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    Geldpolitik  4280  0 Kommentare Anflug von Helikoptergeld in Japan treibt DAX & Co.

    An den weltweiten Börsen hat sich ein kräftiger Stimmungswandel vollzogen. Die Bankenkrise in Europa und die Auswirkungen des Brexit spielen scheinbar keine Rolle mehr. Angetrieben wird die Rally am weltweiten Aktienmarkt von der Spekulation auf die nächsten Maßnahmen der japanischen Regierung und Notenbank.

    Kräftige Rally am weltweiten Aktienmarkt: Der DAX kratzt an der 10.000er-Marke, der S&P500 ist auf neue Rekordhochs geklettert und der Nikkei ist im Rally-Modus. Verantwortlich dafür ist die Spekulation, dass es schon bald Helikoptergeld in Japan geben könnte. Helikoptergeld bedeutet, dass die Staaten künftig einen Teil der neuen Staatsanleihen, also der Schulden, nicht mehr am Anleihenmarkt platzieren, sondern direkt an die Notenbank verkaufen. Auf diese Weise hätte der Staat viel mehr Geld und könnte es beispielsweise zum weiteren Aufbau der Infrastruktur verwenden und damit die Wirtschaft kräftig ankurbeln. In der Theorie wäre Helikoptergeld damit viel besser als das gigantischen QE-Gelddrucken der vergangenen Jahre, weil man mit Helikoptergeld die Wirtschaft ankurbeln könne, während das mit dem Gelddrucken überhaupt nicht geklappt hat. Immerhin war Japan in den vergangenen Jahren wiederholt in die Rezession abgerutscht, die Wirtschaft war also geschrumpft.

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    Japan steckt ganz tief im Schuldensumpf

    Spekulationen über eine baldige Einführung von Helikoptergeld waren aufgekommen, nachdem sich der ehemalige Chef der US-Notenbank Ben Bernanke am Montag, 11. Juli, mit dem derzeitigen Chef der japanischen Notenbank Haruhiko Kuroda und am darauffolgenden Dienstag mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe getroffen hatte. Danach hatte Abe gesagt, dass er den Ausstieg aus der Deflation „beschleunigen“ wolle. Laut Abes Aussagen ist Deflation schlecht für die japanische Wirtschaft, weil die Deflation, also der Rückgang der Verbraucherpreise, die Konjunktur bremse. Derartige Aussagen sind natürlich völliger Unsinn. Jeder, der gelegentlich beim Aldi oder einem anderen Discounter einkauft, weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Je billiger die Produkte werden, umso mehr kauft man davon. Deflation ist viel mehr deswegen für Japan schlecht, weil bei einer Deflation der Wert der Schulden steigt, während bei Inflation die Schulden weginflationiert werden. Die Staatsschulden Japans nähern sich aber rapide der Marke von 250 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert weltweit. Dass Abe und Kuroda vor diesem Hintergrund die Inflation unbedingt anheizen wollen, ist aus deren Sicht mehr als verständlich.

    Bernanke setzt auf ein „monetär finanziertes Fiskalprogramm“

    Für Bernanke ist es überhaupt nicht ungewöhnlich Japan Ratschläge für die Bewältigung der Dauerkrise zu geben. Bernanke hatte sich bereits vor 13 Jahren, als er einer der Mitglieder des Gremiums der US-Notenbank, aber noch nicht deren Chef war, mit Abe und Kuroda getroffen und dabei eine stärkere Kooperation von Geld- und Fiskalpolitik gefordert, damit Japan das angebliche „Deflations-Monster“ bekämpfen und die Wirtschaft wieder in Schwung bringen könne. Dass Bernankes damalige Ratschläge absolut nichts dazu beigetragen haben, um die Ziele zu erreichen, halten Abe und Kuroda aber nicht davon ab, den Irrsinn immer weiter auf die Spitze zu treiben. Im April 2016 hatte Bernanke in seinem Blog für den Fall einer Krise in den USA „ein monetär finanziertes Fiskalprogramm“ ins Spiel gebracht. Das ist nichts anderes als Staatsfinanzierung durch die Notenpresse.

    Abe entfacht das nächste Strohfeuer

    Warum zeichnet sich ab, dass es schon bald Helikoptergeld in Japan geben dürfte? Nach dem Sieg bei der Oberhauswahl von vor ein paar Tagen pfeiffen es die Spatzen von den Dächern, dass Abe ein neues Konjunkturprogramm von rund zehn Billionen Yen (95,6 Mrd. Dollar) auflegen will und dazu noch viel mehr Staatsanleihen ausgeben will als bislang geplant. Einer seiner Berater hatte zuletzt sogar ein Konjunkturprogramm von 20 Billionen Yen ins Spiel gebracht. Als Ausrede für das neue Programm muss der Brexit herhalten. Er sei dafür verantwortlich, dass sich die japanische Wirtschaft schlechter als erwartet entwickle, weshalb zum wiederholten Male ein Konjunkturprogramm notwendig sei. Die neue Schwemme an Staatsanleihen dürfte die Notenbank kaufen, womit der Einstieg in Helikoptergeld eingeleitet werden dürfte. Nun spekulieren die Investoren zusehends, dass die Notenbank bereits bei der Sitzung am 29. Juli die Geldpolitik weiter lockern könnte, indem das Programm zum Kauf von Staatsanleihen oder Aktien aufgestockt werden könnte.

    Immer mehr Helikoptergeld

    Bei Helikoptergeld gibt es „nur“ ein Problem. Es wird die Inflation kräftig anheizen, weil das Verhältnis von Geldmenge zu Gütermenge noch stärker steigt als ohnehin schon. Und wenn man erst einmal diesen Weg eingeschlagen hat, gibt es kein Zurück mehr, sondern immer nur noch mehr Helikoptergeld „Damit es seine volle Wirkung entfalten kann, muss der Anstieg der Geldmenge dauerhaft sein“, hat Bernanke in seinem Blog geschrieben. Je länger und je intensiver Helikoptergeld abgeworfen wird, umso stärker wird die Inflation angeheizt und umso größer werden die Risiken einer derartigen Politik werden.

    Anleger sollten die Rally beim DAX genießen, solange sie anhält. Zwar sorgt die Aussicht auf Helikoptergeld in Japan dafür, dass sich die Gewinnperspektiven der DAX-Unternehmen aufhellen. Allerdings könnten sich die Investoren schon bald wieder Sorgen machen, dass noch gigantischer Anleihenäufe der Notenbanken die Zinsen noch tiefer in den Strafzinsbereich drücken werden und damit die Weltwirtschaft noch weiter schwächen werden. Denn wenn den Sparern noch mehr Zinseinnahmen entgehen als bislang schon, werden sie sich noch mehr beim Konsum zurückhalten. Diesen Effekt wird man selbst durch die Ausgabe von immer mehr Helikoptergeld kaum kompensieren können. Vor dem Hintergrund steht die Rally beim DAX auf wackeligen Beinen. 




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