Bundesanleihen, Kredite und Zinsen
10-jährige Bundesanleihen erstmals im negativen Bereich
Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik rentierten die 10-jährigen Bundesanleihen in dieser Woche mit -0,03% negativ. Für jeden Euro, den sich die Bundesfinanzagentur GmbH auf eine Dekade hin verschuldet, muss sie keine Zinsen zahlen, sondern bekommt von ihren Gläubigern noch etwas Geld geschenkt. Dass Kredite nicht nur kostenlos sind, sondern es dazu auch noch Geld obendrauf gibt, hört sich nicht nur verrückt an – sondern ist es auch. Vor allem, wenn man die Entwicklung der Zehnjährigen in einem langfristigen Chart seit 1957 betrachtet:
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Kreditaufnahme und Investitionen sind nur dann möglich, wenn vorher Kapital angespart wurde. Die Zinsen steuern diesen Prozess, wobei dieser aufgrund der natürlichen Zeitpräferenz aller Individuen
immer positiv ist. Zu diesem Urzins addiert man eine Inflationskomponente sowie eine Risikoprämie hinzu, die gemeinsam den Marktzins bilden. Bezogen auf die Zeit des Goldstandards lag dieser für
10-jährige Staatsanleihen zwischen vier und fünf Prozent. Der Deckungsbetrug im Bretton Woods System seitens der USA sowie die daraufhin erfolgte Abwertung der meisten Währungen, nach dem Übergang
zu freien Wechselkursen der neuen ungedeckten Papierwährungen, sorgte dafür, dass die Zinsen für bundesdeutsche Staatsanleihen in den 70ern auf 12% anstiegen, da ein Ausgleich der Währungsabwertung
eskomptiert werden musste.
Kurz nach dem Börsencrash von 1987 begannen die Zinsen zu fallen, was viele keynesianische Ökonomen als Erfolg ihrer Interventionspolitik fehlinterpretiert haben dürften. Die Österreichische Schule
zeigt mit ihrer einzigartigen Konjunkturtheorie, dass die Prolongierung des Konjunkturzyklus seit den 90er Jahren durch die Ausweitung der Kreditgeldmenge unter Beihilfe der Notenbanken dazu
geführt hat, dass die Überschussliquidität die Zinsen in den Keller drückte – und nicht etwa weil durch einen Anstieg der Produktivität die Ersparnisse gewachsen wären. Der Zins spiegelte jetzt
nicht mehr das natürliche Verhältnis zwischen Ersparnissen und Investitionen wider, sondern sank unnatürlich – aufgrund eines Überangebots an billigem Geld – auf historische Tiefs. Die
Milleniumhausse war nur eine logische Scheinblüte zinsinduzierter Fehlallokationen. Dies zeigte auch die Immobilienblase mit deren Crash im Jahre 2007/2008. Anstatt eines Kollaps der
planwirtschaftlich organisierten Konjunktur und des Zinsmarktes, prolongierten die Notenbanken durch Quantitative Easing-Programme (kurz: QE-Programme) die unnatürliche und kranke Wirtschaft in die
Zukunft bis heute. Dies wurde zugleich mit der Verarmung der Gesellschaft und der Aushöhlung der Marktwirtschaft teuer erkauft. Der Kollaps ist jedoch nur verschoben und wird eines nicht allzu
fernen Tages mit dem Aufkauf aller Verbindlichkeiten mit Druckprogrammen im Volumen von mehreren Billionen Euro seitens der Notenbanken enden. Dies wird letztlich zu einer galoppierenden Inflation
und möglicherweise gar zu einer Hyperinflation mit dem Zusammenbruch des Währungssystems führen. Den historisch einmaligen Niedrigzinsen werden ebenso historisch hohe Zinsen mit dem völligen
Kollaps des Kreditmarktes folgen.