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    Marktkommentar  1696  0 Kommentare Peter E. Huber (StarCapital): FANG den Hut!

    "Das ist ein Jammer. Die Dummen sind sich so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel." (Helmut Schmidt)

    Verrückte Welt! Während es an den meisten Börsen seit Jahresanfang kracht und scheppert, scheinen gewisse Aktien den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen. Die Bewertungsunterschiede werden dadurch immer größer. Das neue Zauberwort für schnelle und sichere Börsengewinne heißt "FANG" und steht für die Aktien von Facebook, Amazon, Netflix und Google.

    Amazon und Netflix, die beide mit einem Kurs/GewinnVerhältnis von über 400 (!) bewertet werden, erreichten im Dezember neue Höchstkurse. Facebook und Google (Alphabet), die ein KGV um die 80 aufweisen, konnten sogar Anfang Februar noch neue Höchstkurse erzielen. Für die stolzen Aktionäre kann man nur hoffen, dass sie nicht dasselbe Schicksal erleiden wie vor einigen Jahren die BRIC-Anhänger. BRIC stand für Brasilien, Russland, Indien und China - alles ehemalige "Wachstumsmärkte", die inzwischen einen mehrjährigen Kursabschwung hinter sich haben.

    Der Trend, dass teure Aktien immer teurer werden und preiswerte Aktien immer noch billiger, hält also unvermindert an. Uns als antizyklische Investoren erfüllt dies mit Grausen, weil unsere Fondsportfolios weiter erodieren. Andererseits haben wir im Frühjahr letzten Jahres dicke Barreserven aufgebaut und können diese jetzt schrittweise in Ausverkaufssituationen investieren. Davon gibt es inzwischen genug. Fast alle Schwellenbörsen unter Anführung von China gehören dazu, aber auch die Energie- und Rohstoffmärkte inklusive der Goldminen. Aktien aus Asien und Anleihen der großen Energie- und Rohstoffkonzerne gehören denn auch langfristig zu unseren Top-Favoriten.

    Was ist mit den etablierten Börsen wie zum Beispiel dem deutschen Markt? Der DAX hat seit seinem Hoch im letzten April bei knapp 12.400 Punkten mehr als 3000 Punkte abgegeben, was einem Rückgang von 25 Prozent entspricht. Viele Aktien sind dadurch wieder attraktiv bewertet und stehen bei uns auf der Kaufliste. Wir werden deshalb ab sofort unsere Barreserven schrittweise abbauen. Natürlich könnten wir wie üblich etwas zu früh dran sein. Denn das Korrekturpotenzial scheint noch nicht vollständig ausgeschöpft, auch wenn der Pessimismus der Anleger deutlich zugenommen hat. Eine echte Panikphase hat es bisher bei europäischen Aktien allerdings noch nicht gegeben.

    Wir haben immer wieder betont, dass wir keine kurz- bis mittelfristigen Prognosen abgeben, weil wir auch nicht wissen, wo der DAX am Jahresende steht. Die Erkenntnisse aus unserer Kapitalmarktforschung erlauben uns aber einige langfristige Aussagen, auch wenn selbst die mit Vorsicht zu genießen sind. So haben wir Ende 2013 eine langfristige DAX-Prognose erstellt, wonach der Index in den nächsten zehn Jahren deutlich über 20.000 Punkte steigen wird. Bis heute bewegt sich das Börsenbarometer in dem von uns vorgegebenen Wachstumskorridor.

    Wir gehen deshalb nach wie vor davon aus, dass der DAX in der aktuellen Abwärtsbewegung mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% nicht unter 8.000 Punkte fallen wird. Diese Annahme wird dadurch unterstützt, dass die meisten Notenbanken weiter eine sehr expansive Politik betreiben und die Zinsen wahrscheinlich dauerhaft niedrig bleiben werden. In einem Umfeld historisch niedriger Zinsen sind aber höhere Kurs/Gewinn-Verhältnisse gerechtfertigt (PE-Multiple-Expansion). Die Baissephasen der Jahre 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009 können deshalb nicht als Blaupause dienen, auch wenn sich viele Anleger daran orientieren (Grafik 1).

    Auch an den Rentenmärkten haben wir eine gespaltene Entwicklung. Während die Zinsen von Staatsanleihen immer weiter nach unten driften und teilweise inzwischen sogar negativ sind, bewegen sich die Renditen von Hochzinsanleihen stramm nach oben. Seit Mitte 2014 sind sie von fünf Prozent auf fast neun Prozent gestiegen (Grafik 2), was zu starken Kursverlusten in diesem Segment geführt hat. Dollaranleihen von Energie- und Rohstoffunternehmen verzinsen sich inzwischen sogar mit 10 bis 15%. Dies eröffnet Chancen für antizyklische Anleger.

    Selbstverständlich sind diese High-Yield-Bonds mit höheren Risiken behaftet. Und sie sind hoch mit der Kursentwicklung von Aktien korreliert. Man kann sagen, dass Hochzinsanleihen die Abwärtsentwicklung an den Börsen prozentual ungefähr zur Hälfte mitmachen und dafür an Aufwärtsbewegungen voll partizipieren. Gegenüber Aktien bieten sie aber einige wesentliche Vorteile. So verfügen sie über eine feste Verzinsung, eine feste Laufzeit und einen festen Rückzahlungskurs. Kursverluste während der Laufzeit sind daher immer nur temporär, es sei denn, das Unternehmen geht pleite.

    Insgesamt wird die Ausfallwahrscheinlichkeit aber häufig überschätzt, da die Unternehmen alles tun werden, um einen solchen Super-Gau zu vermeiden. Wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet, kann man das Risiko noch weiter senken. So sind große, internationale Konzerne weniger konkursgefährdet, da sie oft systemrelevant und in der Regel besser diversifiziert sind als beispielsweise ein kleines Frackingunternehmen. Anleihen mit einem BB-Rating sind nicht weit von einem Investment Grade entfernt, bringen aber trotzdem deutlich höhere Renditen, wie sich bei den "Fallen Angels" zeigt. Wenn die Zinsen für höher verschuldete Gesellschaften wie derzeit deutlich ansteigen, unternehmen diese alles, um ihre Kreditwürdigkeit zu erhalten. Das Kapital wird erhöht, Dividenden werden gestrichen, Beteiligungen verkauft, Kosten drastisch gesenkt und so weiter. Dies ist nicht so gut für die Aktionäre, aber positiv für die Anleihebesitzer.

    Der wichtigste Vorteil aber ist vielleicht, dass die Zeit für den Anleihebesitzer arbeitet und er auch längere Korrekturphasen an den Börsen gut aussitzen kann.




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    Marktkommentar Peter E. Huber (StarCapital): FANG den Hut! Verrückte Welt! Während es an den meisten Börsen seit Jahresanfang kracht und scheppert, scheinen gewisse Aktien den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen. Die Bewertungsunterschiede werden dadurch immer größer. Das neue Zauberwort für schnelle und sichere Börsengewinne heißt "FANG" und steht für die Aktien von Facebook, Amazon, Netflix und Google.