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    Der neue "Alles"-Minister  3359  0 Kommentare Opec-Treffen in Wien: Wird Khalid al-Falih den saudischen Ego-Trip fortführen?

    Dass es am Donnerstag in Wien um neue Ölförderquoten gehen wird, haben sich die meisten Delegierten schon aus dem Kopf geschlagen. Stattdessen wird sich alles um die Frage drehen, inwieweit der neue Vertreter Saudi Arabiens die Interessen der Organisation überhaupt noch teilt.

    "Die kommende Periode wird sich als echter Test erweisen, ob die OPEC noch am Leben ist oder nicht", erklärt Mohammed al-Sabban, unabhängiger Analyst und ehemaliger Berater des saudischen Ölministeriums dem "Wall Street Journal". Tatsächlich steht die Macht des internationalen Ölkartells auf der Kippe, sollte sich herausstellen, dass das Mitglied mit den größten Produktionsmengen schlicht nicht gewillt oder in der Lage ist, für die gemeinsamen Interessen der Organisation einzustehen.

    Die jünsten Zeichen deuten jedoch genau darauf hin. So erteilte der saudische Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman den restlichen Mitgliedern und ihren Plänen zu einer Drosselung der Ölfördermengen im April eine jähe Abfuhr. Er erklärte: „Ob 30 oder 70 Dollar – das ist alles dasselbe für uns. Wir haben unsere eigenen Programme und sind nicht auf hohe Ölpreise angewiesen.“

    Was genau er mit den eigenen Programmen meinte, stellte sich eine Woche später heraus. In seinem Masterplan "Vision 2030" verfolgt bin Salman das ehrgeizige Ziel, die gesamte saudische Wirtschaft unabhängig vom Ölexport zu machen. Dazu soll nicht nur ein zwei Billionen schwerer Staatsfonds errichtet werden, dessen theoretische Kaufkraft ausreichen würde, die vier größten US-amerikanischen Unternehmen mit einem Happs zu verschlingen. Auch ein Teil des staatseigenen und zugleich weltgrößten Öl- und Chemiekonzerns Aramco soll demnächst an die Börse gehen. 

    Dessen ehemaliger Geschäftsführer Khalid al-Falih wurde zugleich flugs in das Amt des Ministers für Energie, Industrie und Bodenschätze gehoben, nachdem der ursprüngliche - für sein diplomatisches Geschick vielerorts geschätzte - Ölminister Ali al-Naimi entlassen wurde.

    Da er maßgeblich an den Plänen bin Salmans zur Umgestaltung der saudischen Wirtschaft beteiligt war, dürfte al-Falih über deren Inhalte bestens im Bilde sein und für die Umsetzung parallel zu oder sogar trotz gegenteiliger internationaler Interessen nachdrücklich einstehen. 

    Darüber hinaus ist er im Rahmen seiner vielfältigen neuen Verantwortlichkeiten auch für den Energiesektor zuständig, was seinen Handlunsspielraum bei den internationalen Ölfördergesprächen zusätzlich einschränken dürfte. Da die saudische Bevölkerung immer weiter wächst, steigt die inländische Nachfrage nach dem heimisch produzierten Öl, um damit Strom zu erzeugen. Für Falih bedeutet das noch weniger Flexibilität bei der Absprache über neue Quoten.

    Die Aussichten für einen zukünftigen koordinierten Entscheidungsprozess innerhalb der OPEC schwindet damit weiter. Es bleibt abzuwarten, wie der neue Delegierte am Donnerstag in die Runde treten wird. Mitgliedern und Analysten zufolge sei es den Saudis jedoch wichtig, Konfrontationen bei dem Treffen zu vermeiden. 




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    Der neue "Alles"-Minister Opec-Treffen in Wien: Wird Khalid al-Falih den saudischen Ego-Trip fortführen? Dass es am Donnerstag in Wien um neue Ölförderquoten gehen wird, ist wohl eher fraglich. Stattdessen dürfte sich alles um die Frage drehen, inwieweit der neue Vertreter Saudi Arabiens die Interessen der Organisation noch teilt.

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