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    Marktkommentar  2034  0 Kommentare Luca Pesarini (Ethenea): Marktkommentar - Die neue neue Normalität

    Als Anleger oder Finanzberater müssten Sie in den vergangenen Jahren mit dem Begriff neue Normalität zur Beschreibung der Finanzmärkte bereits konfrontiert worden sein. Aber was ist eigentlich diese neue Normalität? Steht der Begriff für die Finanzmärkte mit deutlich erhöhter Volatilität, eine beinahe perfekte Korrelation der Anlageklassen in einigen Marktphasen, die unendlichen Liquiditätsspritzen der Zentralbanken, historisch gesehen extrem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen, die heute als akzeptabel hingenommen werden müssen, oder gar die Tatsache, dass negative Zinsen uns auch langfristig begleiten werden? Fakt ist jedenfalls, dass das Investieren an den Finanzmärkten vor allem in den vergangen zwölf bis achtzehn Monaten alles andere als normal war.

    Wie Sie festgestellt haben dürften, wurden auch wir zum Jahresanfang relativ deutlich auf dem falschen Fuß erwischt, dies im Rahmen einer neuen Normalität und in der Hoffnung, dass die Zentralbanken zu einer gewissen Normalität zurückfinden würden und die US-Wirtschaft sich weiterhin positiv entwickeln würde (auf Basis der Zinserhöhung der Fed im Dezember sowie Aussagen Janet Yellens und unserer Annahme, dass diese Signale auch für positive Aktienmärkte hätten sorgen sollen). Wir müssen allerdings der Tatsache ins Auge sehen, dass die Situation eine gänzlich andere ist und die neue Normalität erneuert wurde.

    Als aktive Manager konnten wir im Januar 2016 sehr schnell reagieren, das Risiko des Ethna-AKTIV reduzieren und die Volatilität des Fonds unter Kontrolle halten. Die Kontrolle der Volatilität ist wesentlicher Bestandteil unserer Anlagephilosophie. Bei einem perfekten Sturm, bei dem alle Anlageklassen sich in die gleiche Richtung bewegen, wird allerdings auch diese Aufgabe extrem herausfordernd.

    In einer solchen Situation stellt sich die Frage, wie ein Fondsmanager handeln sollte. In unserem Fall lautet die Antwort: eine Reduzierung des Risikos, eine Optimierung des Portfolios auf der Suche nach Qualität und der Versuch, eine Dekorrelation innerhalb des Fonds aufzubauen. Bedeutet das also, dass unser Fonds zu Beginn des Jahres falsch positioniert war? Berücksichtigt man die makroökonomischen Analysen und Gegebenheiten, auf denen unsere Allokation zu gegebenem Zeitpunkt beruhte, waren wir unserer Meinung nach nicht falsch positioniert. Wir konnten im Januar allerdings den Zielen der Risikominimierung und der Kontrolle der Volatilität - beides Gründe, warum unsere Anleger in den Ethna-AKTIV investieren - nicht gänzlich nachkommen. Als Fondsmanager muss man aber das ein oder andere Mal auch eine schwierige Entscheidung treffen, die auch zu Fehlern führen kann.

    Wir haben uns die Ziele des Kapitalerhalts, der Risikominimierung und der Kontrolle der Volatilität ohne Benchmark zur Aufgabe gemacht. Um diese Ziele zu erreichen, nutzen wir die hohe Flexibilität in unseren Fonds, unsere volkswirtschaftliche Analyse und unsere langjährige Erfahrung.

    Die positive Entwicklung der Aktienmärkte in den vergangenen Wochen ist auf eine Korrektur der Sektoren Finanzen, Rohstoffe (insbesondere Öl) und Industriewerte zurückzuführen. Diese Sektoren sind in unseren Augen extrem volatil und stellen ein zu großes Risiko für unsere Fonds und unsere Anlagephilosophie dar. Somit verzichten wir auf eine Anlage in diese Werte und konzentrieren uns auf defensive und stabilere Sektoren wie Gesundheit, Telekom, Technologie und Konsumgüter.

    Die volkswirtschaftlichen Daten zeigen derzeit kein eindeutiges Bild auf und sind teilweise sogar widersprüchlich. Betrachtet man diese Daten zusammen mit den teilweise enttäuschenden Unternehmenszahlen, der Gefahr eines Grexit und eines möglichen Brexit, möglichen sozialen Unruhen, den Neuwahlen in Spanien und der Schuldensituation in China, so stellt man fest, dass die Märkte vor allem mit einem Faktor korreliert sind: dem Ölpreis. Dieses Umfeld mahnt uns daher weiterhin zur Vorsicht.

    Bedeutet dies denn nun, dass wir weiterhin jedes Risiko meiden? Die Antwort ist nein. Wir werden auch wieder mehr Risiko aufnehmen. Doch in dieser neuen neuen Normalität müssen wir uns den neuen Gegebenheiten stellen, teilweise neue Wege gehen und unsere taktischen Entscheidungen in allen Anlageklassen, insbesondere bei Aktien, anpassen. Das verlangt eine sehr genaue Risikoeinschätzung (unter anderem im Bereich Anleihen) der Märkte durch besagte Flexibilität, Volatilitätskontrolle und der steten Suche nach Qualität.

    Rückblickend waren die Finanzmärkte noch nie normal. Auch die Zentralbanken waren nie wirklich normal und wir behaupten nicht, dass wir ganz normal sind. Die Märkte befinden sich in einem konstanten Wechselzustand und die Kapitalanlage war schon immer eine Herausforderung, wenn auch oftmals eine erfolgreiche und spannende. Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass jede Situation an den Märkten auch Möglichkeiten für den Anleger bietet. Entscheidend ist dabei heute mehr denn je Geduld und ein gutes Timing. Wir bleiben daher momentan geduldig und warten auf den richtigen Moment. Denn genau diese Vorgehensweise hat sich in den vergangenen zwölf Jahren bewährt. Dabei behalten wir unsere langfristigen Ziele fest im Auge und bedanken uns bei Ihnen für das in uns gesetzte Vertrauen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Luca Pesarini

    Verwaltungsratsvorsitzender ETHENEA Independent Investors S.A.




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    Marktkommentar Luca Pesarini (Ethenea): Marktkommentar - Die neue neue Normalität Als Anleger oder Finanzberater müssten Sie in den vergangenen Jahren mit dem Begriff neue Normalität zur Beschreibung der Finanzmärkte bereits konfrontiert worden sein. Aber was ist eigentlich diese neue Normalität? Steht der Begriff für die Finanzmärkte mit deutlich erhöhter Volatilität, eine beinahe perfekte Korrelation der Anlageklassen in einigen Marktphasen, die unendlichen Liquiditätsspritzen der Zentralbanken, historisch gesehen extrem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen, die heute als akzeptabel hingenommen werden müssen, oder gar die Tatsache, dass negative Zinsen uns auch langfristig begleiten werden? Fakt ist jedenfalls, dass das Investieren an den Finanzmärkten vor allem in den vergangen zwölf bis achtzehn Monaten alles andere als normal war.