finanz- und Autowerte.
"In den USA hat die überfällige Korrektur der Kurse bei Facebook , Amazon.com , Netflix und Co. Fahrt aufgenommen", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. Nun werde zunehmend realisiert, dass die Margen auf Hochstniveau seien und die Bewertungen der Unternehmen sinken müssten. "Das zieht deutsche Tech-Titel mit herunter", fasste Saurenz zusammen. Im vergangenen Jahr konnten sich Anleger von Amazon über einen Kurssprung der Aktie von fast 120 Prozent freuen, die von Netflix sogar über einen Zuwachs von rund 140 Prozent./ck/enl