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    Danke Brexit, Danke!  10170  4 Kommentare Verschwende nie eine Krise… Weitere 150 Milliarden für Rettung italienischer Banken

    Italienische Banken sollen mit weiteren 150 Milliarden Euro gerettet werden
    Die Aktien der italienischen Banken sind im freien Fall. Ministerpräsident Matteo Renzi nutzt daher den Brexit als Vorwand, um ein neues Programm zur Stützung der Banken aufzulegen. Die schiere Größe des Programms zeigt, wie groß die Probleme der italienischen Institute sind.

    „Verschwende nie eine Krise; sie gibt uns Gelegenheit, große Dinge zu tun“, ist ein bekanntes Zitat von Winston Churchill, der von 1940 bis 1945 und von 1951 bis 1955 Premierminister Großbritanniens war. Genau das denkt sich offenbar auch der derzeitige Ministerpräsident Italiens Matteo Renzi nach dem Brexit-Votum der Briten. Renzi, der bereits seit Februar 2014 im Amt ist, packt die Brexit-Gelegenheit am Schopf und hat bei der EU-Kommission ein 150-Milliarden-Euro schweres Rettungspaket für die italienischen Banken durchgedrückt.

    Dabei sollen die Banken mit Staatsgarantien gestützt werden. Alle solventen Banken hätten Anspruch auf Liquiditätshilfen. Dabei werden die EU-Regeln, zum Stabilitätspakt, zur Bankenunion und zur Bankenrettung bis zum Rande des Erlaubten und darüber hinaus strapaziert. Brexit ist also nur der Vorwand, um die Spielregeln einmal mehr zu umgehen und ad absurdum zu führen. Die EU hatte Renzis Vorschlag bereits am 26. Juni zugestimmt, die Übereinkunft bislang aber nicht öffentlich gemacht.

    Bankenansturm soll verhindert werden

    Ein Sprecher der EU-Kommission sagte zwar: „Es wird nicht erwartet, dass es zum Einsatz dieses Programms kommen wird.“ Die Frage, die sich normale Menschen stellen sollten, ist aber: Wieso wird ein solches Programm aufgelegt, wenn es gar nicht gebraucht werden wird? Umso bemerkenswerter ist in dem Zusammenhang, was Renzi laut Gerüchten gesagt haben soll. Er hoffe mit dem Programm, die Panik der Investoren einzudämmen, die zu einem Ansturm auf die Spareinlagen führen und die Liquidität der Banken beeinträchtigen würde. Es geht also darum einen Ansturm auf die Banken zu verhindern.

    Tatsächlich dürfte eine Anwendung des Programms viel näher sein, als viele „Experten“ derzeit erwarten. Immerhin ist der Bankenindex FTSE Italia All-Share Banks allein seit Jahresanfang um 55 Prozent eingebrochen und nimmt rapide das 2012er-Tief von knapp unter 6.100 Punkten ins Visier. Die Aktie der UniCredit ist seit Jahresanfang um 63 Prozent kollabiert und notiert auf dem tiefsten Niveau seit Anfang 1997 - und das, obwohl „Strafzins“-Mario Draghi fast eine Billion Euro pro Jahr druckt. Dennoch – oder vielmehr wegen des gigantischen Gelddruckens -, verschärfen sich die Probleme für die Banken immer weiter, weil ihre Zinsmarge immer weiter schrumpft und damit ein ehemals wichtiger Gewinnlieferant für die Institute weiter wegbricht.

    Warten auf das 40-Milliarden-Programm

    Das Programm ist offensichtlich dringend notwendig, sitzen die italienischen Banken doch auf faulen Krediten von rund 360 Mrd. Euro. Der anhaltende Kursrutsch der Bankaktien zeigt aber, dass die Investoren die Effektivität des Programms zur Lösung der Probleme stark anzweifeln. Offensichtlich genügen den Investoren keine Bankgarantien, die Investoren wollen vielmehr eine Rekapitalisierung der Banken über Eigenkapital sehen. Hauptsächlich damit können in Krisenzeiten Verluste aufgefangen werden.

    Dabei soll das neue Programm bereits ein weiteres Programm von rund 40 Mrd. Euro ergänzen, über das Renzi immer noch nachdenkt. Dabei sollen die Geldhäuser mit neuen Kapitalspritzen gestützt werden, beispielsweise über Nachrang- oder Wandelanleihen. Eventuell könnte auch der bisherige Rettungsfonds „Atlante“ deutlich aufgestockt werden, der über eine Feuerkraft von mickrigen vier Mrd. Euro verfügt – angesichts der Größe des Problems eine lächerliche Summe. Renzi kritisiert zwar immer seine Vorgänger, weil sie nichts für die Rekapitalisierung der Banken getan hätten. Renzi ist aber selbst schon mehr als zwei Jahre im Amt und hat was das Thema angeht auch nicht besonders viel auf die Reihe gebracht. 

    Anleger sollten die italienischen Banken weiter genau im Auge behalten. Der Verfall der Papiere dürfte weiter gehen und damit den gesamten italienischen Aktienmarkt, gemessen am FTSE Mib, mit nach unten ziehen. 




    wallstreetONLINE Redaktion
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