500-Euro-Schein
Salamitaktik zur Bargeldabschaffung? Erst der 500-Euro-Schein, dann die nächsten…
Hatten Sie schon mal einen 500-Euro-Schein in den Händen? Nein? Dann sollten Sie sich beeilen. Denn wenn es nach dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) geht, sollte diesem kein allzu langes Dasein mehr im Gefüge der Euronoten gegönnt sein.
Anfang Februar berichtete wallstreet:online über konkrete Vorbereitungen der EZB, den höchsten Schein der Eurozone aus dem Verkehr zu ziehen. Grund waren entsprechende Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi gegenüber EU-Abgeordneten (siehe hier). Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Notenbankkreise berichtet, habe nun das oberste Beschlussorgan der EZB mehrheitlich eine Absichtserklärung getroffen, den 500-Euro-Schein abzuschaffen. Das ist zwar erst eine Willenserklärung des EZB-Rats, doch auch ein weiterer Schritt, dem im Rahmen der aktuellen Bargeld-Debatte eine gewisse Brisanz zukommt. (Mehr dazu hier: Schluss mit Bargeld! Bundesregierung will Bezahlung in bar einschränken).
Ein bisschen Zeit ist noch, sich ein Exemplar zu sichern und den Rahmen für das Wandbild zu bestellen. Zuerst ist zu prüfen, wie wie der 500-Euro-Schein aus dem Verkehr gezogen werden könnte. Die entsprechenden Details soll in den kommenden zwei bis drei Monaten der Banknotenausschuss klären. Die endgültige Entscheidung liegt dann beim 25-köpfigen EZB-Rat, der mit einfacher Mehrheit das Aus für den 500-Euro-Schein beschließen könnte.
500-Euro-Schein = Kriminalität und Terrorismus
EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeuré hatte sich bereits öffentlich in der „Rheinischen Post“ für die Abschaffung des 500-Euro-Scheins ausgesprochen: "Ich persönlich sage: Wir haben heute weniger Gründe als bei Einführung des Euros, den 500-Euro-Schein beizubehalten, weil der elektronische Zahlungsverkehr heute viel wichtiger ist.“ Und ergänzt: "Uns wird gesagt, dass der Schein zunehmend kriminellen Geschäften dient. Deshalb glaube ich, dass der 500-Euro-Schein letztendlich abgeschafft wird, aber das muss auf bedachte Weise geschehen", sagte der Franzose. "Wir wissen von den zuständigen Behörden, dass der 500-Euro-Schein zunehmend genutzt wird, um Terrorismus zu finanzieren und Geld zu waschen. Diese Warnung nehmen wir im EZB-Rat sehr ernst", sagte Coeuré der Zeitung.
Bundesbankpräsident Weidman nicht überzeugt
Die Bundesbank und die Notenbanken aus Österreich und Luxemburg haben sich hingegen gegen eine Abschaffung der Banknote ausgesprochen haben. Laut Nachrichtenagentur dpa-AFX äußerte sich Bundesbank-Präsident Jens Weidmann skeptisch, ob durch die Abschaffung des 500er sowie durch die Einschränkung größerer Bargeldgeschäfte kriminellen Aktivitäten entgegengewirkt werden könne und widerspricht damit einem zentralen Argument der Abschaffungsbefürworter. Mehr dazu hier.
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Scheibchenweise zur Bargeldabschaffung?
Erst der 500-Euro-Schein, dann die 200-Euro-Note und dann das ganze Bargeld? Eine berechtigte Frage. Doch EZB-Direktoriumsmitglied Coeuré wiegelt ab: "Bargeld ist elementar für unser tägliches Leben. Selbst wenn also der 500-Euro-Schein nicht mehr existiert, werden die Bürger weiter alle anderen Scheine nutzen können.“ Doch das war ursprünglich auch mit dem 500-Euro-Schein gedacht und nun könnte dieser bald von der Bildfläche verschwinden. Ist das nur der Anfang?