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    Marktkommentar  1853  0 Kommentare Focus Money über BLI: Investments mit Glanz und Substanz

    Die Dividendensaison nimmt Fahrt auf - und verspricht Anlegern hohe Geldzuflüsse. Wie Fondsmanager Aktien auswählen und vor welchen Irrtümern sie warnen:

    Turbulent war der Börsenauftakt 2016. Doch die Sorgenfalten so mancher Anleger dürften sich zumindest mittelfristig glätten: Die Dividendensaison nimmt Fahrt auf. Viele Unternehmen reichen jetzt einen Teil des Gewinns 2015 an ihre Aktionäre weiter. Dividendenexperten von Allianz Global Investors etwa gehen davon aus, dass die Aktiengesellschaften des MSCI Europe insgesamt über 315 Milliarden Euro ausschütten werden. Kommt es so, läge die Gesamtsumme um mehr als drei Prozent höher als im RekordVorjahr 2014, in dem rund 304 Milliarden Euro in die Taschen der Anteilseigner flossen.

    Jörg de Vries-Hippen, Chief Investment Officer Equity Europe bei Allianz Global Investors und Manager des Fonds Allianz European Equity Dividend, nennt Gründe für die optimistische Prognose: "Die Eurozone setzt ihren Erholungskurs fort. Unterstützend wirken die niedrigen Rohstoffpreise, die anhaltend lockere Geldpolitik sowie der schwache Euro." In diesem Umfeld haben viele europäische Unternehmen hohe Gewinne erzielt. Sie profitierten zudem von hoch qualifizierten Fachkräften und einer soliden Infrastruktur und überzeugten darüber hinaus im internationalen Vergleich "durch günstige Einstiegschancen mit Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis."

    De Vries-Hippen findet sein Dividendenglück zurzeit vor allem in Großbritannien und Norwegen, die er übergewichtet hat, während Unternehmen aus der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark weniger stark im Portfolio vertreten sind als im Marktvergleich. "Auf Sektorenebene hat sich unser vergleichsweise vorsichtiges Agieren im Finanzsektor neben den guten Entwicklungen von ausgewählten Unternehmen aus dem Energie- und Telekommunikationsbereich ausgezahlt", sagt de Vries-Hippen. Zu den Top-Positionen gehören der Rückversicherer Munich Re, das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone, der Tabakkonzern British American Tobacco und der britisch-niederländische Ölriese Royal Dutch Shell.

    Qualitätstitel im Blick.

    De Vries-Hippen und andere Fondsmanager setzen weniger auf kurzfristige Maximalausschüttungen als auf stetige Erträge. Interessant sind zumeist Qualitätstitel, die solide Bilanzen und Gewinne, hohe Cashflows, zukunftsfähige Geschäftsmodelle sowie nachhaltige Dividendenausschüttungen und -renditen aufweisen. Phil Cliff, Fondsmanager des M&G Pan European Dividend Fund, spezifiziert seine Strategie: "Wir favorisieren vor allem Unternehmen, die aufgrund der Marktposition ihr Schicksal größtenteils selbst in der Hand haben, steigende Einnahmen vorweisen, durch preislich attraktive Fusionen und Übernahmen wachsen können und Investitionen unabhängig von dem ökonomischen Umfeld tätigen. Diese Firmen sind in der Lage, ihre Dividendenzahlungen auf lange Sicht kontinuierlich zu steigern."

    Trotz ähnlicher Ansprüche an die Investments können Auswahl und Gewichtung durch die Fondsmanager stark variieren. So hält Cliff als Top-Positionen das italienische Kreditinstitut Intesa Sanpaolo, den britischen Medienkonzern Relx, den Rüstungs- und Luftfahrtkonzern BAE Systems, den Schweizer Pharmariesen Novartis und den britischen Versicherer Aviva. Was Cliff an Novartis findet? "Das Unternehmen wächst kontinuierlich - so wie die Dividende. Außerdem erwarten wir, dass der Gewinn ab 2017 weiter steigen wird, weil Novartis neue Medikamente auf den Markt bringt." BAE Systems wiederum ist für Cliff ein vielversprechendes Investment, "weil die Verteidigungshaushalte weltweit aufgestockt werden." Nichtsdestotrotz sei der Markt in Bezug auf BAE skeptisch gewesen. "Das gab uns die Möglichkeit, Aktien mit fünf Prozent Dividendenrendite zu kaufen. Und wir glauben sogar, dass diese in den nächsten Jahren moderat wachsen wird", sagt Cliff.

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    Christoph Olbrich, Manager des weltweit agierenden Fonds Gutmann Global Dividends, legt den Schwerpunkt auf europäische und US-Aktien. Beide Regionen haben zusammen derzeit ein Gewicht von 90 Prozent im Fonds. Die übrigen zehn Prozent sind in Japan, Australien und dem restlichen asiatischen Raum investiert. "Die regionale Allokation schwankt im Zeitablauf nur geringfügig. Der Kern des Managements liegt in der Auswahl der Einzeltitel und in der Gewichtung der Branchen." Am schwersten gewichtet hat Olbrich Gesundheitswesen, Basiskonsum, Telekommunikation und Finanzwerte, weil diese konjunkturunabhängiger sind. Investiert hat er vor allem in den Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson, in den Nahrungsmittelkonzern Nestlé, in Novartis, Pfizer, Roche und Verizon.

