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    Biotech - Pharma  2595  0 Kommentare Verona Pharma - Kapitalerhöhung mit deutlichem Vertrauensbeweis der Investoren

    Fast 57 Millionen Euro wird Verona Pharma mit einer Kapitalerhöhung ins Unternehmen holen. Dies ist europaweit die sechstgrößte Finanzierungsrunde in diesem Jahr im Biotech-Sektor. Eine Hauptversammlung muss der Kapitalerhöhung in den kommenden Tagen noch zustimmen.

    Im Interview mit wallstreet:online erläutert David Ebsworth, Non-Executive Chairman von Verona Pharma, wie das Geld genutzt werden soll. Er gibt einen Ausblick auf den Zeitplan bei Verona Pharma und spricht über das Marktpotenzial des Produktkandidaten RPL554. Ebsworth erklärt dabei auch, warum die Nasdaq das nächste Ziel von Verona Pharma sein könnte.

     

    Verona Pharma ist in Deutschland bisher kaum bekannt. Stellen Sie Ihre Gesellschaft bitte in drei Sätzen kurz vor!

    Ebsworth: Verona Pharma plc ist ein britisches, biopharmazeutisches Unternehmen und gelistet am Londoner AIM sowie an der Frankfurter Wertpapierbörse. Wir entwickeln derzeit ein neuartiges Medikament zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, wie. z.B. Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und zystische Fibrose. Das sind Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf. RPL554, ein PDE3/PDE4-Inhibitor, hat erstmalig sowohl bronchienerweiternde als auch entzündungshemmende Wirkungen in einem Molekül.

     

    Ende 2015 war von einer möglichen Kapitalerhöhung im 2. Halbjahr 2016 die Rede. Diese ist jetzt vollzogen worden. Das Bezugsrecht der Altinvestoren war ausgeschlossen. Wer hat die Kapitalerhöhung gezeichnet?

    Ebsworth: Wir haben unsere Strategie – sowohl im Hinblick auf die Entwicklungsmeilensteine als auch auf den Finanzbedarf – letztes Jahr klar formuliert und konzentriert an der Umsetzung gearbeitet. Im März haben wir positive Phase II-Daten mit RPL554 in Asthma und im Mai in COPD vorgelegt. Diese weitere wichtige klinische Validierung haben wir genutzt, einigen ausgewählten renommierten Life Science-Investoren eine Aktienplatzierung vorzuschlagen und sie für ein Investment zu gewinnen. Wir haben Vivo Capital, OrbiMed und Edmond de Rothschild Investment Partners als neue Ankerinvestoren an Bord bekommen. Aber auch andere auf das Gesundheitswesen spezialisierte Fonds wie New Enterprise Associates, Novo A/S, Abingworth und Aisling Capital sind neu eingestiegen. Unsere Alt-Aktionäre Arix Bioscience, Hargreave Hale sowie Polar Capital beteiligen sich ebenfalls. Übrigens, diese Kapitalerhöhung steht noch unter dem Vorbehalt unserer Hauptversammlung, die wir für diesen Zweck unmittelbar einberufen haben.

     

    Sie holen durch die Finanzierungsrunde rund 44,7 Millionen GBP oder 56,9 Millionen Euro ins Unternehmen. Das scheint eine der größten Biotech-Finanzierungen in Europa in diesem Jahr zu sein. Welche Investitionen sollen hiermit bestritten werden?

    Ebsworth: Ja, wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis, dass uns die Investoren trotz eines möglichen Brexit und der damit verbundenen sehr unruhigen Bedingungen an den Finanzmärkten ihr Vertrauen aussprechen. Ich denke, es ist ein Zusammenspiel aus einem wirklich interessanten Wirkstoffkandidaten, sehr guten Daten, einem klaren Entwicklungsplan und nicht zuletzt sehr attraktiven Marktchancen. Wir werden diese Finanzmittel für die Weiterentwicklung von RPL554 in mehreren Phase-IIb-Studien in COPD sowie in zusätzlichen Phase-II-Studien in COPD und zystischer Fibrose verwenden. Dabei sollen unterschiedliche wissenschaftliche Fragestellungen beantwortet werden und weitere wichtige Daten erhoben werden. Ferner wird ein Listing der Verona-Aktie an der NAQDAQ angestrebt.

