Wir können uns miese Stimmung an den Finanzmärkten nicht erlauben!
Aktuell ist die Anlegerstimmung so mies, als fielen Aschermittwoch, Karfreitag und Volkstrauertag gleichzeitig auf einen Tag. So mancher Anleger fühlt sich sogar an das Schicksalsjahr der Finanzwelt 2008 erinnert. Kommt es 2016 wieder genauso heftig? Damals kam es zur bis dato größten Finanzkrise, weil die US-Notenbank der Immobilienpreisblase - an sich ein ehrenwertes Unterfangen - mit trippelartigen Zinserhöhungen langsam, aber sicher die Luft wegnehmen wollte. Doch irgendwann war das kritische Leitzinsniveau erreicht: Zunächst platzte die Blase bei US-Hauspreisen, dann die der Finanzmärkte und dann die der Weltkonjunktur.
Ist ein Ende der geldpolitischen Rettungsmission in Sicht?
Mit anschließend dramatischer Neuverschuldung konnte sich zwar die Weltwirtschaft wieder fangen. Doch die Bezahlbarkeit der staatlichen Eingriffe - Europa leistete sich eine beispiellose Staatsschuldenkrise - war den Staaten nicht mehr möglich. Mit Leitzinsen von quasi Null, Renditedrückungen zur besseren Refinanzierung von Staatsschulden und schließlich dem Aufkauf von Schulden selbst, konnten Fed, EZB & Co. den finalen Finanzsystem-Crash bis heute verhindern.
Brauchen wir diese geldpolitischen Stützräder noch? Ja, der Finanzwelt fällt das eigenständige Radfahren unendlich schwer. Allein das „Zinserhöhungsgerede“ in den USA ist ein wesentlicher Grund für die Schwäche des chinesischen Aktienmarkts seit August/September 2015 und für die wirtschaftliche Skepsis in China ist. Und selbst eine einzige US-Zinserhöhung von 0,25 Prozentpunkten sorgte bereits für Kapitalabzug aus den Schwellenländern. Ich behaupte, dass die US-Zinswende ein Fehler war.
Aus einer Finanzmarkt-Mücke wird schnell ein systemgefährdender Elefant
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Ein noch viel größerer Fehler wäre jetzt eine Fortsetzung der Zinswende. Unser seit 2008 wieder mühsam aufgebautes Finanzsystem wäre dann so brüchig wie ein marodes Gartenhäuschen aus Holz. Schon heute wütet dort der Holzwurm: Es ist zwar nicht zu erwarten, dass der Ausfall von Energieanleihen die Banken annähernd so in Bredouille bringt wie in der Immobilienkrise, doch darf das grundsätzliche Verunsicherungspotenzial nicht unterschätzt werden. Denn warum hat 2008 die Pleite der Lehman-Bank, der als kleine Investmentbank ohne Einlagen- und Kreditgeschäft keine realwirtschaftliche Bedeutung zukam, die Finanzwelt fast erledigt? Ganz einfach: Das Problem war nicht die Pleite dieser Bank an sich, sondern die anschließend grassierende Risikoaversion. In der Finanzwelt traute man keinem mehr über den Weg, selbst dann nicht, wenn es sich um langjährig beste Geschäftsbeziehungen handelte.
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