Konjunktur
Leistungsbilanz Deutschland - Schwarze Null bremst Wachstum aus
Es läuft nicht alles schlecht in der Weltwirtschaft, behaupten die Volkswirte von Standard Life Investments in ihrem aktuellen Weekly Economic Briefing. Ein Aspekt, der sich in den letzten Jahren verbessert habe, seien die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte. So werden die Zahlen für 2015 wohl die niedrigste Streuung für die Leistungsbilanzen der 60 größten Volkswirtschaften der Welt seit 2002 zeigen.
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Chefvolkswirt Jeremy Lawson macht dafür eine Reihe von Gründen verantwortlich: So habe das Auslaufen des Rohstoffbooms in vielen der produzierenden Länder die Leistungsbilanz verkürzt, während sie
sich in vielen importierenden Ländern verbessert habe. Die Abwertung ihrer Währungen habe einer Reihe von Emerging Markets eine Neuausrichtung ihres Außenhandels erleichtert.
Und schließlich habe die Krise in der Eurozone den großen Leistungsbilanzdefiziten der Peripherieländer ein Ende gesetzt.
Defizite, die im Jahr 2008 noch bei 12,1 Prozent des BIP (Portugal), 9,3 Prozent (Spanien) oder 5,8 Prozent (Irland) lagen, hätten sich heute in Überschüsse verwandelt. In Deutschland,
hingegen, habe der Leistungsbilanzüberschuss im letzten Jahr einen Rekord von 8,2 Prozent des BIP erreicht. „Das ist auch problematisch, weil es ein Schlaglicht wirft auf die Unfähigkeit, die
Binnennachfrage und Investitionen zu stimulieren“, schreibt Lawson. Das Streben nach einem ausgeglichenen Haushalt verstärke das Problem des Ersparnisüberhangs in Deutschland. „Würde die Regierung
ihren Haushalt nutzen, um Investitionen anzukurbeln, würde das nicht nur das Wachstum in Deutschland sondern auch das seiner Partner in der Eurozone unterstützen.“