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     784  0 Kommentare Deutschland verschreckt chinesische Touristen mit strikten Visaregeln

    PEKING (dpa-AFX) - Im Werben um ausgabefreudige chinesische Touristen hat Deutschland gegenüber anderen europäischen Ländern das Nachsehen. Der Grund: Eine penible deutsche Umsetzung der Visaregeln für Chinesen nach dem Schengen-Abkommen, die andere EU-Staaten lockerer handhaben. "Die französischen Visa sind viel leichter zu bekommen, weil die Franzosen nicht so strikt wie die Deutschen sind", sagt ein Manager des großen Reiseveranstalters Ctrip in Peking.

    Obwohl sich die EU-Staaten des Schengen-Raums einheitlich an die Regeln halten sollten, verlangt Frankreich etwa keine Hotelbuchung oder Originale von Einladungsschreiben mehr. "Das Visaverfahren bei der deutschen Botschaft ist viel aufwendiger", sagt auch Managerin Hu Xiaodan vom Reisebüro Shanzhou Guolü. Auf chinesischen Internetseiten zirkulieren Tipps für Reisende nach Europa, sich besser bei den Franzosen ein Visum zu holen.

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    Mit viel weniger Visabeamten vergibt Frankreich viel mehr Visa und konnte so die Zahl der chinesischen Reisenden 2015 deutlich auf schätzungsweise zwei Millionen steigern. Wie aus dem Auswärtigen Amt in Berlin verlautete, vergaben die deutschen Auslandsvertretungen in China hingegen etwa 360 000 Schengen-Visa, wenngleich mehr als 80 Prozent zur mehrfachen Einreise und jedes fünfte als Mehrjahresvisum.

    Obwohl Reisebüros und Touristen über hohe Anforderungen klagen, wurde das deutsche Visa-Verfahren im Auswärtigen Amt als "schnell und kundenfreundlich" beschrieben. Die Mehrzahl der Visa werde innerhalb von 48 Stunden erteilt. Um den Strom besser zu bewältigen, werden gerade mit einem externen Dienstleister in China zehn neue Visa-Antragszentren eröffnet. Seit Ende vergangener Woche sind drei neue Zentren in den Metropolen Wuhan, Chongqing und Jinan geöffnet.

    Die unterschiedlich strenge Handhabung der Visabestimmungen durch EU-Staaten bestätigte allerdings auch Wei Xiao'an, Direktor der chinesischen Tourismus-Akademie. Er rechnet im nächsten Jahr mit einem Anstieg der Zahl chinesischer Touristen im Ausland um rund zehn Prozent auf mehr als 130 Millionen. Obwohl die Hauptzielländer weiter in Asien liegen, sieht der Direktor einen verstärkten Trend nach Europa. "Der Tourismus nach Europa wird rasant ansteigen, weil die Chinesen die Lust auf Nachbarländer wie Korea und Japan verlieren."

    Angst vor Terror oder die Flüchtlingskrise in Europa schrecken chinesische Touristen seiner Ansicht nach langfristig nicht ab. Zwar sind die Visazahlen für Frankreich im Dezember direkt nach den Anschlägen in Paris um 18 Prozent eingebrochen, doch sieht Wei Xiao'an nur ein vorübergehendes Phänomen: "Es gibt gewisse Auswirkungen, aber keinen grundlegenden Wandel im Reiseverhalten."

    Auch chinesische Reiseveranstalter sehen Europa im Aufwind. "Es gibt wenig Angst wegen Terror oder Flüchtlingen", sagt Hu Xiaodan von Shanzhou Guolü. Auch der Ctrip-Manager findet: "Das beeinflusst chinesische Kunden nicht wirklich. Wir erwarten sehr gutes Wachstum."

    Da chinesische Reisende mit ihren Einkäufen von Luxuswaren oft deutlich mehr als andere Touristen ausgeben, sind sie bei vielen beliebt. Frankreichs früherer Außenminister Laurent Fabius sieht in ihnen gar ein Heilmittel, um das Handelsdefizit mit China auszugleichen.

    Auch die deutsche Tourismusindustrie wünscht sich höhere Umsätze. Nach Schätzungen könnte es mit einer erleichterten Visavergabe pro Woche einige Dutzend Direktflüge von China nach Frankfurt zusätzlich geben. "Die Deutschen schießen sich selber in den Fuß, wenn sie sich weiter so strikt an die Schengen-Regeln halten", sagt ein EU-Experte.

    Die Schengen-Staaten haben es bisher aber nicht geschafft, die Liste der Anforderungen für Chinesen gemeinsam zu reduzieren. Nicht nur die Franzosen, sondern auch die Spanier und Italiener gehen offenbar großzügiger mit Visa um. "Schengen funktioniert nicht", heißt es in EU-Kreisen in Peking. Dabei gelten die Chinesen keineswegs als Problemgruppe. Es gibt weder Sicherheitsgründe noch nennenswerte Bedenken, dass Chinesen Asyl suchen oder europäische Sozialsysteme ausnutzen. Die Zahlen seien "unbedeutend", wird versichert./lw/DP/fbr




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