     

    Wie ist der Zeitplan für die angedachten Studien?

    Ebsworth: Wir planen, die Studien in zystischer Fibrose noch in diesem Jahr zu beginnen. Nach Produktion der klinischen Proben soll Anfang 2017 die nächste Studie in COPD starten. 

     

    Welches Marktpotenzial hat Ihr Produktkandidaten RPL554?

    Ebsworth: RPL554 soll als neue Behandlung mit Zerstäubern für mittelschwer bis schwer erkrankte COPD-Patienten im Krankenhaus oder in der häuslichen Pflege erforscht und eingesetzt werden. Damit adressieren wir einen Multi-Milliarden-Dollar-Markt weltweit. Laut IMS Consulting Group betrug der Markt für Zerstäuber-Therapien 2014 allein in den USA ca. 1 Milliarde Dollar. 

    Weltweit leiden 65 Millionen Menschen an mittlerer bis schwerer COPD und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass COPD im Jahr 2020 die dritthäufigste Todesursache weltweit sein wird. Es ist die einzige große chronische Krankheit mit steigender Sterberate. Die aktuell verfügbaren Behandlungsmethoden konzentrieren sich auf die langfristige Stabilisierungstherapie und werden von den großen Pharmakonzernen dominiert. Trotz der breiten Verfügbarkeit dieser Therapien leiden COPD-Patienten an akuten Atemschwierigkeiten und chronischen Atemwegsentzündungen. Allein in den USA gibt es jährlich 1,5 Millionen Besuche in der Notaufnahme, 726.000 Krankenhausaufenthalte und 120.000 Todesfälle, die auf COPD zurückzuführen sind. Diesen Patienten wollen wir in einem ersten Schritt helfen.

    RPL554 hat auch Potenzial als neuer Wirkstoff für die Stabilisierungstherapie bei Patienten mit COPD, Asthma und zystischer Fibrose. Letztere – auch Mukoviszidose genannt – ist eine seltene, durch genetische Mutationen verursachte Erkrankung, die ca. 70.000 Menschen weltweit betrifft. Diese Krankheit befällt die Lungen und führt zu häufigen Lungeninfektionen, was akute Schwierigkeiten beim Atmen zur Folge hat und die Lungen so schädigt, dass die Patienten häufig im frühen Alter sterben.

     

    In einzelnen Artikeln war von einem späteren RPL554-Verkauf die Rede, ist das korrekt oder werden von Ihnen vielmehr typische Lizenzdeals mit Vermarktungspartnern angestrebt?

    Ebsworth: Wir haben immer alle Optionen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von RPL554 in Erwägung gezogen. Das liegt nicht nur in unserem Interesse, sondern auch im Interesse unserer Investoren und vor allem der Patienten, die dringend auf eine sichere und effektive Medikation angewiesen sind. Um ein Produkt für die Langzeitbehandlung von COPD zu entwickeln, sind starke Partnerschaften bei der Entwicklung und Vermarktung unabdingbar. Unser Ziel ist es, das Datenpaket so umfassend und attraktiv wie möglich zu erarbeiten. Die nun in Aussicht stehenden Finanzierungserlöse werden einen maßgeblichen Beitrag leisten.

     

    Oft treten die „Big Pharma“ nach Testphase 2 auf den Plan. Ist das auch bei Ihren Medikamentenprojekten geplant, für Phase 2b oder 3 Partner ins Boot zu holen?

    Ebsworth: Natürlich sprechen wir auch heute schon mit Pharmaunternehmen. Unser Ziel ist es, den maximalen Wertbeitrag für unsere Investoren zu generieren. Ein gutes Datenpaket wird einen attraktiven Deal unterstützen.

