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    Personen Portrait  4345  0 Kommentare Sebastian Klein (Castell'sche-Bank-Chef): "Manch ein Haus drückt riskante Produkte in den Markt"

    Die Fürstlich Castell'sche Bank aus Würzburg ist die älteste Bank Bayerns. Das Haus wurde 1774 gegründet und ist im Besitz der Fürstenhäuser Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen. Das Institut legt seinen Schwerpunkt auf die Vermögensverwaltung und betreut vorwiegend im süddeutschen Raum Kunden. Das Geldhaus brachte 2012 auch zwei vermögensverwaltende Fonds auf den Markt, den Castell VV Defensiv und den Castell VV Ausgewogen. Bankchef Sebastian Klein arbeitete zuvor bei der Bayerischen Landesbank, war Vorstandschef der Cominvest und geht im Interview mit FONDS professionell ONLINE hart mit der eigenen Zunft ins Gericht.

    Herr Klein, kann Ihr Haus als eher konservativ geprägter Anleger überhaupt noch Geld für Ihre Kunden erwirtschaften?

    Sebastian Klein: Durchaus. Anleihen sind tot, sagen viele. Unser Haus ist da anderer Meinung. Renten muss man aktiv steuern. Mit einem Portfolio aus Aktien und Anleihen fahren Anleger angesichts der Strafzinsen auf Einlagen immer noch besser als mit einem Aktien- und Geldmarkt-Portfolio. Eine Anleihe einfach nur zu kaufen und bis zur Fälligkeit zu halten, funktioniert aber tatsächlich nicht mehr.

    Immer mehr Häuser warten mit Produkten auf, die mehrere Anlageklassen und alternative Investmentstrategien kombinieren und dabei ein moderates Risiko versprechen. Ist das ein gangbarer Ausweg aus dem Rendite-Dilemma?

    Klein: Einige dieser Strategien erinnern doch sehr an die Hedgefonds-Welt. Solche Einzel- oder Marktwetten gehen wir nicht ein. Aktien mischen wir etwa nur vorsichtig dazu - und verpassen lieber eine Erholung als dass wir zu früh einsteigen oder nicht rechtzeitig das Risiko reduzieren.

    Aber attraktive Renditen lassen sich mit Renten kaum mehr erwirtschaften. Anlegern bleibt da doch nicht viel mehr übrig, als riskantere Investments einzugehen?

    Klein: Lassen Sie es mich so ausdrücken: Der Vogel rückt immer ein Stückchen weiter auf dem Ast raus, um noch Körner zu finden - bis er dann abstürzt. Unsere gesamte Branche muss aufpassen, dass sie das Vertrauen der Kunden nicht verspielt.

    Wie meinen Sie das?

    Klein: Manch ein Haus drückt riskante Produkte in den Markt, nur um das eigene Provisionsergebnis hochzutreiben. Stattdessen sollten wir die Kunden besser daran gewöhnen, dass an den Märkten die Kurse auf Dauer stark schwanken und nur magere Renditen zu erzielen sind. Berater müssen ihren Kunden erklären, dass mehr als zwei oder drei Prozent Rendite nicht drin sind - jedenfalls nicht, ohne höhere Risiken einzugehen. Das ist keine positive Botschaft für Anleger - aber leider die neue Realität. Wer das nicht versteht und auch seinen Kunden nicht erklärt, wird erhebliche Probleme bekommen.

    Was stört sie noch in der Branche?

    Klein: Die Versessenheit auf einzelne Personen. Die Fondsbranche ist keine Talentindustrie, sondern eine Sache der Teams und Institutionen. In den meisten Fällen hängt der Investmenterfolg nicht von einem Kopf ab, der zudem noch eine begrenzte Schaffensdauer hat. Wir wollen bewusst nicht von einzelnen Köpfen abhängig sein, sondern eine Teamleistung erbringen. Viele mögen das anders sehen, jedoch stehen der Fondsbranche nach den fetten Jahren magerere Zeiten bevor. Vorausschauende Anbieter haben bereits die Kosten gesenkt, Dienste ausgelagert sowie Strukturen vereinfacht.



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    Personen Portrait Sebastian Klein (Castell'sche-Bank-Chef): "Manch ein Haus drückt riskante Produkte in den Markt" Der Vorstandschef der Fürstlich Castell'sche Bank, Sebastian Klein, mahnt Anleger zu mehr Genügsamkeit bei ihren Rendite-Erwartungen und Fondsanbieter zu mehr Bescheidenheit - sowohl beim Gewinnstreben als auch bei der Selbstdarstellung.

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