Nach gescheiterten Doha-Gesprächen
Russischer Energieminister: Wir drosseln hier gar nichts!
Der russische Energieminister Alexander Novak hat die Hoffnung aller Anleger auf eine rasche Erholung der Ölpreise zunichte gemacht. Seiner Meinung nach wird es nicht zu einem Anstieg über die 50-Dollar-Marke vor 2017 kommen. Die Vorräte seien einfach zu groß. An etwaigen Drosselungsvorhaben will man sich nicht beteiligen.
Es ist schon paradox. Das Land, welches mit am meisten unter den niedrigen Ölpreisen zu leiden hat, will sich aus jedweden Kürzungsplänen der OPEC raushalten. Zwar hatte Russland seine Fördermengen im Februar kurzzeitig konstant gehalten, das war aber eher ein Wink mit dem Zaunpfahl für andere Förderländer. Schon im März wurde die Produktion wieder hochgeschraubt (mehr dazu auf "Reuters").
Auch im April konnte man sich bei einem Treffen mit den OPEC-Mitgliedern (Russland gehört nicht dazu) in Doha nicht auf ein Ende der Ölschwemme einigen. Hauptspielverderber war Saudi-Arabien, seines Zeichens produktionsstärkstes Mitgliedsland im Ölkartell. Der Grund: Mit einer Drosselung könnte man dem unliebsamen Hauptkonkurrenten Iran ungewollt zu einem Marktvorteil verhelfen. No go! Die darauffolgenden Gespräche im Juni verliefen abermals im Sande.
Der nächste Versuch startet im November in Wien. Unabhängig davon, ob es dem zerstrittenen Kartell jemals wieder gelingen sollte, sich auf bestimmte Quoten zu einigen, stellte Russlands Energieminister Alexander Novak eine Sache nun endgültig klar: An möglichen Drosselungsplänen werde man sich nicht beteiligen. In einem Interview mit "Reuters" erklärte er: "Wir diskutieren keine koordinativen Aktionen zwischen Russland und der OPEC. Da uns die nötigen Werkzeuge und Mechanismen fehlen, können wir Förderkürzungen nicht zustimmen."
Die voraussichtliche Gesamtproduktion russischen Öls werde Novak zufolge in diesem Jahr bei 542 bis 544 Millionen Tonnen liegen. Damit wäre das 30-Jahres-Hoch aus dem Vorjahr von 534 Millionen Tonnen erneut übertroffen. In seinem jüngsten Länderbericht hatte der IWF Russland empfohlen, sich nicht weiterhin von Öl- und Energieexporten abhängig zu machen. Sollte das Land die notwendigen Strukturreformen ergreifen können, so könne es mit einer Wiederkehr des wirtschaftlichen Wachstums ab 2017 rechnen.
An einen vorherigen Anstieg der Ölpreise glaubt Novak ohnehin selbst nicht. Seiner Meinung nach wird es bis Jahresende bei einem Niveau von 40 bis 50 US-Dollar pro Fass bleiben. Je nach Entwicklung der Nachfrage könnte es auch weniger werden. Bis zu einem Abbau der weltweiten Überschüsse werde es so oder so noch lange dauern. Aktuell seien insgesamt 500 Millionen Barrel zu viel auf dem Markt.