Marktkommentar
Ann-Katrin Petersen (AllianzGI): Kapitalmarktbrief März 2016 - Auf Achterbahnfahrt
Im Bann von konjunktureller Verunsicherung, des Auseinanderlaufens der weltweiten Geldpolitik und politischer Ereignisrisiken befanden sich die Kapitalmärkte in den ersten Wochen dieses Jahres auf einer turbulenten Achterbahnfahrt. Der aktuellen Logik des Marktes folgend könnten - neben einer Besserung der Konjunkturdaten aus China und den USA - insbesondere zwei Treiber für nachlassende Nervosität an den Börsen sorgen: ein Ende der Dollar-Stärke und eine nachhaltige Erholung des Rohölpreises.
Handelsgewichtet liegt der US-Dollar noch immer um ca. 20 % höher als im Durchschnitt des zweiten Quartals 2014 - also vor Beginn seiner großen Rallye. In einer Reihe von Schwellenländern kamen umgekehrt die heimischen Währungen stark unter die Räder. China, den Schwellenländern insgesamt, aber auch der US-Wirtschaft (Exportsektor) dürfte daher zugutekommen, dass der Greenback zuletzt leicht an Stärke eingebüßt hat, trotz der international divergierenden Geldpolitik. Insgesamt scheint der Trend der Dollarstärke weit fortgeschritten. Die wachsenden Zweifel an dem im Dezember 2015 eingeleiteten Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve (Fed) sind ein treibender Faktor. An den Börsen wird mittlerweile sogar über eine Rezession und die Einführung von Negativzinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt spekuliert. Das sorgt allerdings in Anbetracht der aktuellen und zu erwartenden Verfassung der US-Konjunktur für Stirnrunzeln.
Deutungsschwierigkeiten bereitet auch der überwiegend angebotsseitig ausgelöste Rohölpreisverfall. Dieser wird an den Finanzmärkten bezeichnenderweise nicht als realeinkommenssteigernde Stütze des privaten Verbrauchs, sondern als generell negativer Indikator für die globale Konjunktur wahrgenommen. Aufgrund des strukturellen Überangebots auf dem Weltmarkt bleiben die Rohölpreise unter Druck und ein zeitweiliges Testen der Untergrenze der Produktionskosten ist nicht ausgeschlossen. Hoffnungen auf ein iranisches Einlenken bei der Begrenzung der OPEC-Fördermenge und die aufwärtsgerichtete Terminkurve des Ölpreises deuten dagegen auf ein allmähliches Durchschreiten der Talsohle hin. Dennoch dürfte die Lücke zwischen der Gesamt- und der Kerninflationsrate, bei der Energiepreisänderungen nicht zu Buche schlagen, zunächst anhalten. Der neuerliche Preisrutsch zu Jahresbeginn hat den Basiseffekt des Ölpreisrückgangs Ende 2014 weitestgehend beseitigt.
Ein Umfeld, in dem der globale Lockerungsgrad der Geldpolitik, getrieben von der Europäischen Zentralbank (EZB) und Bank of Japan (BoJ), unverändert hoch bleiben dürfte. Und ein Umfeld, in dem die Rentenmärkte in der Schleife niedriger und bisweilen negativer Zinsen verharren. Angesichts einer möglichen weiteren Senkung des bereits negativen EZB-Einlagensatzes dürften die Sorgen um die Rentabilität des europäischen Bankensystems anhalten.
In Summe werden die großen Notenbanken voraussichtlich äußerst datenabhängig agieren und damit auf Sicht fahren. Investoren sollten sich daher auf eine anhaltend kurvenreichere Strecke einstellen. Dabei empfiehlt sich, nicht nur das Tempo zu drosseln, sondern den Wagen auf allen Rädern zu steuern: also breit über die Vermögensklassen zu streuen.
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Ann-Katrin Petersen