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Gewerkschaft IG BCE will in Chemie-Tarifrunde 5 Prozent mehr Geld
HANNOVER (dpa-AFX) - Die Gewerkschaft IG BCE will mit der Forderung nach 5 Prozent mehr Geld in die nahende Chemie-Tarifrunde ziehen. Diese Empfehlung zu der Ende Mai startenden Verhandlung für die bundesweit rund 550 000 Mitarbeiter der Schlüsselindustrie beschloss die Spitze der Gewerkschaft am Freitag, wie sie in Hannover mitteilte.
Die Bundestarifkommission muss den Vorschlag Ende Mai nach Beratungen an der Basis noch absegnen. Das gilt in der Regel als Formsache. Neben der reinen Geldforderung will die IG BCE zudem den Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg" weiterentwickeln.
Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) sieht wenig Spielraum. "Die wirtschaftliche Lage unserer Branche lässt keine großen Sprünge zu", meinte Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. "Wir erwarten kaum mehr als Stagnation in der Chemie. Wenn es gut läuft, gelingt es uns, den Umsatzrückgang des letzten Jahres wieder aufzuholen."
Vor einem Jahr hatte die IG BCE 2,8 Prozent mehr Geld erstritten und zusätzlich Zahlungen etwa für Altersvorsorge oder die Alterszeitzeit durchgesetzt. Diesmal deuten die Zeichen vor allem auf ein Plus für die Lohnzettel in der Branche, zu der Größen wie Henkel , Continental , BASF oder Bayer zählen.
"Im Wesentlichen werden wir uns konzentrieren auf die Tariferhöhung. Das ist der Kern", sagte IG-BCE-Vorstand Peter Hausmann auf Anfrage. Thema sei außerdem die Ausbildung. "Die Branche muss da viel tun, um attraktiv zu bleiben. Das gilt auch für das Entgeltniveau." Knapp die Hälfte der Azubis werde unbefristet übernommen. "Das ist ein erheblicher Fortschritt, zufrieden sind wir aber noch lange nicht."
Stiller zeigte sich offen für eine Weiterentwicklung der Ausbildung: "Die Arbeitgeber werden sich hier weiter stark engagieren." Grundlegend für den Erfolg und die Akzeptanz auf Arbeitgeberseite bleibe dabei das Prinzip "Ausbildung geht vor Übernahme".
Hausmann bezeichnete die wirtschaftliche Lage der Branche als "seit vielen Jahren gut". "Und die Signale aus den Unternehmen sind so, dass 2016 positiver gesehen wird als das Jahr zuvor. Nur den allerwenigsten der 1900 Chemie-Betriebe geht es schlecht."
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Als Tarifmotto wählte die IG BCE "Unsere Arbeit ist MehrWert". "Denn Ausbildungsniveau, Flexibilität und die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer sind ein zentraler Schlüssel für die anhaltend starke Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche", meinte Hausmann. Das 5-Prozent-Ziel begründete er auch mit Nachholbedarf: "Wir müssen seit Jahren beobachten, dass die Gewinne auf Kapitalseite ständig nach oben gehen und Arbeitnehmer aufpassen müssen, da Schritt zu halten."/loh/mar/DP/jha