     

    Ihr Management hat sehr viel Erfahrung und ein gutes Netzwerk. Wie sehr können Ihnen hier alte Verbindungen insbesondere zu Bayer und Boehringer von Nutzen sein?

    Ebsworth: Ich bin als Chairman sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, ein Expertenteam aus international renommierten Wissenschaftlern und Medikamentenentwicklern mit Spezialkenntnissen im Bereich der Atemwegserkrankungen für Verona Pharma gewonnen zu haben. In erster Linie ist es nicht eine Frage von Verbindungen, sondern vielmehr von Erfahrungen in der erfolgreichen Entwicklung, Herstellung, Zulassung und Vermarktung von Medikamenten. Für unser Produkt wollen wir den richtigen Partner finden, der das Interesse, Know-how und die Power hat, das Potenzial von RPL554 zu heben. 

     

    Das erste Medikament soll ab 2020 vermarktet werden, sofern die Zulassung erfolgt ist. Ist Verona Pharma hier im Zeitplan?

    Ebsworth: Bisher läuft unsere Entwicklung innerhalb unseres Zeitplans. Wir sind mit der Umsetzung unseres klinischen Programms sehr zufrieden.

     

    Verona Pharma gilt mit der Konzentration auf RPL554 trotz diverser Indikationen als Ein-Produkt-Unternehmen. Nun ist das einerseits nicht ungewöhnlich im Biotechsektor, aber auch bei manchen Investoren unbeliebt, weil es risikolastiger ist. Wollen Sie an der Strategie etwas ändern?

    Ebsworth: Ja, wir konzentrieren uns auf die Entwicklung von RPL554, denn ein klarer Fokus ist ein deutlicher Vorteil. Schlanke Strukturen, Fokussierung auf ein aussichtsreiches und innovatives Produkt, Konzentration unserer Finanzmittel auf eine schnelle Entwicklung und Kommerzialisierung. Medikamentenentwicklung bedeutet Forschung und Entwicklung und wird immer Risiken beinhalten. Das ist einem Großteil unserer Investoren absolut bewusst, denn sie sehen vor allem die Chancen darin. 

     

    Welche Summen könnten Sie in Zukäufe investieren?

    Ebsworth: Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung, dafür haben wir diese Aktienplatzierung vorgeschlagen. Wir haben aber auch den Markt darüber informiert, dass wir ein NASDAQ-Listing und eine weitere Finanzierungstranche in Erwägung ziehen. Damit könnten sich auch Handlungsspielräume auftun, zum Beispiel die Pipeline zu einem späteren Zeitpunkt zu füllen. Aber das ist momentan nicht unsere Diskussion.

     

    Sie überlegen sehr laut, an die NASDAQ zu gehen. Warum?

    Ebsworth: Der US-Markt ist für uns sowohl aus Investorensicht als auch aus Entwicklungs- und Vermarktungssicht ausgesprochen attraktiv. Wir sind ein internationales Team und haben hier keinerlei Berührungsängste, sondern sehen in erster Linie die großen Chancen in einem US-Listing. Ein Listing an der NASDAQ ist ein klarer Wunsch der neuen Investoren mit starker Healthcare-Spezialisierung. 

     

    Das jetzt hereingeholte Geld wird für die aktuelle Studie genutzt werden. In der Folge werden aber sicherlich weitere Finanzierungsrunden notwendig werden. Gibt es dazu schon Pläne?

    Ebsworth: Wie gesagt, dazu haben wir bereits einen Ausblick gegeben, eine weitere Finanzierung könnte im Zusammenhang mit einem US-Listing erfolgen – auch wenn das Volumen und der Zeitpunkt momentan noch offen sind. Hier werden wir unsere Bedürfnisse präzise definieren, aber auch genau die vorherrschenden Marktbedingungen im Blick haben.

    In Kooperation mit 4investors.de.




    wallstreetONLINE Redaktion
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