Egbert Prior

FinTech Group setzt sich ehrgeizige Ziele

Fintech, das heißt die Digitalisierung der Bankenwelt, zählt zu den derzeit heißesten Börsenthemen. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, daß sich der Aktienkurs einer Gesellschaft, die als FinTech Group firmiert, in den letzten beiden Jahren vervierfacht hat. Nukleus ist der Online-Broker Flatex aus dem Reich des Finanzverlegers Bernd Förtsch. Beim aktuellen Kurs von 17,45 Euro beläuft sich der Börsenwert auf 290 Millionen. Doch FinTech möchte sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen. Im Gespräch mit der Prior Börse bekräftigt CEO Frank Niehage sein Ziel, die Marktkapitalisierung in zwei bis drei Jahren auf 1 Milliarde Dollar hochzuschrauben. Nachdem 2015 operativ (EBITDA) rund 20 Millionen Euro verdient worden sein dürften, stellt der Banker für den laufenden Turnus einen Anstieg auf 35 Millionen in Aussicht. In dem Fintech-Sektor hantieren Analysten teilweise mit einem sportlichen EBITDA-Vielfachen von 20. Nach dieser Lesart ließe sich ein Börsenwert von 700 Millionen Euro rechtfertigen. Niehage legt die Meßlatte hoch, er möchte die FinTech Group zu dem führenden europäischen Anbieter innovativer Technologien im Finanzsektor machen. Meilenstein auf dem Weg dorthin war vor einem Jahr die Übernahme der XCOM Gruppe, einem Anbieter von Software für Banken. Zum Portfolio der XCOM zählt auch die biw-Bank, die über eine Vollbanklizenz verfügt und das Geschäft mit Privatkunden anderer namhafter Banken im Zuge eines sogenannten white-label-bankings abwickelt. Die Basis ist also gelegt, die FinTech Group verfügt über Technologie, Banklizenzen und Kunden. Jetzt müssen nur noch weitere Produkte für das digitale Zeitalter kreiert werden. Flatex-Kunden sollen beispielsweise demnächst auch Online Festgeld und Konsumentenkredite angeboten werden. Das nötige Kleingeld für den Aufbau eines Kreditgeschäfts ist vorhanden: Rund 1 Milliarde an Kundeneinlagen schlummert auf den Konten der biw-Bank. Um eigene Innovationen voranzubringen, sucht Niehage die Nähe zu Start ups. Nach dem Umzug von Kulmbach nach Frankfurt verfüge FinTech über ausreichend Büroflächen, das eine oder andere Start up direkt ins Haus zu holen. Niehage kann sich auch weitere Akquisitionen vorstellen. Solz ist der Banker auf eine  kürzlich bekanntgegebene strategische Partnerschaft mit Morgan Stanley. Die US-Investmentbank legt unter der Marke Flatex Zertifikate und Optionsscheine für den deutschen Markt auf. Dem Vernehmen nach soll die Zusammenarbeit durch eine Kapitalbeteiligung von etwa 5% an der FinTech Group unterlegt werden. Fazit: Die Aktie ist nicht mehr billig, das Thema Fintech sorgt aber bis auf weiteres für Rückenwind.