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    Marktkommentar  1191  0 Kommentare Union: Die Woche der Notenbanken - Geldpolitik im Fokus der Anleger (Stand: 18. März 2016)

    Es war die Woche der Notenbanken. Nach der EZB-Sitzung am 10. März 2016 trafen sich in der letzten Woche auch die Währungshüter aus Japan, Großbritannien und den USA.

    Notenbanken bleiben expansiv

    Die Bank of Japan (BoJ) kauft weiterhin Staatsanleihen und andere Wertpapiere an und ließ die Leitzinsen unverändert. Geschäftsbanken müssen also einen Negativzins für einen Teil ihrer Reserven entrichten. Die BoJ reagierte aber auch auf den Unmut, den ihre überraschende Einführung von Negativzinsen hervorgerufen hatte. So wurden erste Ausnahmen von der Negativzinsregel für Geldmarktfonds beschlossen. Viele Kreditinstitute ächzen zudem unter dem hohen manuellen Aufwand, weil ihre IT-Programme mit negativen Sätzen nicht umgehen können.

    In Großbritannien zeigte sich die Bank of England (BoE) sehr zurückhaltend. Gute Konjunkturdaten und höhere Löhne hatten Marktteilnehmer noch zu Jahresbeginn glauben lassen, dass die BoE in diesem Jahr mehrfach die Zinsen anheben könnte. Die Unsicherheit über einen möglichen EU-Austritt ist vor dem Brexit-Referendum am 23. Juni jedoch derart hoch, dass die britischen Währungshüter entschieden, den Leitzins auf historisch niedrigem Niveau zu belassen.

    Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Norwegische Zentralbank den Leitzins um 25 Basispunkte in dieser Woche gesenkt hat und im Juni mit einer weiteren Absenkung zu rechnen ist.

    Fed überrascht und stützt die Märkte

    Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer richtete sich aber auf die US-Notenbank (Fed), die sich in dieser Woche dazu entschloss, ihre Geldpolitik unverändert zu belassen. Gegenüber ihrer Entscheidung im Januar hat sich die Einschätzung der Fed in zwei wesentlichen Punkten verändert: Neben der Exportschwäche wird nun nicht mehr von einem moderaten Investitionswachstum, sondern einer schwachen Entwicklung der Investitionen gesprochen. Zudem konstatiert die Fed eindeutig, dass die Entwicklungen an den Finanzmärkten und im internationalen Umfeld ein Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung darstellen. Im Januar klangen die Töne diesbezüglich noch moderater.

    Das Basisszenario der Fed ist allerdings weiterhin, dass sich die Wirtschaft auf einem Pfad bewegen sollte, der weitere Leitzinserhöhungen rechtfertigt. Die Währungshüter sprechen allerdings von weniger Anhebungen als zuvor. Plastisch wird dies am sogenannten "Dot Plot", bei dem sowohl stimm- als auch nicht stimmberechtigte Mitglieder im Offenmarktausschuss der Notenbank ihre Einschätzung zur angemessenen Leitzinsspanne angeben. Diese sieht bis Jahresende in der überwiegenden Mehrheit zwei - zuvor waren es deren vier -, gegebenenfalls auch drei weitere Zinsanhebungen vor. Vier Zinsschritte erachten nur noch vier von insgesamt 17 Mitgliedern für sinnvoll. Diese recht deutliche Korrektur der Zinserhöhungserwartungen der einzelnen Notenbank-Gouverneure war in diesem Ausmaß nicht erwartet worden. Wenngleich die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, dass die mittlere Einschätzung der Gouverneure hinsichtlich des Zinserhöhungsbedarfs stets weiter nach unten verschoben wird, kam dies dennoch überraschend und sorgte für eine positive Reaktion von risikobehafteten Anlagen.

    In der Pressekonferenz betonte die Vorsitzende des Offenmarktausschusses, Janet Yellen, dass es sich beim Aussetzen der Zinserhöhung um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt habe, auch wenn sie die US-Wirtschaft zugleich als widerstandsfähig gegenüber negativen Schocks der jüngsten Vergangenheit bezeichnete. Die Einschätzung für die US-Wirtschaft hätte sich auch bei schwächeren Entwicklungen im Ausland und deutlicheren Ausschlägen an den Finanzmärkten nur ganz leicht nach unten verschoben. Dennoch sei dieses Ergebnis für die meisten Mitglieder im Ausschuss konsistent mit einem Zinspfad, der gegenüber der Dezember-Sitzung etwa 50 Basispunkte niedriger liege.

    Möglicher US-Zinsschritt wohl frühestens im Juni

    Das Aussetzen der Zinserhöhungen in den USA halten wir vor dem Hintergrund eher durchmischter Wirtschaftsdaten aus den USA selbst wie auch der deutlichen Kursverluste im Nachgang der Erhöhung im Dezember für sachgerecht. Allerdings hat es die Fed erneut nicht geschafft, dem Kapitalmarkt hinreichend Klarheit über ihr weiteres Vorgehen zu geben. Das bedeutet, die Unsicherheit über den weiteren Zinspfad bleibt ungewöhnlich hoch.

    Wir gehen nun davon aus, dass die Fed frühestens auf ihrer Sitzung am 14./15. Juni einen weiteren Zinsschritt vornehmen wird. Problematisch hierbei dürfte allerdings sein, dass sich selbst bei fortgesetzt ordentlichen heimischen Wirtschaftsdaten die Risiken aus dem internationalen Umfeld bis dahin vermutlich nicht verringert haben dürften. Zudem ist das zyklisch weit fortgeschrittene Stadium der US-Wirtschaft - und hier vor allem die Erosion der Profitabilität des Unternehmenssektors - ein Risiko dafür, dass sich darauffolgende Zinserhöhungspläne der US-Notenbank für das zweite Halbjahr 2016 und die Folgejahre nicht sinnvoll realisieren lassen.

    Fazit:

    Mit Ausnahme der Fed bleibt die Notenbankpolitik auf globaler Seite sehr expansiv.




    Asset Standard
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