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RWE erwartet wegen Atom-Zahlungen schlechtere Finanzierungslage
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE stellt sich angesichts der drohenden Milliardenzahlungen für den Atomausstieg auf eine deutliche Verschlechterung seiner Finanzierungslage ein. Eine schnelle Einzahlung der Rückstellungen in einen staatlichen Fonds werde selbst ohne den nun vorgeschlagenen Risikozuschlag die Krediteinschätzung der Ratingagenturen belasten, sagte Finanzvorstand Bernhard Günther am Montag vor Journalisten in Frankfurt. "Alles was bei der Kernenergiediskussion am Ende herauskommt, wird eine Verschlechterung gegenüber dem Staus quo sein", sagte Günther.
Dass sich die Atomkonzerne durch die Zahlung auch von einer Haftung bis in alle Ewigkeit freikaufen könnten und dieses Risiko an den Staat übergeht, spiele für die Ratingagenturen keine Rolle. Diese betrachteten nur das Risiko für derzeit ausstehende Anleihen. Die Entlastung ergebe sich eher für die RWE-Aktionäre, die für die Zukunft Klarheit bekämen. "Die kurzfristige Entwicklung eines Unternehmens hängt aber nicht von der Entwicklung des Aktienkurses, sondern von seinem Zugang zu den Kapitalmärkten ab", warnte Günther.
In der vergangenen Woche hatte eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission nach monatelangen Beratungen vorgeschlagen, dass die vier Stromkonzerne Eon , RWE , Vattenfall und EnBW bis zum Jahr 2022 gut 23,3 Milliarden Euro in einen staatlichen Fonds überweisen sollen, der den Umgang mit dem Atommüll regeln soll. Die Summe umfasst neben den aktuellen Rückstellungen in den Bilanzen der Unternehmen auch einen Risikoaufschlag von gut 6,1 Milliarden Euro für potenziell höhere als die derzeit erwarteten Kosten. Die Konzerne lehnen das ab, weil das ihre "wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" übertreffe.
RWE-Finanzchef Günther betonte erneut, für weitere Gespräche bereit zu stehen. Derzeit prüfe der Konzern noch die genauen Folgen. Sollten die Vorschläge der Kommission Gesetzeskraft bekommen, sei auch eine Klage dagegen möglich.
Bislang profitieren die Atomkonzerne bei den Ratingagenturen davon, dass die tatsächlichen Zahlungen für das Atomerbe nach bisherigen Planungen erst in mehreren Jahrzehnten fällig werden sollten. Zudem gelten die Rückstellungen in Deutschland im internationalen Vergleich als besonders groß. Deshalb betrachteten die Ratingagenturen auch nur 70 Prozent der bilanzierten Atomverbindlichkeiten als Schulden. Dahinter stehe auch die Überzeugung, dass die Altlasten am Ende billiger zu lagern sein dürften als angenommen.
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Zuletzt hatten die beiden großen Ratingagenturen S&P und Moody's im Frühjahr die Energiekonzerne RWE und Eon auf eine weitere Absenkung ihrer Krediteinschätzung vorbereitet. Sie hatten dies mit dem Verfall der Preise im Stromgeschäft und den drohenden Atom-Zahlungen begründet. Schon zuvor hatten sie mehrfach in den vergangenen Jahren ihr Rating für die Konzerne gesenkt./enl/jha/fbr