Turbulenzen und Irreführung
US-Hedgefonds Muddy Waters legt nach - Was ist dran an den Vorwürfen gegen Ströer?
Am 21. April rauschte die Ströer-Aktie infolge eines umstrittenen Reports um satte 30 Prozent in den Keller. Bis zum Abend konnten die Ströer-Papiere den Verlust zwar um knapp die Hälfte wett machen. Doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Vor knapp zwei Monaten konnten wir eine ähnliche Situation um Wirecard beobachten. Auslöser auch hier ein negativer Bericht eines bis dato unbekannten Research-Diensts (Lesen Sie mehr: Was ist los bei Wirecard? Aktie bricht massiv ein)
Störer weist Vorwürfe zurück und kündigt rechtliche Schritte an
Nun geriet der Kölner Medienkonzerns Ströer durch einen kritischen Bericht des Research-Dienstes Muddy Waters unter Beschuss. Das amerikanische Finanzunternehmen behauptete unter anderem, dass Ströer in seinem Digitalgeschäft deutlich weniger erfolgreich sei als vom Unternehmen selbst dargestellt. Bei etlichen Bilanzkennziffern kommt Muddy Waters nach seinen eigenen Berechnungen zu Werten, die unter denen von Ströer liegen.
Ströer wies die Vorwürfe vehement zurück: Muddy Waters Capital habe als Besitzer sogenannter Short-Positionen ein Eigeninteresse daran, den Aktienkurs zu manipulieren und bei deutlich sinkenden Kursen signifikante Spekulationsgewinne zu erzielen. Ströer wolle "verschiedene rechtliche Maßnahmen ergreifen" und stehe mit den zuständigen Behörden, insbesondere mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht im Austausch, erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme.
US-Hedgefonds legt nach und zieht CIA-Analysten zu Rate
Das lässt Muddy Waters jedoch nicht auf sich sitzen und legt nach. „Ströers Management verdient das Vertrauen der Investoren nicht“, sagte Carson Block, Gründer und Chef des US-Hedgefonds gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Zugleich verschärft Block seine Vorwürfe: „Meiner Meinung nach fehlte es den Antworten an Klarheit, weil sie vielfach darauf angelegt waren, Investoren noch weiter in die Irre zu führen.“
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So sei Ströers Behauptung „durchweg unzutreffend“, Block habe in seinem Report Wechselkurseffekte und den Umsatzanteil neuer Beteiligungsfirmen von Stöer nicht berücksichtigt. Muddy Waters habe bei seinen Berechnungen des organischen Wachstums Ströer sogar ein Wechselkursplus von 15 Millionen Euro zugebilligt. Trotzdem sei das Umsatzwachstum niedriger als von Ströer behauptet. Zudem hätten die Beteiligungsfirmen nur 1,5 Millionen Euro zum Wachstum beigetragen, gerade mal 0,2 Prozent des Gesamtumsatzes.
Nach Informationen der "WirtschaftsWoche" ließ Hedgefonds-Chef Block die Ausführungen von Ströer-Chef Müller bei der Telefonkonferenz am vergangenen Freitag von einem Ex- Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA analysieren. Dabei sei dieser auf „Verhaltensweisen“ gestoßen, heißt es, „die man mit Täuschung verbindet“. Mit ähnlichen Methoden hatte Muddy Waters bereits den französischen Handelsriesen Casino und den Rohstoff-Konzern Noble Group aus Hongkong attackiert.