Versorger
Anleger sollten bei E.ON und RWE den Stecker ziehen
Viele Jahre haben Experten die Aktien von E.ON und RWE zum Kauf empfohlen, vor allem wegen der hohen Dividendenrendite. Die neuesten Nachrichten von RWE sollten Anleger aber einmal mehr in die Realität zurückgeholt haben. Die Perspektiven für die Aktien der Versorger bleiben trüb.
Neue Hiobsbotschaft von RWE: Deutschlands zweitgrößter Versorger leidet massiv unter der Energiewende in Europa und dem Verfall der Großhandelspreise für Strom. Daher hat der Konzern 2,1 Mrd. Euro auf deutsche und britische Kraftwerke ebenso abgeschrieben wie latente Steuern von 0,9 Mrd. Euro. Unter dem Strich stand ein Verlust von 0,2 Mrd. Euro. Das Ergebnis hat RWE selbst als „außergewöhnlich schwach“ bezeichnet.
Vorstandschef Peter Terium reagiert auf die schwachen Zahlen und streicht die Dividende für die Stammaktien, nachdem für 2014 noch ein Euro geflossen war. Investoren sind schockiert, hatten Analysten doch eine Kürzung auf lediglich 0,62 Euro vorhergesagt. Schwach ist auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Demnach soll das betriebliche Konzernergebnis auf 2,8 bis 3,1 Mrd. Euro sinken, gegenüber 3,8 Mrd. Euro für 2015.
Geschäftsanteil bei Erneuerbaren Energien ist viel zu klein
Die Versorger haben enorme Probleme und daran dürfte sich auf absehbare Zeit nichts ändern. So wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien in Europa weiter, was die Nachfrage nach Strom von E.ON und RWE dämpft. An dieser Entwicklung partizipieren E.ON und RWE nur langsam, waren sie doch sehr spät in den Bereich eingestiegen. Steigende Gewinne in dem Segment können damit wegbrechende Gewinne aus der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken bei Weitem nicht wettmachen.
Die schwache Nachfrage verschärft die Talfahrt der Strompreise. Die Großhandelspreise an der Strombörse EEX liegen am Rekordtief, wobei die Preise für 2017 noch deutlich unter denen von 2016 liegen. Entsprechend trüben sich die Perspektiven für die Versorger ein. Wieso die Analysten für 2017 für E.ON und für RWE einen Gewinnanstieg vorhersagen, bleibt deren Geheimnis.
Industrie der Euro-Zone zeigt Bremsspuren
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Gegenwind droht den Versorgern auch von der bevorstehenden Konjunkturabkühlung in Europa. Üblicherweise schlägt die Konjunkturflaute in den USA und China mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten auf Europas Exportwirtschaft durch, weshalb sich die Perspektiven gerade für die Industrie Europas eintrüben. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Euro-Zone, den die englische Researchfirma Markit veröffentlicht, im Januar auf 52,3 Punkte gesunken. Damit nähert er sich rapide der 50er-Marke. Werte darunter signalisieren ein Schrumpfen des Sektors. Das sind schlechte Nachrichten für die Versorger, erzielen sie doch fast ihre gesamten Einnahmen in Europa.
Das Umfeld für die Versorger bleibt trübt. Angesichts dessen sind E.ON mit einem 2016er-KGV von 12,5 und RWE mit 11,0 sehr hoch bewertet. Welchen Sinn macht es eine Aktie zu besitzen, die eine Dividendenrendite von vier oder fünf Prozent hat, - oder null Prozent wie bei RWE derzeit -, wenn sich die Kursverluste auf 25 oder 30 Prozent pro Jahr belaufen? Keinen. Die Talfahrt der Versorgeraktien dürfte weitergehen. Anleger sollten schnellstmöglich den Stecker ziehen.