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    Marktkommentar  600  0 Kommentare AB: Anlegen in Europa nach dem Brexit-Schock

    Die Finanzmärkte in Europa haben den Schock des Brexit-Referendums noch nicht verdaut. Wie sollen Anleger an den europäischen Aktien- und Anleihenmärkten mit den Turbulenzen umgehen?

    Das Brexit-Votum und die daraus resultierende Risikoaversion der Anleger haben einen erheblichen Kurssturz vieler europäischer Unternehmensanleihen ausgelöst. Diese Entwicklung führte zu höheren Renditen und ausgeweiteten Spreads, insbesondere im High-Yield-Bereich. Die sichersten Staatsanleihen hingegen profitierten von der Flucht in "Safe Havens".

    Europäische Aktien litten in den ersten beiden Tagen nach dem Brexit-Ergebnis stark. Die Anleger verlangen eine höhere Risikoprämie für die politische Unsicherheit in Europa. Aufgrund des erhöhten Rezessionsrisikos in Britannien und vielleicht sogar dem Rest Europas preisen sie zudem niedrigere Gewinne ein.

    Was sollten europäische Anleger in diesem unsicheren Umfeld tun? Wo finden sie Anleihen, welche die ihnen zugedachte defensive Rolle im Depot am besten spielen können? Und wie können sie sicherstellen, dass Aktien die hohen Erträge erzielen, die sie von ihnen erwarten? Wir sind überzeugt, dass es wichtig ist, aktiv zu bleiben, um die Risiken in Europa zu umschiffen und Chancen aufzudecken, die durch dieses volatile Umfeld geschaffen werden.

    Die ganze Breite des Anleihenmarkts nutzen

    Wenn die Märkte durch Unsicherheit bestimmt werden, müssen Anleiheninvestoren in der Lage sein, aktiv die beiden wichtigsten Stellschrauben in ihren Depots zu bedienen: Bonität und Duration. Beide Stellschrauben bewegen sich meist in gegenläufiger Richtung.

    Kredit- oder Bonitätsrisiko lohnt sich am meisten in risikobereiten Märkten, während Duration eher in risikoaversen Zeiten funktioniert. Manchmal bieten hochverzinsliche Anleihen mit niedriger Bonität und relativ hoher Korrelation zu Aktien die besten Renditechancen. Aber Anleger benötigen auch Zinsdurationsengagements, denn die langläufigsten Papiere performen in Aktienbaissen am besten. Wer die Bonitätsschraube lockert, sollte die Durationsschraube im Allgemeinen anziehen, und umgekehrt.

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    Auf der Suche nach Risikopuffern

    Anleger haben zugleich die Möglichkeit, mehr Stabilität in ihr Anleihenportfolio zu bringen. Die Renditen von langdatierten europäischen Staatsanleihen, dominant in den Benchmarks, sind derart niedrig, dass sie selbst bei anhaltenden Turbulenzen kaum Raum nach unten haben. Bundesanleihen sind mittlerweile bis auf 15 Jahre hinaus sogar mit negativen Renditen behaftet. Unseren Analysen zufolge wird selbst eine anhaltende "Safe Haven"-Bewegung diese Renditen nicht signifikant weiter drücken. Bundesanleihen und ähnlich niedrig rentierende Papiere sind als Risikopuffer bei fallenden Aktienmärkten wenig effektiv.

    Wer jedoch höher rentierende Anleihen von Regierungen ausserhalb Kerneuropas wählt, könnte damit einen besseren Schutz gegen Aktienbaissen erhalten. Britische, australische und amerikanische Staatsanleihen haben während den jüngsten Turbulenzen signifikant besser als Bundesanleihen abgeschnitten.

    Die Marktstimmung wird aktuell von der hohen Volatilität dominiert. Es empfiehlt sich jedoch, einen breiteren Kontext zur Betrachtung europäischer Anleihen heranzuziehen. Die EZB fährt unbeirrt in ihrem Anleihenkaufprogramm fort und erwirbt jeden Monat Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen im Wert von 80 Milliarden Euro. Diese geldpolitische Massnahme hat bereits geholfen, die Märkte etwas zu entspannen, und sie wird die Brexit-Ansteckungsgefahr für die breiteren Märkte unserer Ansicht nach verringern.

    Auf der Suche nach Aktienchancen

    Der Kursrutsch an Europas Börsen war nicht gleichmässig verteilt. Die offensichtlich am meisten betroffenen Unternehmen, insbesondere im Finanzsektor, litten am stärksten, während defensivere Titel widerstandsfähiger waren und zum Teil sogar stiegen.

    Auch die Auswirkungen des Kurssturzes des Britischen Pfunds und in geringerem Masse des Euros auf die jeweiligen Unternehmen nahmen die Märkte rasch in Betracht. Unternehmen, die ihre Gewinne primär in diesen Währungen erwirtschaften, wurden härter abgestraft als Unternehmen mit Fokus auf Amerika oder Asien. Unserer Meinung nach haben die Märkte also recht ausgewogen auf den veränderten Ausblick reagiert, insbesondere angesichts der grossen Unsicherheit hinsichtlich des Zeitplans und der Details des britischen EU-Austritts.

    Die Krise hat jedoch auch neue Chancen geschaffen, besonders in den folgenden Bereichen:

    - Europäische Standardwerte, die über Gebühr unter Indexverkäufen gelitten haben. Anleger, die Risk-Parity- oder ähnliche Ansätze verfolgen, sind gezwungen, bei starken Kursstürzen zu verkaufen, und verwenden dann oft ETFs oder andere passive Instrumente. Dieses Verhalten schadet vielen Indexschwergewichten mehr, als es ihre individuellen Aussichten hergeben.

    - Finanzaktien mit geringer Zyklizität . Einige solide finanzierte, etablierte Geschäftsbanken, insbesondere in Nordeuropa, könnten nach dem Abverkauf bessere Erträge bieten.

    - Energieunternehmen mit Gewinnen im Dollarraum und niedrigem Engagement in Europa. Der Ölpreis fiel nach dem Brexit-Ergebnis ebenso wie andere Risikosektoren. Doch unser Research kommt zu dem Ergebnis, dass ein sinkendes Angebot, und nicht die Marktstimmung, in den kommenden Monaten entscheidend für die Ölpreisbildung sein wird.

    Das überraschende Brexit-Votum war für Anleihen- und Aktienanleger gleichermassen schmerzlich. In solchen Zeiten sollten Portfoliomanager unserer Überzeugung nach sorgsam auf Kapitalschutz in den betroffenen Bereichen bedacht sein, aber zugleich neue Potenziale für attraktive Erträge erschliessen.

    John Taylor, Tawhid Ali

    Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.



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    Verfasst von Asset Standard
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