VW-Abgasskandal
Volkswagen-Bankrott? US-Anwalt sieht VW-Konzern in seiner Existenz bedroht
Der bekannte US-Anwalt Michael Hausfeld ist überzeugt, dass die Folgen des Abgasskandals Volkswagen in die Pleite treiben können. Er sehe Volkswagen in
seiner Existenz bedroht, sagte Hausfeld der „Welt am Sonntag“. „Die Wahrscheinlichkeit eines Bankrotts hängt davon ab, wie vernünftig sich der Konzern verhält.“
Hausfeld hatte in der Vergangenheit für frühere Zwangsarbeiter in der NS-Zeit, Opfer der „Exxon Valdez“-Ölpest und andere Kläger Milliardenbeträge erstritten. Seine Kanzlei strebt derzeit einen Generalvergleich mit Volkswagen
an, in der vergangenen Woche hatte Hausfeld in einem Brief an VW-Vorstandschef Matthias Müller ein Treffen innerhalb von zwei Wochen gefordert. Je schneller sich der VW-Vorstand mit allen
Betroffenen – Autobesitzern, Aktionären, Umweltverbänden und Behörden – zusammensetze und nach einer außergerichtlichen Lösung suche, desto besser seien die Chancen für den Autobauer, Dieselgate zu
überstehen. „So würden sie zumindest ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und nicht andere über ihre Zukunft entscheiden lassen“, sagte Hausfeld. „Selbst wenn VW das endlich tut, ist der Konzern
in Gefahr.“ (Lesen Sie auch: Dieselgate - Vergleich: Bloß keinen Prozess
riskieren - Volkswagen einigt sich offenbar mit US-Behörden)
Das Säbelrasseln geht weiter - Anwälte positionieren sich
Dass bei einer Pleite von VW Zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden, lasse auch ihn nicht kalt, sagte Hausfeld. „Das ist mir nicht egal“, versicherte er. Letztlich habe es sich VW aber
selbst zuzuschreiben, sollte es so weit kommen. „Der Konzern hat seine Kunden wissentlich betrogen – dafür kann er von mir kein Mitleid erwarten“, so Hausfeld. „Die Kosten werden umso höher, je
länger sich der Konzern Gesprächen mit den Opfern verweigert.“ Am günstigsten wäre es, nach einer außergerichtlichen Einigung zu suchen, die Volkswagens Überleben sichert und gleichzeitig den
Schaden ersetzt. „Andernfalls werden sich die Forderungen der verschiedenen Klägergruppen zu einem immer höheren Berg auftürmen, der VW schließlich zu erschlagen droht.“ Bislang habe er keine
Antwort von Müller auf sein Schreiben erhalten, sagte Hausfeld.
Auch die Tübinger Anwaltskanzlei Tilp hatte vor ihrer Klage gegen VW im Namen von 278 institutionelle Anlegern vergeblich versucht, außergerichtliche Verhandlungen mit VW zu führen. „Wir haben
Volkswagen ernsthaft angeboten, Vergleichsgespräche zu führen“, sagte Axel Wegner, der die Verfahren in der Kanzlei Tilp bearbeitet. Man habe jedoch keine Antwort bekommen. US-Anwalt Hausfeld sagte
zur bisherigen Weigerung von VW, Vergleichsverhandlungen zu führen: „Das ist eine ziemlich erbärmliche Haltung, wenn man mitten in einer Krise steckt und seine Schuld bereits eingeräumt hat.“
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Die in der vergangenen Woche von der Kanzlei Tilp eingereichte Milliarden-Klage stützt sich nach Informationen der „Welt am Sonntag“ nicht nur auf zu späte Ad-hoc-Meldungen des Konzerns über die Abgasmanipulationen (mehr dazu hier und hier). Die Kläger argumentieren auch mit dem VW-Geschäftsbericht des Jahres 2012, der einem Gutachten zufolge falsch gewesen sein soll.