Brexit bitter im Abgang
Gut für Anleger, schlecht für Trinker: Die Wein-Preise steigen
Jetzt kann man sich den Brexit nicht einmal mehr schöntrinken. Zumindest nicht mit einem guten Grand-Cru-Bordeaux, denn die edlen Tropfen aus Frankreich werden teurer. Infolge der gestiegenen Unsicherheit flüchten sich immer mehr Anleger in den florierenden Weinmarkt.
Der neue Jahrgang 2015 soll ein Guter werden. Der sonnenreiche Sommer habe in diesem Jahr ganz besonders aromatische und kerngesunde Trauben hervorgebracht, so das Deutsche Weininstitut. Ob man am Ende in den Genuss dieser qualitativ hochwertigen Tropfen kommt, bleibt allerdings fraglich. Denn zurzeit decken sich mehr und mehr Anleger mit dem kulinarischen Luxusgut ein. Als langfristige Investment-Alternative taugen sie dabei durchaus. Die besten Weine können bei guter Lagerung bis zu 50 Jahre und mehr reifen.
Der Brexit scheint den Hype nun noch weiter beschleunigt zu haben. Nach dem Pfund-Crash haben sich Schnäppchenjäger weltweit auf Pilgerfahrt nach London begeben, um ihren Luxusgelüsten zu frönen. "Käufer aus den USA, aus Asien und Europa schickten sich an, von der schwachen Währung zu profitieren", erklärte Justin Gibbs, Mitbegründer der in London ansässigen Weinbörse Liv-Ex der "Welt". Die britische Hauptstadt ist eines der wichtigsten Handelszentren für französische Weine. Im letzten Jahr hat das Vereinigte Königreich 18,4 Millionen Kisten im Wert von 1,2 Milliarden Euro importiert.
Selbst französische Händler aus dem Bordelais, die ja eigentlich selbst an der Quelle sitzen, würden aktuell in London zuschlagen. In der Folge stieg der von Gibbs und seinem Team berechnete Liv-ex Fine-Wine-50-Index seit dem Referendum um über 5 Prozent an. Insgesamt kletterten die Preise für die 50 meistgehandelten Weine seit Jahresanfang sogar um 14 Prozent. Dieselbe Rally ist auch beim Gold- und Silberpreis zu beobachten. Über 20 beziehungsweise 30 Prozent betrug der bisherige Wertzuwachs bei den Edelmetallen.
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Sollte es den Weinhändlern mit dem schwankenden Pfund irgendwann zu bunt werden, so hätten sie letztlich noch ein Ass im Ärmel. Denn dann "könnte es sein, dass die Händler in der City auf Dauer dazu übergehen, ihre Preise in Dollar anzugeben", sagte Investmentberater David Nathan Maister der "Welt". Seine Vermögensverwaltungsgesellschaft betreibt einen eigenen Weinfonds.