Bürgschaftsbank-Chef fordert gezieltere Wirtschaftspolitik
MAGDEBURG (dpa-AFX) - Gründer und Mittelständler haben sich zuletzt wieder mehr Unterstützung bei der Bürgschaftsbank (BB) geholt. "Trotz der anhaltenden Investitionszurückhaltung stieg die Nachfrage", sagte Geschäftsführer Wolf-Dieter Schwab am Donnerstag. Allerdings nahmen die Antragsteller durchschnittlich niedrigere Kreditsummen auf. Die aktuellen Rahmenbedingungen könnten das Geschäft künftig erschweren, sagte Schwab. Bei der Wirtschaftspolitik des Landes sieht er Nachholbedarf. Die Bürgschaftsbank unterstützt Gründer und Mittelständler bei der Kreditaufnahme.
DIE AUSGANGSLAGE: "Insgesamt war 2015 ein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft", bilanzierte BB-Geschäftsführer Schwab. Sachsen-Anhalt habe sich mit null Prozent Wachstum aber unterdurchschnittlich entwickelt. Die Produktionen vieler Unternehmen seien durchschnittlich ausgelastet, weswegen kaum Erweiterungsinvestitionen geplant seien. Zudem halte sich vor allem der in Sachsen-Anhalt prägende Mittelstand bei Investitionen zurück, konstatierte Schwab. Kredithürden seien angesichts der Niedrigzinsen historisch niedrig.
DIE BILANZ: Nach einem Rückgang im Jahr 2014 schloss das Förderinstitut samt seiner Schwester Mittelständische Beteiligungsgesellschaft im vergangenen Jahr 16 Prozent mehr Verträge ab. Mittelständler und Gründer konnten durch die Unterstützung 72,8 Millionen Euro investieren. Mehr als 4200 neue oder bestehende Arbeitsplätze seien gesichert worden. Unternehmen und Gründer aus dem Dienstleistungssektor und dem Handel fragten mehr Bürgschaften nach. Vor allem Expressanträge für Beträge bis 50 000 Euro würden stärker genutzt, sagte Schwab. Wer dieses Online-Formular nutzt, bekommt binnen drei Bankarbeitstagen eine Entscheidung.
DER AUSBLICK: Vor allem die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank macht den Banken - und damit auch der Bürgschaftsbank - zu schaffen. "Wir merken bereits, dass die Zinserträge unserer Anlagen nach unten gehen", sagte Schwab. Bei gleichzeitig steigenden Reglementierungen des Bankensektors sinke der Spielraum auch bei der Förderung. Zudem muss aus Sicht des Geschäftsführers auch die Wirtschaftspolitik in Sachsen-Anhalt gezielter fördern, vor allem bei Gründern, Unternehmensnachfolgen und innovativen Ausgründungen nach dem Studium.
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Im deutschlandweiten Vergleich agierten andere Bundesländer glücklicher, sagte Schwab. Er verwies etwa auf den Gründermonitor, in dem Sachsen-Anhalt zwischen 2012 und 2014 vom 12. Rang der Länder auf den letzten Platz abrutschte. Da bis 2018 mehrere tausend Unternehmer im Land einen Nachfolger für ihre Firmen suchten, müsse das Feld mehr in den wirtschaftspolitischen Fokus rücken./hnl/DP/fbr