Deutsche Anleihen unter Druck - Fed deutet baldige Zinsanhebung an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche und viele andere europäische Staatsanleihen haben am Donnerstag unter spürbarem Druck gestanden. Am Markt wurden vor allem Signale der US-Notenbank Fed, eine Leitzinserhöhung bereits im Juli ins Auge zu fassen, als Grund genannt. Der richtungweisende Euro-Bund-Future fiel bis zum Mittag um 0,23 Prozent auf 163,26 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit 0,19 Prozent höher als am Vortag.
Zinsauftrieb war nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Amerika zu beobachten. Auslöser war das Protokoll zur jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed vom Mittwochabend. Zur Überraschung vieler Anleger und Analysten hält es eine Mehrheit im geldpolitischen Ausschuss der Fed für "wahrscheinlich angemessen", die Ende 2015 begonnene Zinswende im Juni mit einer zweiten Zinsanhebung fortzusetzen. Nach wie vor wird der Schritt von der konjunkturellen Lage, der Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Inflation abhängig gemacht.
An den Finanzmärkten stiegen die Zinserwartungen an die Fed deutlich an. Galt ein Zinsschritt auf der nächsten Fed-Sitzung bis vor wenigen Tagen noch als faktisch ausgeschlossen, liegt die Wahrscheinlichkeit - gemessen am zukünftigen Preis für Zentralbankgeld - aktuell bei einem Drittel. Bankvolkswirte halten einen Zinsschritt im Juni zwar nicht für zwingend, aber dennoch für wesentlich naheliegender als noch vor wenigen Wochen.
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Am Nachmittag werden zwei Angehörige der Fed-Führungsriege um Janet Yellen Gelegenheit haben, ihre Sicht der Dinge zu erläutern. Mit Fed-Vize Stanley Fischer und dem Notenbankchef von New York, William Dudley, wenden sich gleich zwei ranghohe Zentralbanker an die Öffentlichkeit./bgf/jsl/zb