The Queen would not be amused
Brexit-Szenarien: Droht den Devisenmärkten der Lehman-Effekt?
Schaufelt sich Großbritannien mit einem Brexit sein eigenes Grab? Die Antwort lautet: maybe. Denn es kommt ganz auf die Reaktion der Märkte an. Erleben wir einen Lehman-Effekt, könnte das Pfund gehörig einbrechen.
Am Mittwoch Abend, gut eine Woche vor dem britischen Referendum über den Verbleib des Landes in der EU oder ihre, Good Bye, hat sich die US-amerikanische Investmentbank Goldman Sachs noch einmal zu Wort gemeldet. Was könnten die Folgen eines Brexits sein und vor allem: Wie würde das britische Pfund reagieren?
1. Das Lehman-Szenario
Für die Prognose entwickelten die Analysten drei Szenarien, die in der Geschichte der Finanzmärkte beispielgebend für den weiteren Verlauf der Wechselkurse sein dürften. Im ersten Szenario wurde die Situation aus dem Jahr 2008 durchgespielt, als Lehman Brothers pleite gingen und die Märkte quasi verrückt spielten.
Sollte sich nach dem Brexit erneut ein derart hohes Maß an Unsicherheit ausbreiten, glauben die Experten nach Informationen des "Business Insiders" an einen Zusammenbruch des Pfunds von 11 Prozent gegenüber einem handelsgewichteten Korb der weltweit wichtigsten Währungen. Auch der Euro würde um 4 Prozent abwerten. Demgegenüber dürfte der japanische Yen um ganze 14 Prozent aufwerten, der schweizer Franken um 8 Prozent und die norwegische Krone immerhin um 3 Prozent.
2. Das Black-Wednesday-Szenario
Nicht ganz so düster sind die Aussichten für das Pfund, wenn die Märkte etwas gelassener reagieren und der Hysteriefaktor lediglich dem von 1992 gleicht, als das Königreich aus dem Europäischen Währungssystem austrat. In der "Black-Wednesday-Simulation" errechneten die Analysten ein Absinken des Pfunds um 4 Prozent.
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3. Das Schottland-Szenario
Noch entspannter verlief die Situation nach dem Referendum Schottlands über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich im Jahr 2014. In diesem dritten Szenario dürfte das Pfund nur um verkraftbare 1 - 2 Prozent an Wert verlieren.
Dass die Devisenmärkte aber jetzt schon am brodeln sind, spricht nicht unbedingt für den dritten Ausgang. In der letzten Zeit ist das Pfund derart schwankungsanfällig, dass sich der BPVIX - der British Pound Volatility Index - seit Januar bereits verdreifacht hat. Die Veröffentlichung von allgemeinen Brexit-Umfragedaten kurz vorm Referendum gibt den ohnehin nervösen Händlern meist noch den Rest.
Wenigstens sind aber die Goldman-Sachs-Analysten nicht mehr ganz so pessimistisch, wie noch vor vier Monaten. Im Februar kalkulierte man bei Goldman Sachs noch mit einem Einbruch des Pfunds um 15 bis 20 Prozent.