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    BREXIT/ROUNDUP  698  0 Kommentare Russlands Nationalisten bejubeln den Brexit

    MOSKAU (dpa-AFX) - Einen Krimsekt auf den Brexit! In Russland wird das Ergebnis der britischen Volksabstimmung vor allem von nationalistischen Politikern bejubelt. Doch die Folgen sind für das Riesenland nicht absehbar. Es kann sein, dass mancher Verantwortliche verzweifelt einen Wodka kippt.

    Mit der Europäischen Union kann Russland traditionell wenig anfangen, Brüssel gilt als Feind. "Das ländliche, provinzielle, arbeitende Großbritannien hat Nein gesagt zu der Union, die von der Finanzmafia, Globalisten und anderen geschaffen wurde", freute sich Parlamentsvize Wladimir Schirinowski (70), Chef der nationalistischen Liberaldemokraten.

    Politisch sympathisiert Russland zwar mit den EU-Gegnern, doch in der Realpolitik agiert es vorsichtig. Präsident Wladimir Putin mag keine Unruhe, keine abrupten Entwicklungen, die der Kreml nicht steuern kann.

    Äußerungen des britischen Premierministers David Cameron über ein angebliches Interesse Moskaus an einem EU-Ausstieg Londons entbehren aus Putins Sicht jeder Grundlage. "Russland hat sich in die Frage eines Brexits nie eingemischt, nie darüber geäußert, es hat sie nicht beeinflusst und dies auch nie versucht", sagte Putin am Freitag in Usbekistan. Die Vorwürfe seien ein Versuch des scheidenden Regierungschefs Cameron gewesen, die Briten zu beeinflussen.

    Einen Seitenhieb auf die EU kann sich der Kremlchef dennoch nicht verkneifen: Er sehe in der Brexit-Entscheidung den Protest der Briten gegen eine zunehmende Machtfülle der Brüsseler Bürokratie.

    Anders als Kanzlerin Angela Merkel oder US-Präsident Barack Obama hatte Putin im Vorfeld nicht klar gegen den Brexit Stellung bezogen. "Moskau ist daran interessiert, dass die Europäische Union eine blühende, stabile und berechenbare Wirtschaftsmacht bleibt", sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Freitag.

    Für Russland zählt, wie es mit seinen Öl- und Gasexporten weitergeht. Der Brexit werde den Ölpreis noch stärker schwanken lassen, erwartet Vize-Energieminister Alexej Teksler. Außerdem ist Großbritannien ein wichtiger Zielmarkt für die geplante Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Der Bau der Gasleitung zwischen Russland und Deutschland ist in der EU umstritten. "Zum jetzigen Zeitpunkt" erwarte er aber keine Auswirkungen auf das Projekt, sagte Teksler.

    Von einem "unangenehmen Ereignis" spricht Finanzminister Anton Siluanow. Dem Rubel täten Turbulenzen in der Weltwirtschaft nicht gut. Insgesamt hält Siluanow aber die Folgen des Brexit für Russlands Wirtschaft für überschaubar. Fraglich ist, was mit dem Handel russischer Aktien, mit russischen Investitionen in London wird.

    Russlands Außenpolitiker versuchten abzuschätzen, wie sich der EU-Abschied auf die bilateralen Beziehungen mit Brüssel und London auswirkt. Der russland-kritische Block in der EU aus Briten, Polen und Balten werde geschwächt, sagte der kremltreue Experte Sergej Karaganow. Er tröstete die Europäer: Vielleicht sei die EU ohne die Briten als ständige Spielverderber (wörtlich: Spoiler) besser dran. Das Außenministerium in Moskau erwartet keine Verbesserung im chronisch angespannten Verhältnis seines Landes zu Großbritannien.

    Russland hofft allerdings darauf, dass die transatlantische Anbindung der EU geschwächt wird. "Der Austritt trennt Europa von den Angelsachsen ab, also von den USA", meint Boris Titow, Vorsitzender der russischen Fortschrittspartei. "Ab dann dauert es nicht lange bis zu einem geeinten Eurasien - vielleicht zehn Jahre."/fko/DP/she





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