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Turbulenzen in Lateinamerika vermiesen Telefonica Aufschwung in Spanien
MADRID (dpa-AFX) - Beim spanischen Telekomkonzern Telefonica machen Turbulenzen in Lateinamerika das besser laufende Geschäft in der Heimat zunichte. Der seit diesem Monat amtierende Chef Jose Maria Alvarez-Pallete räumte am Freitag in Madrid ein, dass die Entwicklung damit auch auf Konzernebene stark von Währungskursabwertungen beeinflusst wurde. Umsatz und Gewinn gerieten unter Druck, obwohl das Geschäft deutlich besser lief, wenn man die Einflüsse von Wechselkursen sowie den Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen herausrechnet. Der Aktienkurs lag am Vormittag mit knapp einem Prozent im Minus.
Insgesamt fiel der Konzernumsatz um 6,6 Prozent auf 10,78 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit über einem Jahrzehnt. Dabei wären die Erlöse ohne Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe um 3,4 Prozent gestiegen. Im spanischen Heimatmarkt verbuchte das Unternehmen ohne Zukäufe 0,2 Prozent höhere Erlöse und legte beim operativen Ergebnis noch deutlicher zu. Nach Jahren des heftigen Preiskampfs und der Konjunkturkrise spielt den Anbietern im Land der wirtschaftliche Aufschwung in die Karten.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Oibda) schrumpfte insgesamt dennoch um 6,7 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro - obwohl Telefonica in allen Sparten aus eigener Kraft steigende operative Gewinne verbuchte. Unter dem Strich sackte der Gewinn um mehr als die Hälfte auf 776 Millionen Euro ab. Vor einem Jahr hatte ein Steuereffekt rund um den Verkaufsprozess der britischen Konzerntochter O2 UK für einen kräftigen Sonderertrag gesorgt.
Deren Verkauf an den Konkurrenten Three Mischkonzern Hutchison aus Hong Kong wird allerdings zunehmend fraglicher. Der milliardenschwere Verkauf der Sparte, die Telefonica schon seit Anfang 2015 nicht mehr zu den fortgeführten Geschäftsbereichen zählt und in den operativen Zahlen nicht mehr ausweist, könnte am Einspruch der EU-Kartellwächter scheitern. Offiziell ist noch nichts entschieden. Dem Vernehmen nach aber sieht Brüssel die geplante Übernahme äußerst skeptisch. Das könnte Alvarez-Pallete bei seinem erklärten Ziel, die Schulden von über 50 Milliarden Euro zu drücken, in die Quere kommen.
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Das Management bestätigte seine Jahresprognose, darunter auch die Dividendenziele für 2016. Die Gewinnausschüttung steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass der Verkauf von O2 UK gelingt./men/stw/stb