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    Börsen-Zeitung  594  0 Kommentare Die Fed und der Brexit, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Kommt der nächste Zinsschritt in den USA nun im
    Juni oder wird sich die US-Notenbank Fed ein weiteres Mal in
    Zurückhaltung üben und erst mal nicht an der Zinsschraube drehen?
    Diese Frage wird die Marktteilnehmer in den zwei Wochen bis zur
    nächsten Zinssitzung des Fed-Offenmarktausschusses am 14. und 15.
    Juni beschäftigen, und sie werden wie gewohnt die Konjunkturdaten aus
    den USA, die Äußerungen der US-Notenbankvertreter, aber auch die
    Entwicklung in Sachen EU-Referendum der Briten - der sogenannte
    Brexit - in dieser Hinsicht sehr genau verfolgen.

    Zuletzt haben die Fed-Vertreter mit ihren Äußerungen die
    Erwartungen an einen weiteren Zinsschritt im Juni geschürt. So sagte
    etwa John Williams von der Fed in San Francisco in der gerade
    abgelaufenen Woche, dass in diesem Jahr noch zwei bis drei Schritte
    nach oben drin seien. Er verwies in diesem Zusammenhang auf eine
    robustere Konjunkturentwicklung in diesem Jahr. Er erwartet auch 2017
    eine gute Konjunkturlage und rechnet mit einer sinkenden
    Arbeitslosigkeit. Alles Gründe, die dafür sprechen, weiter an der
    Zinsschraube zu drehen. Eric Rosengren, Chef der Fed von Boston,
    erklärte in einem Interview, dass er die Bedingungen für die weitere
    Erhöhung des US-Leitzinses im Großen und Ganzen als erfüllt ansieht.
    Im Blick haben die US-Notenbanker auch den Arbeitsmarkt. Auf diesen
    verwies jüngst James Bullard, Chef der Fed von St. Louis. Er stufte
    das Arbeitskräfteangebot in den USA schon als relativ knapp ein. Das
    bedeutet tendenziell mehr Verhandlungsmacht bei den Löhnen für die
    Arbeitnehmer und kann als Signal für mehr Lohndruck und damit für
    Aufwärtsimpulse bei der Inflation eingestuft werden.

    Arbeitsmarktdaten im Blick

    Deshalb wird auch den US-Arbeitsmarktstatistiken am kommenden
    Freitag sehr viel Beachtung zukommen. Im Mittel der Prognosen rechnen
    die Volkswirte für Mai derzeit mit 168000 neuen Arbeitsplätzen
    (außerhalb der Landwirtschaft) nach 160000 im vorigen Monat. Bei der
    Arbeitslosenquote erwarten sie im Schnitt einen Rückgang von 5% auf
    4,9%. Bei den Stundenlöhnen sehen sie einen Anstieg von 0,2% nach
    0,3% im vergangenen Monat. Sollten die Daten positiv überraschen,
    also zum Beispiel deutlich mehr als 200000 neue Arbeitsplätze
    geschaffen worden sein, oder sollte ein stärkerer Aufwärtsdruck bei
    den Löhnen eingetreten sein, werden sich die Erwartungen an den
    Zinsschritt im Juni noch verfestigen. Sie sind ohnehin in den
    vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen, wozu auch die Äußerungen
    der Fed-Vertreter mit beigetragen haben dürften. Nach Angaben der
    Commerzbank liegt die an den Fed Funds Futures ablesbare
    Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Juni nun bei 32%. Die
    Experten verweisen weiter darauf, dass sie vor kurzem noch bei unter
    5% lag. Das ist ein deutliches Signal.

    Aber es ist eben nur ein Signal, und es gibt noch genügend
    Unwägbarkeiten auf dem Weg bis zur Zinssitzung Mitte Juni. Der
    Schritt ist alles andere als gesetzt. Die Zinssitzung der Fed findet
    eine Woche vor dem Abstimmungstermin der Briten über Austritt aus der
    EU oder den Verbleib in der Staatengemeinschaft statt. Kommt es
    tatsächlich zum Brexit, dürfte das ganz erhebliche Verwerfungen an
    den Kapitalmärkten - allen voran den Devisenmärkten, aber auch bei
    Aktien und Anleihen - auslösen. Die Fed könnte es vor diesem
    Hintergrund vorziehen, lieber zurückhaltend zu bleiben und den
    Ausgang des Referendums - wie viele andere Marktteilnehmer auch -
    abzuwarten und den Schritt dann auf Juli zu verschieben, anstatt mit
    einem Zinsschritt vielleicht weitere Unruhe in die Märkte zu bringen.

    Die Fed-Vertreter sind sich aber alles andere als einig in der
    Bewertung des Brexit für die Zinspolitik in den USA. Bullard meint,
    dass das mögliche Szenario eines Austritts keine Auswirkungen auf die
    Zinsentscheidung der Fed haben wird. Das sieht Williams nicht so. Er
    meint, dass man wegen des etwaigen Brexit selbstverständlich noch bis
    Juli warten könnte.

    Yellen in der Defensive

    Die Analysten des Hauses M.M. Warburg sehen die Fed mit Blick auf
    den Brexit eher in der Defensive. Sie vertreten die Ansicht, dass das
    bisherige Agieren der Fed-Präsidentin Janet Yellen dafür sprechen
    würde, dass die Fed sich vor dem Referendum eher vorsichtig verhalten
    und die Zinsen nicht anheben wird. Die Rentenmärkte bleiben somit
    erst mal in einem unruhigen Fahrwasser. In den USA gibt es
    tendenziell einen leichten Aufwärtsdruck auf die Renditen. In Europa
    wird die Unsicherheit wohl eher dazu führen, dass die Anleger die
    sicheren Häfen der Bundestitel ansteuern, was den Renditeauftrieb
    deckelt.

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