    Nachhaltige Renditen.

    Der Fonds NN (L) Global High Dividend fokussiert zurzeit vor allem auf den Alten Kontinent, "weil die Unternehmen dort im Vergleich zu den USA attraktiver bewertet sind", sagt Client Portfolio Manager Carl Ghielen. Er sucht nach unterbewerteten Aktien, "die in der Lage sind, auch künftig nachhaltige Dividenden auszuschütten". Was die Sektoren betrifft, hat er derzeit eine Präferenz für Banken und Energieunternehmen. Das belegen die Top-5-Positionen des Fonds, zu denen aktuell der amerikanische Finanzdienstleister Citigroup, Royal Dutch Shell, Pfizer, die französische Geschäftsbank BNP Paribas und General Electric zählen. Nicht im Portfolio finden sich jedoch Aktien von Google, Facebook, Amazon oder Nestlé. Diese sind Ghielen schlichtweg zu teuer - trotz teils attraktiver Dividenden.

    Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg und Manager des Fonds BL Equities Dividend, investiert in den USA, Europa, Asien und Lateinamerika. Er mag sowohl "dividend payers" als auch "dividend growers", also Unternehmen mit aktuell hoher Dividendenrendite, aber geringem Wachstumspotenzial der Ausschüttung, und solche mit moderater Dividendenrendite, aber höherem Steigerungspotenzial. Zu den Schwergewichten im Fondsportfolio zählen momentan unter anderen Pharmariesen wie Roche und GlaxoSmithKline, aber auch der Soft- und Hardwarehersteller Microsoft sowie die Österreichische Post. "Zuletzt haben wir uns zudem für regulierte Versorger wie National Grid, United Utilities und Severn Trust entschieden, da diese als ,Pure Players' letztlich keine Wettbewerber haben, gegen Inflation geschützt sind und eine hohe Vorhersehbarkeit der Ergebnisse bieten", sagt Wagner. Auch für die Tabakbranche sprechen laut Wagner große Vertriebsnetze und Marken, die einen Neueintritt in den Markt erschwerten, sowie die besondere Treue der Kunden und der begrenzte Investitionsbedarf. Den IT-Vorreiter Apple hat Wagner vor allem aus Bewertungsgründen wieder ins Portfolio aufgenommen: "Das aktuelle Niveau berücksichtigt die Umsatzrisiken in hohem Maße." Der Konzern biete ein beachtliches Potenzial für die Aktionärsvergütung.

    Vorsicht, Fallen.

    Die Dividendenhöhe allein sei jedoch nicht maßgeblich, sagt Wagner. "Langfristig betrachtet ist die Nachhaltigkeit der Dividende wichtiger." Fondsmanager Olbrich etwa hinterfragt, wie die Höhe der Ausschüttungen zustande kommt: "Dividenden, die längerfristig aus der Substanz oder über Fremdkapitalaufnahme finanziert werden, mögen zwar im Scheinwerferlicht wie Perlen glänzen, sind aber kein Schmuckstück, an dem man lange Freude hat." De Vries-Hippen hält es zudem für gefährlich, die Kontinuität der Dividendenzahlungen eines Unternehmens in der Vergangenheit zu unterschätzen. "Kurzfristige Aktivitäten, denen ausschließlich aktuelle Ausschüttungserwartungen zugrunde liegen, können schnell zu einer Enttäuschung werden." Anleger sollten sich vor dem Hintergrund darüber im Klaren sein, was Dividendenpapiere bieten können. De Vries-Hippen weiter: "Bei stark steigenden Kursen werden solide Qualitätsanker kaum mitziehen können. Aber in schwierigen Marktphasen, wie wir sie gerade erleben, können sie Stabilität ins Depot bringen."

    Ghielen warnt zudem vor Aktien, die allein wegen ihrer hohen Dividendenrendite gekauft werden. Diese könnten sich als Value Traps, also als Wert-Fallen, erweisen: "Eine hohe Dividendenrendite kann schlicht darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen einen hohen Cashflow erzielt und einen großen Teil der Liquidität an die Aktionäre ausschüttet. Sie kann aber auch hoch sein, weil der Aktienkurs niedrig ist." Es gelte, das jeweilige Investment genau zu hinterfragen.

    Attraktiver Renditebringer.

    Klug gewählt, kann Anlegern ein warmer Dividendenregen winken. Nach Studien machen Dividendenrendite und -wachstum auf lange Sicht den Großteil der gesamten Aktienrendite aus. "Ein Blick auf die durchschnittlichen Aktienrenditen der vergangenen 40 Jahre zeigt, dass die Dividendenrendite und das Dividendenwachstum einen Anteil von über zwei Dritteln an der Gesamtrendite für die Anleger haben, die Kursgewinne dagegen von unter einem Drittel", sagt Ghielen.

    Dieser Artikel erschien bei Focus Money (Focus Money Fonds- und Finanzberater, April 2016)



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