Aktien Frankfurt Ausblick
Brexit-Schock wirkt nach
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt steht auch zu Wochenbeginn noch ganz im Zeichen des Brexit-Schocks vom Freitag. Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart signalisierte der X-Dax als Indikator für den Dax einen Kursverlust von 0,61 Prozent auf 9499 Punkte. Am Freitag war der Dax zum Auftakt um 10 Prozent abgesackt - am Ende stand er noch 7 Prozent im Minus.
Beim noch stärker gebeutelten EuroStoxx 50 deutete sich am Montagmorgen ein rund 1 Prozent schwächerer Start an. Dem britischen FTSE-100-Index droht ein Minus von anderthalb Prozent - er hatte sich vor dem Wochenende allerdings besser behauptet als Dax und EuroStoxx. Gefragt blieben als sichere Häfen geltende Anlagen: Der Goldpreis legte weiter zu, und auch der Yen ist als Fluchtwährung weiter gefragt.
Das Marktgeschehen sei geprägt von der Unsicherheit, die durch die Entscheidung der Briten für einen Ausstieg auf der Europäischen Union (EU) entstehe, sagte Analyst Ric Spooner vom Broker CMC Markets. Chinas Premier Li Keqiang sieht den Brexit als Belastung für die Erholung der Weltwirtschaft. Die US-Ratingagentur Moody's drohte Großbritannien nach dem Votum für einen Austritt aus der EU mit einer Herabstufung.
Spooner machte aber auch positive Nachrichten aus - etwa mit Blick nach Spanien. Dort gewann die konservative Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy die vorgezogene Parlamentswahl. Die Spanier setzten damit in komplizierten Zeiten auf Stabilität.
CHEFWECHSEL BELASTET FRESENIUS
Unter den Einzelwerten verloren die Aktien des Medizinkonzern Fresenius nach dem angekündigten Chefwechsel beim Broker Lang & Schwarz (L&S) über 2 Prozent. Die Ablösung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Ulf Schneider durch den bisherigen Finanzvorstand Stephan Sturm komme überraschend und sei auch eine Enttäuschung, schrieb ein Händler. Da der Nachfolger aber auch schon seit 2005 bei Fresenius sei, dürfte der Übergang zumindest reibungslos verlaufen. Schneider verlässt das Unternehmen bis Ende Juni auf eigenen Wunsch, um eine "neue berufliche Herausforderung" anzunehmen.
Auch die Deutsche Bank sollte im Blick behalten werden. Einem Börsianer zufolge strich der bekannte Analyst und Branchenexperte Kian Abouhossein von JPMorgan seine Übergewichtungs-Empfehlung für die Papiere des Finanzkonzerns. Damit habe einer der letzten Optimisten seine positive Einschätzung geändert, kommentierte der Börsianer die Abstufung. Das auf 15 Euro gesenkte Kursziel beinhaltet allerdings noch etwas Luft nach oben - vorbörslich legte die Aktie moderat auf 13,38 Euro zu.
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Der Brexit-Schock hatte am Freitag Bankenwerte in ganz Europa nach unten gerissen. Die Papiere der Deutschen Bank waren am Ende um 14 Prozent eingebrochen. Zuvor waren sie im Verlauf fast bis auf ein Rekordtief gefallen. Das liegt weiter bei 12,685 Euro.
KAUFEMPFEHLUNG HILFT THYSSENKRUPP
Die Titel von Thyssenkrupp schafften ebenfalls vorbörslich ein knappes Plus. Die Baader Bank habe die Papiere des Industrie- und Stahlkonzerns hochgestuft und empfehle sie nun zum Kauf, kommentierte ein Händler den Kursanstieg. Zudem dürfte es bei den Anlegern gut ankommen, dass die Investmentgesellschaft Cevian ihre Beteiligung aufgestockt habe.
Im MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen stemmten sich Kuka-Aktien bei L&S mit plus 0,81 Prozent gegen den negativen Markttrend. Die Vereinbarung zur Übernahme des bayerischen Roboterherstellers durch den chinesischen Großaktionär Midea steht nach Medieninformationen kurz vor dem Abschluss. Kuka bekomme langfristige Garantien, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf Verhandlungskreise. Dies sollte Börsianern zufolge die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme erhöhen und ist positiv für die Aktie.
WIRECARD-KURSSPRUNG NACH PRESSEBERICHT
Im TecDax sprangen Wirecard-Aktien um über 9 Prozent an. Der deutsche Zahlungsabwickler steht laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" mit chinesischen Investoren in Gesprächen um eine Beteiligung. Die Alibaba-Tochter Alipay erwäge eine Beteiligung von bis zu 25 Prozent, hieß es./gl/ag