US-Aktien
Donald Trump beflügelt Börse nicht
Die weißen US-Amerikaner der Mittelschicht sind frustriert und fühlen sich von den großen politischen Parteien verraten. Weder die Wirtschaft noch die Aktienkurse kommen richtig in Schwung. Die Bedeutung der USA in der Welt schwindet, die Gegner tanzen der Supermacht frech auf der Nase herum. Da taucht plötzlich aus dem Nichts ein politischer Außenseiter als Präsidentschaftskandidat auf, der den deprimierten Wählern verspricht: „Let’s Make America Great Again!”
Nein, liebe Abonnenten, die Rede ist nicht von Donald Trump 2016, sondern von Ronald Reagan 1980. Anfangs noch als ehemaliger B-Schauspieler und politischer Einfaltspinsel verlacht, fegte der Hollywood-Star den amtierenden Präsidenten Jimmy Carter mit überwältigender Mehrheit aus dem Weißen Haus. In den folgenden zwei Amtszeiten krempelte Reagans Regierung mit einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und kräftigen Einkommensteuersenkungen die US-Wirtschaft um („Reagonomics“), der Aktienindex S&P 500 kletterte um satte 118%.
Natürlich trifft die Eingangssequenz auch voll und ganz auf Donald Trump zu, einschließlich des von Reagan geklauten Wahlkampfslogans. Der Immobilientycoon sieht sich selbst als Wiedergänger Reagans – aber er ist es nicht. Reagan zeigte Härte und war ein kalter Krieger, aber anders als Trump wollte er keine Muslime kennzeichnen oder illegale Einwanderer zurück nach Mexiko deportieren. Er galt selbst bei Gegnern als höflich und zivilisiert, während Trump als ungehobelt und unberechenbar beschrieben wird.
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Letzteres gilt auch für seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen, die anders als die von Reagan nicht aus einem Guss sind, sondern ein Kuddelmuddel aus sich oft widersprechenden und wandelnden
Forderungen. Wir glauben daher nicht, dass der S&P 500 in einer Ära Trump seinen Wert wie unter Reagan verdoppeln würde.